Tomaten aus der Vulkaneifel: Im Mehrener Gewerbegebiet entsteht eine Gemüsefabrik

Mehren/Daun · Jetzt ist es amtlich: Nachdem die Kreisverwaltung die Baugenehmigung erteilt hat, wird Donné Jacobs in Mehren die erste Tomatenzucht in der Vulkaneifel aufbauen. Nach Pfingsten soll es losgehen. Der niederländische Investor will mindestens sechs Millionen Euro investieren und 25 neue Arbeitsplätze schaffen.

 Am linken Rand des Gewerbegebiets Mehren – auf dem Holzlagerplatz der Firma Tombers und den Wiesen darüber – soll die Tomatenfabrik des niederländischen Investors entstehen. TV-Foto: Helmut Gassen

Am linken Rand des Gewerbegebiets Mehren – auf dem Holzlagerplatz der Firma Tombers und den Wiesen darüber – soll die Tomatenfabrik des niederländischen Investors entstehen. TV-Foto: Helmut Gassen

Foto: Helmut Gassen (HG) ("TV-Upload Gassen"

Tomaten aus der Vulkaneifel und nicht aus Spanien oder Holland - die wird es wohl bald geben. Die Kreisverwaltung in Daun hat den geplanten Bau einer dreieinhalb Hektar großen Tomatenzucht bei Mehren in der Vulkaneifel genehmigt. Das entspricht etwa der Größe von vier Fußballfeldern.
In der Woche nach Pfingsten sollen schon die ersten Versorgungsleitungen verlegt werden. Ab Mitte Juni werde das Grundstück für das Gewächshaus im Gewerbegebiet "Berenderpfad/Auf der Breit" planiert. Der Standort, der zunächst wegen gescheiterter Grundstücksverhandlungen verworfen wurde, kam nun doch noch zum Zug. Denn das danach ins Auge gefasste Waldgebiet in der Nähe des Naturschutzgebiets Mürmes hatte zu heftigem Widerstand geführt.
"Die Einigung kam jetzt zustande, weil die Firma Tombers ihre Holzlagerplätze oberhalb des eigenen Betriebs der Gemüseland Vulkaneifel GmbH verkauft hat. Dadurch ist die Fläche für das Gewächshaus groß genug", sagt Erwin Umbach, Ortsbürgermeister von Mehren. Auch die Gemeinde hat Grundstücke und Wege an den Investor verkauft. Alle Kaufverträge sind inzwischen unterschrieben.
Die Gemeinde hatte schon früh die Bauvoranfrage des niederländischen Investors positiv beantwortet. Sie erwartet von der Ansiedlung langfristig positive Effekte für das Dorf: Gewerbesteuereinnahmen und neue Arbeitsplätze. In den bisherigen Gesprächen mit dem Investor war von fünf Festangestellten und bis zu 25 Saisonarbeitskräften die Rede.
Der holländische Investor Donné Jacobs vom Gartenbaubetrieb Jacobs Rieter aus dem niederländischen Belfeld in der Gemeinde Venlo will nach eigenen Angaben in den Bau der Anlage rund sechs Millionen Euro investieren. Dafür hat Jacobs die Gemüseland Vulkaneifel GmbH gegründet. Beheizt werden soll das Gewächshaus durch das benachbarte Biomassekraftwerk der Firma Tombers. Bis Dezember sollen die ersten Tomaten gepflanzt werden, für März 2016 wird mit der ersten Tomatenernte in der Vulkaneifel gerechnet.Nabu stimmt Vorhaben zu


Die Nabu-Gruppe Daun, die dem Vorhaben bislang kritisch gegenüberstand, gibt sich moderat. Sprecher Hans-Peter Felten sagt: "Der Bau am Standort Mürmes war ja der springende Punkt, weshalb wir uns dagegen ausgesprochen hatten. Gegen den jetzigen Standort im Gewerbegebiet werden wir uns nicht wenden. Ob es Sinn macht, eine Tomatenfabrik in einer nicht gerade begünstigten Region wie der Eifel zu bauen, ist eine ganz andere Frage", sagt der Nabu-Vertreter.
Andere Kritiker, wie mehrere Grünen-Politiker und der Mehrener Nebenerwerbslandwirt Wolfgang Bley, haben grundsätzliche Bedenken gegen das Projekt. Ihre Argumente: Eine industrielle Gemüsezucht passe nicht in die Vulkaneifel mit ihrer kleinteilig strukturierten Landwirtschaft und ihrer Vermarktung als Gesundland und Tourismusregion. Sie befürchten eine 24-Stunden-Beleuchtung, den Einsatz von Pestiziden, Abwässer, Gestank, nicht heimische Insekten sowie die Beschäftigung von Billigarbeitskräften. Ängste, denen die niederländische Firma schon im Vorfeld begegnen wollte. Daher hatte der Investor bereits vor Monaten eingeladen, seinen Betrieb in Belfeld mit gut elf Hektar Tomaten und fünf Hektar Erdbeeren unter Glas zu besichtigen. Rund 40 Mehrener waren der Einladung gefolgt. Der damalige Mehrener Ortsbürgermeister Josef Ring (CDU) hatte gesagt. "Es gibt keine Pestizide, keine Kompostierung, keine Abwässer. Und eine Dauerbeleuchtung schließen sie ebenfalls aus."Landrat froh über die Ansiedlung


Landrat Heinz-Peter Thiel (parteilos) bestätigte auf TV-Anfrage, dass die Genehmigung zum Bau der Tomatenzucht inzwischen von der Kreisverwaltung erteilt sei. Er steht der Ansiedlung ebenfalls positiv gegenüber. Thiel sagte dem TV: "Ich finde es gut, dass wir schon bald eine solche Gemüseproduktion in der Vulkaneifel haben. So entstehen neue Arbeitsplätze, und ich hoffe natürlich darauf, dass die Produktionsstätte mit heimischen Handwerkern gebaut wird."Extra

Die Firma Jacobs Rieter im niederländischen Belfeld wurde 1982 gegründet. Auf etwa 17 Hektar baut sie Rispen-Tomaten der Sorte Cherita und Erdbeeren unter Glas an. Die Tomaten werden im Dezember in Substrat gepflanzt, die Ernte erfolgt von März bis Dezember. Temperatur, Bewässerung und Nährstoffzugabe werden exakt kontrolliert. Schädlinge werden mit Nützlingen in Schach gehalten. Eine Unkrautbekämpfung entfällt. Zur Bewässerung wird zumeist Regenwasser genutzt, das gespeichert wird. Die Beheizung der Gewächshäuser benötigt viel Energie. HG

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