Tote, Verletzte, Verwüstungen

DAUN. Sechs Jahrzehnte sind vergangen seit dem 19. Juli 1944, als die Stadt Daun erstmals seit Kriegsbeginn 1939 Ziel eines Bombenangriffs war. Zeitzeuge Heribert Müller erinnert sich.

Daun, 19. Juli 1944: Der erste Ferientag beginnt. Heribert Müller erinnert sich an einen "herrlichen Morgen". Am Ende des Tages aber herrschen Tod und Verzweiflung, Teile der Stadt liegen in Schutt und Asche.Die Sirene zunächst nicht ernst genommen

In den ersten Kriegsjahren blieb die Stadt Daun von Bombenangriffen verschont, aber am 19. Juli erschien kurz vor 10 Uhr ein Verband von etwa 15 Bombern am Himmel. Heribert Müller, der heute in Trier wohnt, hat in einem Brief an den Trierischen Volksfreund seine Erinnerungen an diesen Tag niedergeschrieben. Der damals Zwölfjährige wohnte in der Schweizstraße, unmittelbar vor der Einmündung zum Arensberg. Zusammen mit seinem Neffen befand er sich an diesem Morgen unterhalb der Kirche, um dort mit einer Kuh und einem Handwagen Heu zu holen. Zum ersten Mal heulte an diesem Morgen die Sirene, die aber kaum jemand beachtete, da schon seit längerer Zeit Bomberverbände von Süden her über Daun hinwegflogen. Diesmal aber blieb die Stadt nicht verschont. Zeitzeugen erinnern sich an das "furchtbare Rauschen und nervenzerreißende Knattern fallender Bomben". Der Angriff hatte der Stadtmitte gegolten, sie war "sofort in eine undurchdringliche Staubwolke … gehüllt, und es stiegen Brandwolken auf", heißt es in Quellen. Heribert Müller erinnert sich: "Als wieder ein Verband zu hören war, schaute ich zum Himmel, um zu sehen, ob er im Anflug oder auf dem Rückflug war … Plötzlich sah ich das Ausklinken der Bomben." Unmittelbar nach dem Angriff wurde begonnen, unter den riesigen Trümmer- und Schutthaufen nach Verletzten und Toten zu suchen, verbunden mit der Gefahr weiterer Angriffe. Denn es flogen weitere Bomberverbände an diesem Tag über Daun. Heribert Müller berichtet, dass zu dieser Zeit viele Menschen aus dem Kölner Raum und eine Gruppe Kinder aus Koblenz (durch die so genannte Kinderlandverschickung) in Daun waren: "Auch von diesen sind mehrere umgekommen."Angriffe im Dezember 1944 und Januar 1945

In einer Publikation der Kreisverwaltung Daun von 1956 mit dem Titel "Krieg und Wiederaufbau im Eifelkreis Daun 1939-1955" ist die Bilanz des 19. Juli 1944 nachzulesen: "Sieben Männer, 28 Frauen und 26 Kinder unter 14 Jahren hatten den Tod gefunden; 209 Personen waren mehr oder weniger schwer verletzt worden. Von diesen starben später noch ein Mann, zwei Frauen und ein Kind … Es waren 130 Bomben abgeworfen worden." Nach Recherchen von Heimatforscher Alois Mayer gab es 65 Tote: sieben Männer, 33 Frauen sowie 25 Kinder unter 14 Jahren. Am Tag nach dem Angriff scheiterte das Attentat auf Adolf Hitler. Obwohl zu diesem Zeitpunkt die Alliierten bereits in Richtung Deutsches Reich marschierten und das Nazi-Regime immer mehr in die Defensive geriet, wurde der Krieg fortgesetzt und kostete noch unzählige Tote. Weitere Angriffe auf Daun gab es im Dezember 1944 sowie im Januar und März 1945. Am Volkstrauertag, 14. November, widmet der Eifelverein Daun allen Opfern der Stadt Daun einen Gedenknachmittag unter dem Motto "Tod und Trümmer". Alois Mayer hat eine Bildpräsentation erarbeitet, die vorgestellt wird.

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