Touristen kommen gerne - trotz der Windräder

Daun/Prüm/Euskirchen · Die Urlaubsgäste in der Eifel stören sich mehrheitlich nicht an Windkraftanlagen (WKA), nur sechs Prozent der Besucher würden bei der Errichtung weiterer Anlagen nicht mehr wiederkommen. Das hat die bislang erste Befragung von Urlaubsgästen in einer deutschen Mittelgebirgslandschaft ergeben, die gestern in Euskirchen vorgestellt worden ist.

Daun/Prüm/Euskirchen. An sieben Standorten in der nordrhein-westfälischen und rheinland-pfälzischen Eifel, darunter in Bitburg, Manderscheid und Stadtkyll, haben Interviewer im Auftrag des Naturparks Nordeifel zwischen Juni und Anfang August dieses Jahres 1326 Urlaubsgäste zu ihrer Akzeptanz von Windkraftanlagen (WKA) befragt. Die Fragen und die Auswahl der Standorte sind mit der Eifel-Tourismus GmbH mit Sitz in Prüm ausgewählt, die Ergebnisse gestern im Kreishaus in Euskirchen vorgestellt worden.
Jan Lembach, Geschäftsführer des Naturparks Nordeifel, sagte: "Überraschend für uns ist, dass die Abneigung so gering ausfiel." So empfinden laut Studie nur zwölf Prozent der Befragten WKA in ihrer Urlaubsregion als nicht akzeptabel. 28 Prozent empfinden sie als störend, aber noch zu akzeptieren. Für 59 Prozent sind sie nicht störend. Und: Je älter die Befragten, desto größer die Abneigung. Aber selbst bei den Gästen über 60 gilt: 25 Prozent ärgern sich über WKA, 75 Prozent nicht. Noch deutlicher ist das Ergebnis bei der Frage, ob die Gäste bei zusätzlichen Anlagen nicht mehr kommen würden. Dies bejahten nur sechs Prozent der Befragten. Bei der Frage "Standorte konzentrieren oder nicht?" sprachen sich etwas mehr als die Hälfte (53 Prozent) für eine Konzentration aus.
Eifel als Windkraft-Schwerpunkt


Für Udo Paschedag (Bündnis 90/Die Grünen), Staatssekretär im nordrhein-westfälischen Umweltministerium, waren die Ergebnisse "nicht überraschend". Er sagte: "Windenergie ist unverzichtbar, man sollte sie aber nicht überall realisieren." Dennoch ließ er keinen Zweifel daran, dass "die Eifel ein Schwerpunktraum für die Windenergieerzeugung in NRW" sein werde.
Für ihn ist daher weniger das Ob als vielmehr das Wie in Sachen Windkraft entscheidend. Paschedag: "Man sollte so ausbauen, dass die Menschen, die dort leben, auch etwas davon haben. Schließlich wird sich ihr Landschaftsbild verändern." Und womöglich könnten durch Angebote wie Infozentren zur Windkraft oder Anlagen mit Aussichtskuppeln gar neue Gäste in die Eifel gelockt werden. Das wiederum bezweifelte Klaus Schäfer, Geschäftsführer der Eifel-Tourismus (ET) GmbH mit Sitz in Prüm. Unstrittig sei, dass die Anlagen das Landschaftsbild beeinträchtigten, und "die Gäste gerade wegen der einzigartigen Landschaft zu uns kommen". Und zwar jährlich 50 Millionen Tagesausflugs- und fünf Millionen Übernachtungsgäste. Laut Schäfer werden im Tourismus eifelweit 1,2 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr erwirtschaftet, bis zu 40 000 Menschen finden da ihre Arbeit, griff er das Thema Finanzen und Wertschöpfung auf. Und er informierte, dass die ET gerade dazu eine detaillierte Untersuchung auf den Weg gebracht habe. Schäfer sagte: "Es ist richtig: Momentan haben wir keine Beschwerden unserer Gäste über Windkraftanlagen. Doch es gilt, das dauerhaft zu beobachten."Meinung

Sehen, wenn der Wind sich dreht
Die Studie ist gut und wichtig, das Ergebnis eindeutig: Die Windräder stören die meisten Urlauber derzeit nicht. Doch eines leistet sie nicht: eine fundierte Prognose. Wenn jemand drei Windräder mit 100 Metern Höhe beim Ferienhaus heute duldet, so können ihn fünf zusätzliche Anlagen von 200 Metern Höhe, die von überall seinen Blick streifen, durchaus stören. Da nicht ansatzweise (durch realistische Fotomontagen) versucht wurde, dies zu erörtern, bleibt nur eine Möglichkeit: Die Befragung muss regelmäßig wiederholt werden, damit rasch darauf reagiert werden kann, wenn sich der Wind dreht. Es geht hier nicht nur um schöne Landschaft, sondern auch um viel Geld und Arbeitsplätze. m.huebner@volksfreund.deExtra

 Tourismuschef Klaus Schäfer. Foto: prIvat

Tourismuschef Klaus Schäfer. Foto: prIvat

Klaus Schäfer, Chef der Eifel Tourismus GmbH. Herr Schäfer, die Befragung spricht von hoher Akzeptanz der Eifel-Urlauber für Windräder. Also alles gut? Schäfer: Nein. Es ist gut, dass wir die Studie haben, sie ist aber nur eine Wasserstandsmeldung. Die Frage ist: Wird die Akzeptanz so bleiben, wenn mehr und viel höhere Anlagen, Strommasten und Pumpspeicherwerke dazukommen? Was fordern Sie? Schäfer: Wir müssen diese Befragung jedes Jahr wiederholen, um rasch Tendenzen ablesen zu können. Es wäre für uns der Super-Gau, wenn die Eifel mit neuen Anlagen zugestellt würde und die Gäste abwanderten. Können sich die Gäste überhaupt die neuen, 200 Meter hohen Windräder vorstellen? Schäfer: Ich glaube nicht. Das Problem ist: Wenn man Fotomontagen einsetzt, greift man rasch manipulativ ein. Wir brauchen die regelmäßige Befragung. mh

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