Touristiker in der Corona-Krise „Wir brauchen ein Datum“

Vulkaneifel/Bitburg-Prüm · Inhaber und Betreiber von Hotels, Ferienwohnungen oder -häusern haben es derzeit schwer. Statt voll belegter Zimmer stehen die Häuser leer. Ohne Gäste gibt es kein Einkommen, während die Kosten weiterlaufen. Besonders die Unsicherheit macht den Betroffenen zu schaffen.

 Die Betten in den Hotels und Ferienhäusern der Region bleiben vorläufig noch leer. Für die Betriebe bedeutet das große Verluste.

Die Betten in den Hotels und Ferienhäusern der Region bleiben vorläufig noch leer. Für die Betriebe bedeutet das große Verluste.

Foto: dpa/Swen Pförtner

Der Blick über das Schalkenmehrener Maar ist herrlich. Doch Claus und Silke Scheiner können diesen Ausblick zurzeit nicht so recht genießen. Denn ihre fünf Ferienhäuser in dem Ort stehen leer. Weil wegen der Coronakrise keine touristischen Übernachtungen erlaubt sind, können sie nicht vermieten und müssen Gästen, die bereits gebucht haben, eine Absage erteilen. Und nicht nur ihnen geht es so. Auch Hubert Drayer vom Michels Wohlfühlhotel und Bernd Lenerz vom Café Maarblick aus Schalkenmehren können derzeit keine Gäste beherbergen.

Was für Scheiner besonders unverständlich ist, ist die Tatsache, dass er theoretisch zwar an Handwerker, die auf Montage sind, vermieten dürfte, aber nicht an Menschen, die vielleicht in der Corona-Zeit lieber in einem Ferienhaus als in einer Zweizimmerwohnung verbringen möchten. „Wir haben hier keinen Ballermann-Tourismus“, sagt der Inhaber der Ferienhäuser, der mittlerweile auch schon Briefe an die Landesregierung und Landrat Heinz-Peter Thiel geschickt hat. Während er beim Landrat zwar auf Verständnis stieß, ist für ihn die Antwort der Landesregierung sehr unbefriedigend. Denn dort verweist man nur auf die gewünschte Vermeidung von Kontakten.

Doch damit möchten sich Silke und Claus Scheiner nicht abfinden. Sie bemängeln, dass die Regelungen nichts mit der Realität zu tun haben. Die Gäste kämen mit anderen Gästen gar nicht in Berührung, jeder sei autark und habe seine eige Terrasse. Außerdem lege man ohnehin großen Wert auf Hygiene.

Was dem Ehepaar Scheiner, Hubert Drayer und Bernd Lenerz vor allem zusetzt, ist die Ungewissheit, wann es wieder losgeht. Drayer erzählt, dass er Sanierungsmaßnahmen, die eigentlich erst später anstünden, vorziehen würde, wenn er wüsste, dass der derzeitige Zustand noch länger anhalte. Doch bei der Ungewissheit, möchte er das nicht wagen. „Wir brauchen ein konkretes Datum, wann es weiter geht.“

 Das Hotel Löwenstein in Gerolstein. Foto: Mario Hübner

Das Hotel Löwenstein in Gerolstein. Foto: Mario Hübner

Foto: TV/Mario Hübner

Und man müsse auch wissen, welche Hygienevorschriften es einzuhalten gelte. „Wir wären ja in der Lage, alles zu erfüllen“, sagt Bernd Lenerz vom Café Maarblick. Zum Beispiel nur jeden zweiten Tisch besetzen und nur Menschen aus einer Hausgemeinschaft, sei eine Möglichkeit.

Drayer, der in den vergangenen Jahren Millionenbeträge in das Hotel investiert hat, bemüht sich derweil darum, keine Mitarbeiter entlassen zu müssen. „Wir versuchen sie anderweitig zu beschäftigen.“ Ein Teil seiner Mitarbeiter sei allerdings in Kurzarbeit. Doch hätten diese keine 60 Prozent ihres normalen Einkommens, sondern deutlich weniger, weil Feiertags- und Nachtzuschläge sowie Trinkgelder bei der Bemessung von Kurzarbeit nicht angerechnet würden.

 Das Hotel Michels darf derzeit noch keine Touristen beherbergen.

Das Hotel Michels darf derzeit noch keine Touristen beherbergen.

Foto: TV/Mario Hübner

Und auch Silke Scheiner, die die Ferienhäuser mit ihrem Mann, aber ohne Mitarbeiter führt, meint, dass die Hilfen vom Staat den Verlust nicht  ausgleichen könnten. Mit der Soforthilfe, könnten sie zwar die laufenden Kosten bestreiten. „Aber dann habe ich noch nicht meine Krankenkasse bezahlt oder Brot gekauft.“

In Prüm im Hotel Goldener Stern sieht es nicht besser aus. „Wir hatten einen bombastischen Start in das Jahr“, sagt Inhaberin Daniela Haas. Dann seien sie im übertragenenen Sinn von 200 auf Null gegen die Wand gefahren. Sie habe sofort alle Mitarbeiter auf Kurzarbeit gesetzt. Als Familienbetrieb könnten sie auch vieles, was jetzt noch anliegt, selbst machen. Aber auch sie sagt: „Wir brauchen ein konkretes Datum“. Denn jedes Mal, wenn die Entscheidung zur Wiedereröffnung verschoben würde, kämen Absagen. „Wir sind storniert bis in den Spetember“, sagt Daniela Haas. „Das macht Angst.“ Obwohl sie auch Verständnis hat, dass die Gäste so reagieren. Besonders schmerzlich ist es auch, dass im Mai wohl noch keine Gäste kommen dürfen, denn das sei mit den Feiertagen sonst ein guter Monat.

 Schalkenmehrener Maar

Schalkenmehrener Maar

Foto: TV/Nora John

Daniela Haas befürchtet zudem, dass nach der Krise viele Menschen am Urlaub sparen würden und selbst dann das Geschäft nicht richtig anläuft.

In schwieriger Lage ist auch Mehdi Ebadi, der zusammen mit Andreas Kießling das Hotel Löwenstein in Gerolstein betreibt. Er hat das Hotel übernommen und erst vor zwei Jahren eröffnet und sei daher noch frisch am Markt. Deshalb bekomme er auch keine staatlichen Hilfen. Auch er wünscht sich ein Datum, dass Sicherheit gibt. „Wir hoffen“, gibt er sich noch optimistisch.

Dieter Poss, der in Bitburg die Hotels Eifelbräu und Simonbräu betreibt hat seine Mitarbeiter ebenfalls auf Kurzarbeit gesetzt. „Die Lage ist nicht zufriedenstellend“, sagt er. Jedes Mal wenn es ein neues Statement zu Lockerungen der strengen Regelungen gebe, kämen wieder jede Mange Stornierungen rein. Poss befürchtet auch, dass die Gäste in der nächsten Zeit eher zurückhaltend sein könnten. Für ihn das schlimmste Szenario wäre allerdings, dass sich in seinem Haus ein Gast oder Mitarbeiter infizieren könnte.

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