Touristinfo künftig im Bahnhof?

Gerolstein · Wende in Sachen Bahnhof: Die Verbandsgemeinde prüft, ob sie das sanierungsbedürftige Bahnhofsgebäude in Gerolstein kauft und die Touristinfo dorthin umsiedelt. Die Verhandlungen dauern an, die Stadt wartet ab.

Gerolstein. Mehrfach hatte Gerolsteins Stadtbürgermeister Bernd May (parteilos) betont, dass der Kauf des altehrwürdigen, aber sanierungsbedürftigen Bahnhofsgebäudes noch im ersten Halbjahr 2012 über die Bühne geht. Die Verhandlungen waren weit fortgeschritten, der Preis hat sich nach TV-Informationen bei knapp 100 000 Euro eingependelt. Dennoch ist aus dem Geschäft nichts geworden.
Unterschiedliche Preisvorstellungen der Verhandlungspartner waren nach Auskunft des Stadtbürgermeisters nicht der Grund. Und auch die Tatsache, dass die Stadt das Vorhaben hätte komplett kreditfinanzieren und dafür das Okay der Aufsicht einholen müssen, haben laut May keine Rolle gespielt. Er sagt: "Mit der Kommunalaufsicht hat das nichts zu tun."
Vielmehr habe sich eine andere Wendung ergeben. So sagt May: "In Gesprächen hat die Verbandsgemeinde signalisiert, dass sie an einem Kauf interessiert ist, weil sie Platzbedarf hat." Das bestätigt VG-Bürgermeister Matthias Pauly (CDU): "Die VG prüft, ob sie das Bahnhofsgebäude kau fen und nutzen will." Ob an eine teilweise oder die komplette Nutzung gedacht wird und wer dort einziehen soll, sagte Pauly nicht. Er wolle erst die Gremien informieren.
Touristisch bedeutsame Stelle


Vor Jahren ist aber schon einmal laut darüber nachgedacht worden, dass die Tourismus- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft (TW) Gerolstein Land, eine Tochtergesellschaft der VG, an diese touristisch bedeutsame Stelle umziehen soll.
TW-Geschäftsführer Hans-Peter Böffgen gab sich ebenfalls zurückhaltend: "Offiziell ist ein Umzug in den Bahnhof kein Thema. Er wird aber als Option gehandelt." Zudem machen sich die Touristiker nach eigenen Angaben "bereits Gedanken, wie so etwas aussehen könnte". Böffgen sagt: "Wir haben unverbindliche Gespräche mit der Bahn über eine kombinierte Lösung Touristinformation-Reisecenter gesprochen. Wenn man sich das teilt, bekommt man erweiterte Öffnungszeiten hin." Auch die Lage sei "sehr gut", sagt Böffgen. Doch auch der jetzige Standort mit dem großen Platzangebot drinnen und draußen sei optimal. Aber: Ende 2015 läuft der Mietvertrag der TW am Standort in der Brunnenstraße aus.
Bürgermeister Pauly meinte, dass die Verhandlungen "rasch abgeschlossen" werden sollen. Für ihn ist die Angelegenheit nicht neu, da er bei den Gesprächen zwischen Stadt und Bahn stets mit dabei war. Die Stadt hingegen wollte und will das Gebäude nicht selbst nutzen, sondern nur sichern und erhalten, um es mit entsprechenden Vorgaben an einen privaten Nutzer weiterzuveräußern. Schließlich bekommt der Bahnreisende, der in Gerolstein ankommt, durch das Gebäude einen ersten Eindruck von der Brunnenstadt. Und der ist angesichts des maroden Zustands der Immobilie nicht der beste.
Wird aus den Verhandlungen zwischen VG und Bahn nichts, will sich die Stadt laut May wieder einschalten.
Verzögerung kein Problem


Dass sich die Angelegenheit nun weiter verzögert, ist nach Einschätzung von May leicht zu verkraften. Er sagt: "Wenn so zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden können, umso besser. Und auf einen Monat kommt es beim Bahnhof, wo wir seit Jahren auf eine Verbesserung warten, auch nicht an."
Wann der etwa acht Millionen Euro teure Umbau der gesamten Bahnhofstation samt Neubau der Bahnsteige und Gleisanlagen, dem Rückbau der Unterführungen und dem Bau einer Überführung beginnt, steht weiter in den Sternen. Zunächst war ein Baubeginn 2014 ins Auge gefasst worden, zuletzt stockten die Verhandlungen aber wegen der geforderten Beteiligung der Stadt an den Planungskosten.Meinung

Naheliegende Lösung
Die Touristinfo im Bahnhof? Das passt. Denn viele Urlaubsgäste kommen mit der Bahn nach Gerolstein. Und wenn die Fragen direkt vor Ort beantwortet werden, ist das optimal. Im wahrsten Wortsinn eine naheliegende Lösung. Zudem liegt der Bahnhof zentral. Klar muss am und um das marode Gebäude einiges getan werden, damit es als Empfangshalle für Touristen dienen kann. Aber vorher müssen die Dörfer des Gerolsteiner Landes davon überzeugt werden, dass sich eine solche Investition in der Stadt Gerolstein lohnt. Und zwar auch für sie. Schließlich müssen sie mit ihrer Umlage dafür bezahlen. m.huebner@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort