Traditionelle Krämer werden rar

Sie haben eine lange Tradition: Krammärkte, auf denen Kleidung, Gewürze und Küchenwaren gekauft werden können. Ihre Zukunft ist wegen sinkender Nachfrage aber ungewiss. In Daun und Hillesheim halten sie sich - noch.

Daun/Hillesheim. Zwei traditionelle Krammärkte gibt es noch im Vulkaneifelkreis: den Monatsmarkt in Daun und den zweimal im Monat stattfindenden Markt in Hillesheim. Beide Standorte leiden unter dem nachlassenden Interesse der Kunden. "Die Kundenstruktur ändert sich. Unter der Woche kommen überwiegend ältere Marktbesucher", sagt Gerd Roegels, der in Daun Stoffe, Gardinen und Tischdecken verkauft. Jüngeres Publikum sei nur noch an Wochenenden anzutreffen. "Auf lange Sicht ist diese Art von Markt wohl überholt", befürchtet Roegels.

Der Dauner Marktmeister Dieter Wilhelm, zugleich Vorsitzender des Gewerbe- und Verkehrsvereins (GVV), will daran arbeiten, dass der Markt erhalten bleibt. "Wir haben versucht, den Markt attraktiver zu machen", sagt Wilhelm. Das Angebot ist kompakter geworden, konzentriert sich jetzt auf die Leopoldstraße, den dortigen Parkplatz und den Vorplatz am Forum. Früher zog er sich auch noch über die Burgfriedstraße.

"Die Zahl der Anbieter ist in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Bei vielen fehlt der Nachwuchs", sagt Wilhelm. Laut Gemeinde waren es 2000 durchschnittlich 720 laufende Standmeter, 2010 nur noch 440. "Wenn die Zeiten besonders hart sind wie im Winter, muss man den Marktleuten auch bei den Gebühren entgegenkommen."

Dauner Marktmeister glaubt an guten Ruf



Der Marktmeister glaubt aber an den guten Ruf des Dauner Marktes und freut sich auch über neue Anbieter. Zu ihnen gehört Claudia Seringhaus aus Feusdorf, die seit etwa eineinhalb Jahren in Daun Kleidung anbietet. Auch sie spürt, dass es schwieriger wird: "Der Preiskampf ist oft aggressiv, auf dem Land noch mehr als in der Stadt." Seit 25 Jahren betreibt sie das Geschäft, das sie von der Familie übernommen hat. Sie wird die Letzte sein. Die meisten der Marktleute finden keine Nachfolger.

Das sieht auch der Sprecher der Interessengemeinschaft der Marktleute, Michael Brämisch, so. "Der Markt hat seine Versorgungsfunktion verloren", sagt er. Neben den Discountern seien vor allem das Internet und das sogenannte Teleshopping zu mächtigen Konkurrenten geworden. Sein Vorschlag: In der Zukunft sollten einmal im Monat Krammarkt und Wochenmarkt mit Frischeangebot zusammengelegt werden.

Auch wenn die Marktbeschicker klagen, wollen viele Daun die Treue halten. "Wir hatten überlegt, den Markt im Winter auszusetzen. Aber die Anbieter wollten das nicht", sagt Wilhelm. Für Kundin Leni Steffens aus Katzwinkel ist das Internet jedenfalls keine Alternative. "Ich will die Sachen in den Händen halten, bevor ich sie kaufe", sagt sie. "Man findet immer noch Sachen, die man woanders nicht bekommt", sagen Inge und Wilhelm Göbel aus Höchstberg, die regelmäßig zum Dauner Markt kommen.

In Hillesheim, wo es jeden ersten und dritten Donnerstag im Monat einen Markt gibt, sei das Angebot seit 1990 um etwa die Hälfte kleiner geworden, sagt Marktmeister Günther Drobneski. Die Gemeindeverwaltung bestätigt: 2000 waren es noch durchschnittlich 696 laufende Standmeter, 2010 nur noch 400 pro Markttag. Mit dem Aus für den Viehmarkt 2003 sei dann auch noch ein besonderer Publikumsmagnet verloren gegangen. Der Gewerbeverein hat vorgeschlagen, mit einem Frischemarkt am Samstag mehr Menschen nach Hillesheim zu locken. Drobneski sieht dabei aber auch die Gefahr von Konkurrenz für den Krammarkt. Eine Kombination von Kram- und Frischemarkt am selben Tag könne von den Anbietern möglicherweise personell nicht gestemmt werden.

Hillesheims Stadtbürgermeister Matthias Stein (CDU) ist zwar nicht begeistert von der Situation des Krammarktes, aber im Großen und Ganzen zufrieden. "Wir haben nach wie vor einiges an Standflächen." Im vergangenen Jahr hat er sich mit den Marktkaufleuten getroffen, um zu überlegen, wie der Markt aufgepeppt werden könne. "Da wurde mir gesagt, dass sie neue Händler mit attraktiven Ständen nach Hillesheim bringen wollten. Aber leider ist die Sache im Sand verlaufen", sagt Stein.

Von der nun im Gewerbeverein geborenen Idee, mit einem Frischemarkt am Samstag mehr Leute nach Hillesheim zu locken, hat der Stadtbürgermeister eine zweigeteilte Meinung. "Einerseits kann das was sein, andererseits muss sichergestellt sein, dass der traditionelle Wochenmarkt nicht darunter leidet. Auf jeden Fall darf nicht aus der Hüfte geschossen werden."extra Der Hillesheimer Wochenmarkt findet seit dem Mittelalter mit Unterbrechungen regelmäßig statt, seit 1949 immer am ersten und zweiten Donnerstag im Monat von 8 bis 13 Uhr. Seit 2003 gibt es wegen verschiedener Tierseuchen den traditionellen Viehmarkt nicht mehr. In Daun gibt es schon lange keinen Viehmarkt mehr. Seit dem Kriegsende ist immer am zweiten Mittwoch eines Monats Krammarkt, heute auf der Leopoldstraße und dem dortigen Parkplatz. Kunden können von 9 bis 13 Uhr ihre Einkäufe erledigen. (thie)

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