Tränen und Geschenke

GEROLSTEIN-LISSINGEN. Kollektives Hutziehen: Der Neujahrsempfang der Bundeswehr in Lissingen ist zur Abschiedsfeier für Oberstleutnant Gregor Engels geworden, der kurz zuvor das Kommando über die Gerolsteiner Fernmelder an Oberstleutnant Sven Römer-Hillebrecht übergeben hatte.

Eindrucksvoll dokumentierte sein Abschied die Anerkennung, die der scheidende Kommandeur Gregor Engels sowohl in der Truppe als auch im Gerolsteiner Land und darüber hinaus genießt. Soldaten aller Dienstgrade vom Gefreiten an, Uniformträger mehrerer Länder sowie Repräsentanten des öffentlichen Lebens standen Spalier. Jeden der rund 200 Gäste begrüßte Engels per Handschlag. Dabei war der Mann nicht einmal zweieinhalb Jahre in Gerolstein, und zudem hatte die Familie Engels ihren Erstwohnsitz in Wuppertal beibehalten. Doch das sollte kein Problem sein, wie der Oberstleutnant berichtete: "Wuppertal - Gerolstein in 1,33 Stunden, und zwar mit einem 14 Jahre alten Diesel - das geht ohne Weiteres.""Kompetenzzentrum der Bundeswehr"

Engels hat über die militärische Aufgabe hinaus zahlreiche Kontakte zu Vereinen, der Feuerwehr, den öffentlichen Einrichtungen und vor allem den Bürgern geknüpft. Für den Ex-Chef der Gerolsteiner Fernmelder gab es viele Präsente, vorzugsweise Spezialitäten der Eifel. Schließlich solle er während seines rund einjährigen Aufenthalts in Chile regelmäßig an seine "neu gewonnene Heimat" denken, wie Gerolsteins Bürgermeister Matthias Pauly sagte. Dass der Mann da mal keine Scherereien mit dem Zoll bekommt. Oder wie er selbst mutmaßte: "Ins Handgepäck werde ich das wohl nicht alles kriegen." Zunächst verteilte Engels selbst Geschenke - verbal wie floristisch. In den Vordergrund stellte er dabei aber nicht die bis kurz vorher noch von ihm geführte Truppe. Das taten andere, zumal sich die Klasse der Truppe ohnehin herumgesprochen hat. So lobte Engels' Nachfolger, Oberstleutnant Sven Römer-Hillebrecht: "Das Bataillon ist das Kompetenzzentrum der gesamten Bundeswehr in Sachen Satelitten-Kommunikation. Sie, Oberstleutnant Engels, haben mir einen geordneten, leistungsstarken und leistungswilligen Verband übergeben." Engels wiederum konzentrierte seinen Dank auf "Helden des Alltags": seine drei Vorzimmerdamen, zwei Soldaten-Ehefrauen, die sich in der Familienbetreuungsstelle engagieren, damit zu Hause alles reibungslos läuft, während die Ehemänner im Auslandseinsatz sind. Oder auf den Gefreiten, der in der Truppenküche stets aufs Neue positiv bei seinen Kameraden für Aufsehen sorgt und nebenher noch die Flutopfer-Hilfe innerhalb des Bataillons ins Rollen gebracht hat. Und allen voran seine Familie: seine spanische Frau Maria-Luisa, Sohn Philipp-Miguel (6) und Tochter Laura (9). Die sorgte mit ihrem Dankesbrief an Papi, den sie mutig vortrug, für den rührendsten Moment der Feier: dass sie stolz auf ihn sei, da er das Herz am rechten Fleck habe, dass sie eine sehr schöne Zeit in Gerolstein gehabt hätten, und dass er ihnen während des Chile-Aufenthalts fehlen werde. Das berührte so manchen im Saal. Aber keinen so wie den Papi selbst. Der stand hinter seiner Tochter auf der Bühne und kämpfte mit den Tränen. Apropos Chile: Mit seiner einmal getätigten Zusage, er werde samt Familie am Raderlebnistag "Kylltal aktiv 2005" teilnehmen, wird es nun wohl doch nichts. "Das werden wir auf 2006 verschieben müssen." Und nach seiner - nicht fürs Protokoll gedachten - Begründung für die zugesagte Rückkehr ("Wir haben uns hier sauwohl gefühlt!") verabschiedete er sich im gewohnten Jargon: "Melde mich ab - besten Dank."

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