Über den Erfolg entscheidet allein das Publikum

Gerolstein · Bereicherung der Eifeler Kulturszene: In Gerolstein soll regelmäßig ein Poetry-Slam (Dichterwettstreit) etabliert werden. Die Auftaktveranstaltungen mit zunächst 40 und jetzt fast 80 Besuchern im Gerolsteiner Lokschuppen waren vielversprechend.

 Direkte Demokratie: Beim Poetry-Slam beurteilt alleine das Publikum den Vortrag des Dichters. TV-Foto: Mario Hübner

Direkte Demokratie: Beim Poetry-Slam beurteilt alleine das Publikum den Vortrag des Dichters. TV-Foto: Mario Hübner

Gerolstein. "Wir wollen das hier regelmäßig durchziehen, so im Rhythmus von zwei bis drei Monaten", sagt Lasse Samström. Der gebürtige Gerolsteiner, der in Bonn lebt, ist selbst Poetry-Slamer. Das sind zumeist junge Dichter, die sich mit dem Vortragen eigener Texte oder Gedichte im Wettstreit mit Gleichgesinnten messen. Über Erfolg - und das heißt beim Poetry-Slam Weiterkommen bis in die nächsten Runde, ins Finale und schließlich Sieg - entscheidet einzig und alleine das Publikum. Entweder durch Applaus oder das Hochhalten von Noten - wie beim Turnen bis zur Traumnote 10,0. Basisdemokratie pur.
Das gilt auch für die Auswahl der Themen. Die sind den Vortragenden freigestellt. "Es gibt keinen Slam, bei dem ich noch nicht überrascht worden bin", sagt Samström, der den Gerolsteiner Schauten-Slam gemeinsam mit der auch dichtenden Eifelerin Nele Ahrling moderiert.
Samström ist selbst schon seit Ewigkeiten dabei: seit 1997. Und diesen Sommer hat er beim Hillesheimer Kulturzirkus den ersten Poetry-Slam in der Eifel gewonnen, 2002 ist er sogar Deutscher Meister geworden.
Die Überraschung diesmal bei dem Wettstreit im Gerolsteiner Lokschuppen, zu dem mit fast 80 Besuchern doppelt so viele gekommen waren wie zum Auftakt vor einigen Wochen: Manuel Thielen aus Trier. Der Slamer hat in der Vorrunde noch das Publikum gespalten, als er in teils derben Worten, schreiend und anklagend in die Rolle eines Pädophilen schlüpfte und um Verständnis warb. Den einen war\'s zu viel, die anderen würdigten den Mut und die schauspielerische Leistung. Das Ergebnis: Noten von gerade einmal 3,5 bis 10,0. In der Endrunde dann für ihn - auch wegen eines witzigen, wenngleich tiefgründigen Vortrags - die volle Punktzahl und der Sieg: gegen beachtliche Konkurrenz aus der Eifel, Bonn, Siegen. mh

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