Über mehr als sieben Brücken ist zu reden

Gerolstein · Für die Sanierung von Brücken kommen auf die Stadt Gerolstein in den nächsten Jahren hohe Kosten zu. Noch in diesem Jahr sollen für knapp 25 000 Euro allein acht Bauwerke untersucht werden - allen voran die Bahnbrücke über die B 410 an der Abfahrt nach Müllenborn. Die würde die Stadt lieber abreißen.

 Die Bahnbrücke der Strecke Gerolstein-Prüm über die Bundesstraße 410 an der Abfahrt nach Müllenborn ist sanierungsbedürftig. Wie sehr, soll noch ein Tüv-Gutachten ergeben. TV-Foto: Mario Hübner

Die Bahnbrücke der Strecke Gerolstein-Prüm über die Bundesstraße 410 an der Abfahrt nach Müllenborn ist sanierungsbedürftig. Wie sehr, soll noch ein Tüv-Gutachten ergeben. TV-Foto: Mario Hübner

Foto: Mario Hübner (mh) ("TV-Upload H?bner"

Gerolstein. Die Bahnbrücke der stillgelegten Strecke Gerolstein-Prüm über die B 410 an der Abfahrt nach Müllenborn stammt aus dem Jahr 1948. Sie ist offensichtlich marode: Im Beton sind Risse, an einige Stellen ist bereits Bausubstanz abgeplatzt. Zudem treten aus dem Gestein Ausblühungen hervor, und aus den Ritzen wächst bereits Gestrüpp meterhoch.
"Wieso sollen wir die Brücke, die eventuell zum Abriss steht, überhaupt noch untersuchen und dafür Geld ausgeben?" fragte FWG-Mitglied Heinz Weber in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses.
Damit spielte er auf die überfällige Tüv-Untersuchung der Bahnbrücke über die B 410 an der Abfahrt nach Müllenborn an, die der Ausschuss beauftragt hat - zum Preis von 3431 Euro. Auch CDU-Mann Helmuth Hauth meinte: "Wir sollten sie abreißen, dann hätten wir die Kosten gespart." Es ist kein Geheimnis: Die Stadt würde die Brücke lieber heute als morgen abreißen lassen, als sie sanieren zu müssen. Denn: Schon lange will sie auf der Bahnstrecke die Gleise abbauen und dort einen Radweg bauen.
Doch so einfach ist es nicht. Zwar gehört der Stadt Gerolstein zusammen mit der Verbandsgemeinde Prüm die Bahnstrecke Gerolstein-Prüm, zu der die Brücke zählt. Doch Eisenbahn-Infrastruktur darf nicht abgebaut werden, solange die Strecke nicht von ihrer ursprünglichen Funktion (Zugverkehr) entwidmet worden ist. Das ist bei der Trasse Gerolstein-Prüm nicht der Fall. Darüber hinaus hat die Rhein-Sieg-Eisenbahn im März 2014 vor dem Oberlandesgericht in Koblenz gegen die Eigentümerkommunen eine Betriebsgenehmigung über zehn Jahre für die Strecke erstritten. Weshalb die Stadt, obwohl sie gar nicht will, nun doch tätig werden muss, erklärte der Erste Beigeordnete Klaus Jansen: "Wir müssen etwas tun, weil die Stadt in der Verkehrssicherungspflicht ist und Teile der Brücke auf die Bundesstraße fallen könnten. Die Prüfung ist seit zwei Jahren überfällig."
Und die Brücke ist offensichtlich in einem schlechten Zustand. Wie es exakt um die Brücke bestellt ist und welche Sanierungsmaßnahmen angebracht sind, soll nun das TüV-Gutachten ergeben. Wie teuer das wird, ist noch nicht klar.
Es ist aber absehbar, dass auf die Stadt immense Kosten zukommen, denn neben der Bahnbrücke müssen weitere sieben Brücken detailliert auf ihren Zustand und ihre Standfestigkeit untersucht werden (siehe Extra). Dafür stellt die Stadt noch in diesem Jahr knapp 25 000 Euro zur Verfügung. Die Kosten für die Sanierung oder Abriss samt Neubau der einzelnen Bauwerke werden deutlich höher ausfallen. Zur Erinnerung: Der Abriss der maroden Bahnbrücke über die Gleise am Hagebaumarkt und der Aufbau einer neuen Metallbrücke kosteten 320 000 Euro.Extra

Für diese acht Brücken in Gerolstein steht eine Hauptuntersuchung an: die Bahnbrücke über die B 410 an der Abfahrt nach Müllenborn, die Eselsbrücke, die Postbrücke, die Brücke in der Bahnhofsstraße, der Fußweg/Steg neben der Bahnbrücke in Lissingen, die Rad- und Fußgängerbrücke am Rasbach, die Kyllbrücke am Rathaus (überdachte Holzbrücke) und die Rad- und Fußgängerbrücke an der Pfeilsmühle (ehemalige Gerolsteiner Werkstätten). mh

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