Uersfelder Gruben liefern Trinkwasser

Uersfeld · Nicht nur die alten Römer wussten, dass das Wasser aus der Eifel gut ist. Auch das Kreiswasserwerk Cochem-Zell bezieht Wasser aus der Eifel - seit Ende der 60er Jahre aus der Eifelgemeinde Uersfeld (Vulkaneifelkreis). Doch bevor aus der nur wenige Kilometer von Ulmen entfernten Gemeinde Wasser für die Moselaner gefördert wurde, gab es dort mehr als 100 Jahre lang Bergbau.

 Vor Jahren hat die Touristik GmbH Oberes Elztal einen Stollen wieder öffnen lassen, um den Besuchern zu zeigen, womit die Menschen damals ihr Geld verdienten. TV-Foto: Helmut Gassen

Vor Jahren hat die Touristik GmbH Oberes Elztal einen Stollen wieder öffnen lassen, um den Besuchern zu zeigen, womit die Menschen damals ihr Geld verdienten. TV-Foto: Helmut Gassen

Foto: Helmut Gassen (HG) ("TV-Upload Gassen"

Uersfeld. In der Eifelgemeinde Uersfeld wurde über 100 Jahre lang das Mineral Schwerspat abgebaut. Geblieben ist davon nichts und zu sehen ist auch nichts mehr, außer einem wieder geöffneten, kurzen Tunnel. Etwa 100 Menschen aus der Region rund um Uersfeld waren damals in Gruben beschäftigt. Gefördert wurde das Mineral Schwerspat, in der Fachsprache Baryt oder Bariumsulfat. Das Mineral kommt in verschiedenen Farben vor: weiß, gelb, grau, rosa bis fleischrot sowie farblos. Es wurde hauptsächlich in der chemischen Industrie beziehungsweise in Farb- und Keramikwerken verwendet. Ferner wurde es als Füllstoff in der Papier-, Textil und Kunststoffindustrie eingesetzt. In Uersfeld wurde der Schwerspat zunächst ab 1855 im Rahmen der Oberflächenschürfung gewonnen, zu Beginn der 20er-Jahre ging man zum Stollenabbau über. "Bergkrone" hieß das Schwerspatbergwerk später, die Einheimischen nannten es "De Kaul". Der geförderte Schwerspat wurde unter anderem auch an Porzellan- und Glasfabriken nach Köln, Holland, nach England und mit Schiffen bis in die USA geliefert.
1857 schreibt ein gewisser Jakob Kessel an das Berggeschworenenrevier in Mayen, er beabsichtige, die Schwerspatgrube in Uersfeld "durch Niederteufen eines Schachtes zu eröffnen" und bitte um dessen Erlaubnis. Wenige Jahre später waren die Schwerspatlager Uersfelds jedoch schon an eine belgische Gesellschaft verpachtet worden. 1901 kam die Grube in den Besitz der Firma P.R. Baudier & Co aus Paris, die das Königlich-Preußische Bergamt Koblenz bat, einen unterirdischen Betrieb einzurichten, was auch genehmigt wurde. Die Stollen wurden nun in einer Tiefe von 40 Metern mit Querschlägen ausgebaut. Zuletzt betrug die Tiefe sogar 180 Meter.
Die Gruben waren die wichtigste Einnahmequelle für die Region, sie wurden im Schichtbetrieb gefahren. Für die Arbeiter, die größtenteils auch Landwirtschaft betrieben, war dies ideal. Von Jahr 1902 an wurde das ausgebeutete Material mit einer Seilbahn zur Verladestation am damaligen Uersfelder Bahnhof befördert. Nach dem Ersten Weltkrieg lag das Bergwerk brach und wurde erst 1928 wiedereröffnet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg begann erst 1948 der Abbau, unter schweren Bedingungen, denn die Gruben waren voller Grundwasser und teilweise auch eingestürzt. Der letzte Besitzer der Grube war die Firma Sachtleben, Bergbau und chemische Industrie aus Meggen. 1963 erzielte man übrigens die höchste Fördermenge mit 28 343 Tonnen. 1967 musste der Betrieb allerdings eingestellt werden, da angeblich nicht mehr genug Schwerspat in den Gruben vorhanden war.
Nach der Stilllegung der Gruben erwarb 1968 der Kreis Cochem für das Kreisgruppenwasserwerk Cochem das Gelände. In unmittelbarer Nähe wurde damals eine Tiefenbohrung von 170 Metern vorgenommen, seitdem gewinnt das Wasserwerk dort Trink- und Brauchwasser. Auch in einem ehemaligen Förderschacht von Schwerspat in der Gemarkung Kötterichen wurde ein Tiefbrunnen von 60 Metern Tiefe errichtet. Das Wasser wird vom Hochbehälter Höchstberg aus verteilt.
Alle Gebäude des Bergwerks und auch die Seilbahn wurden abgerissen, lediglich die Villa des Grubendirektors aus dem Jahr 1921 und die Schreinerei stehen noch.
Der Einstieg in das Bergwerk wurde mit Beton verschlossen, jedoch wurde 2009 auf Initiative der Touristik Oberes Elztal ein alter Stollen teilweise freigelegt und ins Konzept der "Geschichtsstraße Rund um den Hochkelberg" integriert. HG

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