Klavierkonzert Poetische Klänge und Volksweisen aus der Ukraine

Hillesheim · Konzertpianistin Violina Petrychenko brillierte mit Stücken aus ihrem Heimatland im Hillesheimer Rathaus.

Violina Petrychenko während ihres Konzerts in Hillesheim.

Violina Petrychenko während ihres Konzerts in Hillesheim.

Foto: Werner Dreschers

Klassischer ukrainischer Musik widmete sich Violina Petrychenko in einem Konzert im Rathaus in Hillesheim. Die Konzertpianistin wird in diesem Jahr auch in Adenau auftreten. Violina Petrychenko stammt aus der Ukraine, aus einer Musikerfamilie, die in Saporoschje wohnt. Sie hat an der Nationalen Tschaikowsky-Musikakademie in Kiew studiert, später an der Hochschule für Musik in Weimar sowie an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln, vervollständigte ihr Studium an der Folkswang Universität der Künste in Essen. Sie hat zahlreiche Meisterkurse absolviert, Preise und Diplome erhalten, blickt auf eine rege Konzerttätigkeit in mehreren europäischen Ländern zurück.

Die ukrainische Musik des 20. Jahrhunderts ist sehr vielgestaltig, geradezu schillernd nennt die Komponistin die Vielfalt. In Hillesheim spielte sie Werke von Mykola Lysenko, Alois Jedlischka, Viktor Kosenko, Wasyl Barwinskij, Lewko Rewutzkij, Valentin Silvestrov und Igor Schamo. Ganz unterschiedliche Stimmungen vermittelten die Werke, da gab es lyrische Träume und nachdenklich Melancholisches neben verborgener Trauer aber auch lebhafte bunt-fröhliche Lebensgemälde und sogar recht humorvolle Weisen, gelegentlich an Volkstänze angelehnt. Viele der großartigen Komponisten sind eher weniger bekannt. Die Pianistin äußerte ihr Entsetzen, dass die Noten von bedeutenden ukrainischen Komponisten in der Sowjetunion seinerzeit sogar aus politischen Gründen verbrannt worden sind. Sie ist derzeit persönlich emotional stark betroffen, weil auch ihre Familie durch den Krieg gefährdet ist.

Violina Petrychenko verstand es meisterlich, die Zuhörer in den Bann zu ziehen, die Gefühlswelt der Stücke aufzunehmen, Volksweisen in ihrer Ursprünglichkeit zu erkennen, lyrische Stimmungen nachzuvollziehen. Ihre Spielweise ist sehr feinsinnig, sie verstand es, feinste Nuancen herauszuarbeiten, dabei aber dem Yamaha-Flügel auch ausdrucksstark kraftvolle Klänge zu entlocken. Mit schier unglaublicher Geschwindigkeit hasteten die Finger gelegentlich über die Tastatur.

Die Fröhlichkeit etwa in Jedlischkas Phantasie über Ukrainische Volkslieder übertrug sich rasch auf das Auditorium. Natalka Poltawka heißt die Klavierphantasie eines der frühen  Pioniere der ukrainischen Musik.

Ein früher Vertreter der klassischen Musik der Ukraine des 20. Jahrhunderts war Lewko Ruwitzkij, von ihm erklang die Vertonung eines Liedes aus Zwei Stücke, op.17. Die Empfindsamkeit des genialen Komponisten bedingte, dass er durch die Kriegsereignisse im Ersten Weltkrieg eine seelische Krise erfuhr, die das Ende seines Komponistendaseins bewirkte. Sein Schweigen mag als Protest, als Anklage gegen die Stalinherrschaft verstanden werden, so interpretiert es die Pianistin.

Die Pianistin moderierte die Werke ausführlich und gehaltvoll, mit großem Charme vermittelte sie die Atmosphäre der Lebensbedingungen der Komponisten, auch im historisch-politischen Kontext, erläuterte einzelne Schaffensphasen. Viktor Kosenko gilt als ukrainischer Nationalkomponist, er war einer der bedeutendsten Romantiker seiner Zeit, feine Stimmungen kennzeichnen seine geradezu poetisch anmutende Musik. Es erklangen seine Drei Mazurken op. 3 und eine Gavotte aus den Elf Etüden in Form alter Tänze, op.19.  

Lang andauernder Applaus für ein sehr ansprechendes, wundervolles Konzert – da war eine  Zugabe selbstverständlich.

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