Unauslöschliches Bild von Tod und Trümmern

Daun · In einem Friedensgottesdienst am heutigen Freitagabend in der St. Nikolaus-Kirche wird auf Initiative der Kolpingsfamilie für die Opfer der Bombenangriffe auf Daun und seine Pfarrkirche vor 70 Jahren gebetet. Hermann Wagner (80) ist Zeitzeuge und erinnert sich noch genau. Die Bilder vergisst er nicht mehr.

 Die St. Nikolaus-Kirche in Daun ist eines der ältesten Gotteshäuser in der Eifel. Im Januar 1945 wurde sie bei einem Bombenangriff zerstört. TV-Foto: Mario Hübner

Die St. Nikolaus-Kirche in Daun ist eines der ältesten Gotteshäuser in der Eifel. Im Januar 1945 wurde sie bei einem Bombenangriff zerstört. TV-Foto: Mario Hübner

Daun. "Je näher der Jahrestag rückt, umso mehr und öfter muss ich daran denken", sagt der Dauner Hermann Wagner dem Trierischen Volksfreund. Und er betont: "Das werde ich nicht vergessen, solange ich lebe."
In seiner Erinnerung hat das Bild von der dreischiffig im romanischen Stil gebauten und wunderschön ausgestatteten Nikolaus-Kirche und von der Krippe mit den lebensgroßen Figuren seinen festen Platz - so wie es vor dem verheerenden 2. Januar 1945 war.
An diesem Tag hatte der zehnjährige Hermann Wagner morgens früh die Messe gedient. Danach sei es gleich ab in den Wald gegangen, erzählt er - und meint damit den Wehrbüsch, in dem sich die Dauner tagsüber zum Schutz vor Luftangriffen in Scharen aufhielten.
In seiner Erinnerung ist auch ein anderes Bild von jenem Tag unauslöschlich vorhanden: das von den Trümmern der Kirche, auf denen obenauf unbeschädigt der Tabernakel lag.
Hotel als Notkirche genutzt


Hermann Wagner blieb Messdiener, als in den folgenden Jahren die Gottesdienste in der Kapelle des alten Dauner Krankenhauses und später in dem als Notkirche eingerichteten Hotel Hommes gefeiert wurden. Er war unter den Helfern, die die Trümmer aufräumten und den Schutt abtrugen.
"Einmal entdeckten wir einen schweren, auf den Türen liegenden Schrank unter den Trümmern", erinnert er sich an die Bergung des Sakristeischranks. Da hätten sie die rückwärtigen Bretter aufgerissen und die Messgewänder unversehrt herausgeholt.
Relativ rasch wurde die St. Nikolaus-Kirche als eines der ältesten Gotteshäuser in der Eifel unter der Leitung des Kölner Dombaumeisters Willy Weyres (1903 bis 1989) wieder aufgebaut. Nach der Grundsteinlegung im Jahr 1946 fügte man dem alten erhaltenen Turm ein neues Langhaus an, erhöhte den Turm um drei Meter und gestaltete eine Apsis als Ostabschluss. Im Inneren wurde die Parabel die alles beherrschende Form.
Bei der Weihe der wieder aufgebauten Kirche am 21. August 1949 war Hermann Wagner unter den Messdienern - ganz vorne an der Seite von Alfons Hein, um den Bischofsstab und das Messbuch zu halten.
270 Menschen starben


Die Zerstörung der Kirche steht im Zusammenhang mit den amerikanischen Bomben auf Daun vom 19. Juli 1944, und mit dem Dauerbombardement über Weihnachten 1944 und um die Jahreswende 1944/45. Insgesamt kamen 270 Zivilisten, Soldaten und Fremdarbeiter ums Leben, Hunderte wurden verwundet.
Der Friedensgottesdienst mit dem Gedenken und Gebet für die Menschen, die am 2. Januar 1945 bei den Bombenangriffen auf Daun ihr Leben verloren, ist heute um 19 Uhr in der St. Nikolaus-Kirche.

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