Unbedenklich oder gefährlich?

Strohn · Die geplante Einrichtung einer Deponie in der Strohner Lavagrube sorgt für Diskussionen. Gegner haben die Sorge, dass dort künftig nicht nur unbedenklicher Bauschutt gelagert wird. Die Pro- und Kontra-Argumente werden heute bei einer Podiumsdiskussion ausgetauscht.

Strohn. Das Ehepaar Gabriel aus Strohn sorgt sich um die Gemeinde und das Naturschutzgebiet Wartgesberg. Es hat sich in den vergangenen Monaten gegen die für 2014 geplante Deponie in der Strohner Grube engagiert.
Denn die Gabriels befürchten, dass dort von der Firma Baustoffe Scherer aus dem Hunsrück, die auch den Lavaabbau betreibt, nicht nur unbedenklicher Bauschutt gelagert wird. Denn für die Deponie wurde eine sogenannte DK-1-Genehmigung beantragt. Diese erlaubt auch die Lagerung von Stoffen wie Asbest oder Rost und Kesselasche, die eben über den normalen Bauschutt hinausgehen und aus Sicht der Gegner Gefahren bergen können.Bürger wachrütteln


Yvelle und Melanie Gabriel ist auch der Erhalt der Landschaft rund um Strohn wichtig. "Das Image ist dahin", befürchten sie, wenn der Fremdenverkehrsort erst einmal in Verbindung mit einer Deponie genannt werde. Sie wollen die Bürger aufrütteln. Viele Menschen wüssten nur unzureichend Bescheid, sagen sie.
Seit zwei Jahren ist gesetzlich festgelegt, dass auch schwach belasteter Abfall - wie eben Bauschutt - nur an besonderen Orten abgeladen werden darf: in Deponien der Klasse I. Wird eine solche Deponie für Strohn genehmigt, muss der Boden mit Folien abgedichtet werden, es müssen Drainagen und Kanäle gelegt werden, damit das Grundwasser nicht mit dem Abfall in Berührung kommt. In vier Abschnitten soll die Grube bis zum Jahr 2068 gefüllt werden.
Hans-Peter Felten von der Nabu-Ortsgruppe Daun sieht die mögliche Deponie nicht so negativ wie das Ehepaar Gabriel. Natürlich sei es das Beste für die Natur, wenn die Lavagrube gar nicht verfüllt würde, räumt er ein. Aber wenn unter den geltenden Bestimmungen alle Sicherheitsvorkehrungen eingehalten würden, habe die Deponie, so wie sie geplant sei, sogar Vorteile für die Tierwelt. Wenn, wie geplant, bei der Gestaltung der Deponie die Erfordernisse der Tierwelt der Grube berücksichtigt würden, ergäben sich für diese sogar Verbesserungen. Ob nur normaler Bauschutt oder aber entsprechend gesicherte gefährlichere Stoffe abgelagert würden, sei für die dort lebenden Tiere unerheblich, sagt Felten.Kurze Entsorgungswege


Er verweist auch auf Vereinbarungen aus dem Jahr 2006. Damals habe das Abbau-Unternehmen, die Firma Scherer, von einer vollständigen Verfüllung der Lavagrube durch Aussparung einer Verzichtszone Abstand genommen. Scherer habe damals die Notwendigkeit einer DK1-Deponie auch mit der Notwendigkeit der Entsorgungssicherheit im Kreis Vulkaneifel und umliegenden Landkreisen mit kurzen Entsorgungswegen angeführt. "Dieser Punkt ist für den Nabu entscheidend", sagt Felten. Mülltourismus müsse verhindert werden.
Scherer argumentiert mit seinem Recht, die Grube zu verfüllen. Das sei so mit der Gemeinde und anderen Behörden abgesprochen.
Ein Naturschutzgebiet komme aus vertraglichen Gründen erst dann zum Tragen, wenn die Grube verfüllt ist und das Ganze bergrechtlich abgeschlossen sei. Er verweist auf eine Liste von Abfallstoffen, die er vor der Beantragung der DK1-Genehmigung verfüllen durfte. Und er zeigt eine Liste mit den Stoffen, die nach der Umrüstung verfüllt werden. Beide Listen sind zu großen Teilen identisch.

Die Gesetze und Sicherheitsbestimmungen machten aber weitere Sicherheitsvorkehrungen und die Beantragung des DK1-Rechts erforderlich. Die habe er erfüllt und die Gruben entsprechend abgesichert. Scherer zeigt auch eine lange Liste von Stoffen, die laut DK1 genehmigt sind, die er aber nicht beantragt hat. Die Lagerung von Asbest sieht Scherer dagegen nicht als problematisch an, da die Stoffe so verfüllt würden, dass sie keine Gefahr darstellten. Er verweist auch auf ausreichende Informationen im Vorfeld und enge Zusammenarbeit mit den Genehmigungsbehörden.Extra

Vor einigen Tagen ist in Strohn eine Bürgerinitiative (BI) gegen die Deponie gegründet worden. Vorsitzender ist Axel Römer (42), der heute, 6. November, um 19 Uhr im Strohner Bürgerhaus bei der Informations- und Diskussionsveranstaltung auf dem Podium sitzen wird. Ursprünglich sollte Melanie Gabriel diesen Part übernehmen; sie hat sich aber zusammen mit ihrem Mann aus der ersten Reihe der Deponiegegner zurückgezogen. Auch wenn die Einspruchsfristen verstrichen sind, ist es für Römer "ein Versuch wert, die Deponie doch noch zu verhindern". Ziel der BI sei es, eine Abstimmung der Strohner Bürger für oder gegen die Deponie zu erreichen. Auf dem Podium sitzen werden neben Römer Jörg Scherer (Firma Scherer), Landrat Heinz-Peter Thiel, Ortsbürgermeister Alois Pohlen, Hans-Peter Felten (Nabu) sowie Norbert Leinung (BUND-Kreisverband Daun). noj/sts

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