Unbequemer Kirchenmann mit Gerechtigkeitssinn

Sarresdorf · Seines Dienstes enthoben: Das ist das Schicksal des kämpferischen Pfarrers Valentin Georgy. Er lebte um 1700 in Sarresdorf und widersetzte sich der Obrigkeit.

Sarresdorf. Valentin Georgy, 1645 in Lünebach geboren, war 1669 Magister der Universität Trier, Subdiakon und, ab 1672, Vikar in Pelm, bereits seit 1674 in Sarresdorf, dort 1676 approbiert (zugelassen) und bis 1707 Pfarrer. Im Jahr 1707 verzichtete er mit einer Rente von 80 Talern auf sein Amt und wohnte nachweislich noch 1716 als "pastor emeritus" in Sarresdorf. Er starb am 31. Dezember 1733. Valentin Georgy war nicht nur ein gelehrter, sondern wohl auch ein unerschrockener und unbequemer Kirchenmann. Möglicherweise führte das zu seiner Suspension (Dienstenthebung) im Jahr 1683, von der er wieder freigesprochen wurde. Überliefert ist jedoch darüber nichts. Möglich ist aber, dass die Dienstenthebung im Zusammenhang mit einer Begebenheit stand, die B. Dohm in seiner (unvollendeten und unveröffentlichten) Stadtchronik beschreibt.Stadt Geschichte(n)

Zum Hintergrund: Sarresdorf war Mittelpunkt einer großen Pfarrei, bis 1813 auch für die Stadt Gerolstein zuständig. Die Pfarrkirche stand auf dem heutigen Friedhof in der Nähe des Hauptzuganges an der Sarresdorfer Straße. Der einschiffige Bau war der Muttergottes geweiht. Links und rechts neben dem Marien-Hauptaltar wurden die Heilige Anna beziehungsweise Johannes der Täufer verehrt. Dohm zitiert einen Bericht von Michael Claus, der Nachfolger von Georgy und von 1707 bis 1715 Pfarrer in Sarresdorf war. Ein genaues Datum ist nicht genannt, doch dürften die Ereignisse sich um 1700 zugetragen haben. Dabei spielten der Landschultheiß Bormann, vom Graf eingesetzter Aufsichtsbeamter und Vertreter der Obrigkeit, Pfarrer Georgy und die alteingesessene und offensichtlich angesehene Gerolsteiner Familie Macken (oder Maaken) eine Rolle. Michael Claus\' Bericht: "Das Mackenhaus hat vor den Mannsbänken einen eigenen Stuhl besessen, über welchen Landschultheiß Bormann Streit angefangen hat und den Schöffenstuhl dahin gewollt. Er hat sich auch unterstanden, über Stühle in der Kirche zu disponieren, den Mackenstuhl hat er beseitigt und den Schöffenstuhl an seine Stelle gesetzt, daneben seiner Frau einen eigenen Stuhl, gleich vor dem St.-Anna-Altar. Herr Pastor Georgy aber hat beide Stühle wieder beseitigen und den Stuhl der Schultheißin zerhauen lassen. Die Mackenerben verlangen zum wenigsten einen eigenen Stuhl vor den Frauenbänken."Der Bericht beschreibt nicht nur, wie sich ein unerschrockener Pfarrer der weltlichen Obrigkeit widersetzte. Er macht auch die Sitzordnung in der Kirche mit "Manns- und Frauenbänken" deutlich sowie die Vorrangbehandlung von prominenten Familien.