Unheilige Allianz oder Fründe ston zesamme

Ich werd' noch närrisch. Irgendwie bin ich momentan ziemlich genervt, weiß aber nicht, wieso. Zunächst dachte ich, dass das Wetter schuld sei. Ist es aber nicht. Bislang kam ich mit Nässe und Kälte gut zurecht.

Obwohl mir eine Taverne im warmen Süden oder eine Ski-Alm bei Sonnenschein momentan auch sehr lieb wären. Aber das ist eine andere Geschichte. Meine Erkältung ist ebenfalls nur halb so wild, und mein Chef war im vergangenen Jahr auch nicht anders. Also: Was ist nur los? Selbst die Versuche, mich selbst aufzumuntern, funktionieren nicht: Hey, es ist doch Karneval! Gute Laune, alles witzig, alles prima! Na ja, nicht immer. Oder ehrlich gesagt: Eher selten. Aber das kenne ich ja auch schon seit Jahren. Doch diesmal nervt es mich besonders, dass dort, wo Spaß draufsteht, in den seltensten Fällen welcher drin ist. Wer's nicht glaubt, sollte mal - wenn er mutig ist - einem Karnevalisten sagen, dass sein Beitrag nicht lustig war. Oder ihn selbst einmal auf den Arm nehmen. Da hebt man sich leicht einen Bruch. Ein schiefer Blick ist die Mindeststrafe, doch unterm Kostüm werden die Messer schon gewetzt. Aber, und jetzt dämmert es mir so langsam, nicht nur die Narren sind momentan todernst. Auch die Politiker. Man muss sehr, sehr vorsichtig sein, was man derzeit, sagt und tut - oder lässt. Genau: Es ist ja Wahlkampf! Nicht, dass ich Politiker und Narren in einen Topf werfen will. Aber die Parallelen sind erschreckend. Zudem sieht man sie dieser Tage sehr oft gemeinsam: Echte Fründe ston zesamme! Und bei beiden läuft es nach dem gleichen Schema ab: Entweder du bist für mich (und findest mich dufte), oder du bist ein Narr! Auch machen in der Öffentlichkeit beide gute Miene. Doch wenn sie sich im Hintertreffen gegenüber der Konkurrenz wähnen, dann ist rasch Schluss mit lustig. Angesichts dieser unheiligen Allianz rate ich: Kumm loss mer fiere, net lamentiere, jet Spass un Freud dat hät noch keinem Minsch jeschad...

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort