"Unkoordiniert, übertrieben": Lehrerinitiative zur Schulentwicklung stößt bei Politikern auf Kritik

Gerolstein/Hillesheim · Die Leitung der Realschule plus in Gerolstein fordert die Einberufung einer Konferenz zur künftigen Entwicklung der Realschulen in Gerolstein und Hillesheim. Hintergrund ist die Fusion der beiden Verbandsgemeinden. Bei den Bürgermeistern Matthias Pauly und Heike Bohn, zugleich Vertreter der Schulträger, sorgt das für Unmut, da die Schulentwicklung auf Kreisebene geplant wird.

Gerolstein/Hillesheim. Sowohl in Gerolstein als auch in Hillesheim gibt es eine Realschule plus. Beide Schulen sind annähernd gleich groß, haben ein Ganztags- und ein ähnliches Bildungsangebot - mit der Berufsreife und der mittleren Reife als Abschluss.

Während die Politiker des Hillesheimer Landes bereits mehrfach mit dem Ansinnen gescheitert sind, an ihrer Schule auch das Abitur als Abschluss anzubieten, gab es von Gerolsteiner Seite solche Bestrebungen nicht. Denn: In der Brunnenstadt können Schüler sowohl am Gymnasium als auch an der Berufsbildenden Schule diesen Abschluss erzielen.Idee: Gemeinsame Konferenz


Wie es nach dem Zusammenschluss der beiden Gebietskörperschaften auch für die Schulen weitergehe, solle in einer gemeinsamen Konferenz besprochen werden, fordert Gerolsteins Realschulrektor Günter Mehles.

In die gleiche Kerbe schlägt der pädagogische Koordinator und Konrektor der Schule, Till Habel-Thomé. Er sagt: "Die Fusion der Kommunen verlangt dringend nach einer Bestandsaufnahme und nach Gesprächen über die weitere Entwicklung der Realschulen plus im künftig größeren Gerolsteiner Land. Ich denke, es wird oder muss zu einer grundlegenden Neuorientierung kommen." Die Ganztagskoordinatorin der Schule, Joanna Kincel, fügt hinzu: "Eine Neuausrichtung muss ein schlüssiges Ganztagskonzept beinhalten. Für kommende Elterngenerationen und deren Kinder muss Planungssicherheit bestehen. Immer mehr junge Eltern werden voll berufstätig sein."

Seine Erfahrungen an Ganztags- und Gesamtschulen möchte der pädagogische Koordinator der Gerolsteiner Realschule in den geforderten "runden Tisch" einbringen. "Unsere Realschule plus hat eine gute Entwicklung eingeschlagen und genießt eine breite Akzeptanz und Wertschätzung. Wir wollen keinen Stillstand, sondern die schulische Entwicklung aktiv vorantreiben." Die Schulleitung ist sich sicher, dass die anstehende Fusion "eine grundlegende Herausforderung für die Schulstruktur bedeutet".

Matthias Pauly, Bürgermeister der VG Gerolstein und Vertreter des Schulträgers der Realschule plus in Gerolstein, hält nicht viel von diesem Vorpreschen. Er sagt: "Da hätte sich die Schulleitung besser mal zurückgehalten. Das habe ich ihr auch so gesagt. Denn die Fusion und die Schulentwicklung sind zwei getrennte Themen. Darüber waren wir uns in allen Verhandlungsrunden mit Hillesheim auch einig." Die Schulentwicklungsplanung - inklusive der Entscheidungen über den Fortbestand einer Einrichtung und die Abschlussmöglichkeiten - mache der Kreis in Absprache mit dem Bildungsministerium. Und nicht die Verbandsgemeinden, betont Pauly.

Auf die Frage nach der künftigen Schulträgerschaft der beiden Realschulen plus (die derzeit die Verbandsgemeinden innehaben) antwortet Pauly: "Der neue VG-Rat wird das Recht und die Pflicht haben, darüber zu entscheiden, ob er eine Übernahme der Schulträgerschaft durch den Kreis beantragen soll."

Heike Bohn, Bürgermeisterin der VG Hillesheim und Vertreterin des Schulträgers der Augustiner-Realschule plus in Hillesheim, sagt ebenfalls: "Grundsätzlich hat die Schulentwicklung nichts mit der Fusion zu tun. Insofern sind übertriebene Hektik und unkoordiniertes Vorgehen nicht vonnöten."

Nichtsdestotrotz ist sie der Meinung, dass das Thema auf Kreisebene angegangen werden sollte, da der Schulentwicklungsplan des Landkreises Vulkaneifel einige Anregungen enthalte, die für die beiden Realschulen plus in Hillesheim und Gerolstein wichtig seien. Bohn: "Darüber solle man sprechen. Aber, wie gesagt: unabhängig von der Fusion."Meinung

Der Abschluss ist entscheidend
Der Vorschlag, dass sich die Lehrer der beiden Realschulen plus der künftigen Groß-Verbandsgemeinde Gerolstein zusammensetzen, ist nicht verkehrt. Miteinander reden kann nie schaden. Aber kann der Vorschlag dazu führen, dass sich die Schulen derart differenzieren, dass die Eltern/Kinder wirklich eine Wahlmöglichkeit haben? Wohl kaum. Denn wie sollen sich zwei Schulen, die in Sachen Abschluss und Angebot fast identisch sind, voneinander abheben? Durch die Ausstattung? Dafür werden nur wenige einen viel längeren Schulweg in Kauf nehmen. Entscheidend ist der Abschluss. Nur, wenn auch in Hillesheim das Abitur angeboten wird, haben beide Schulen eine langfristige Perspektive. m.huebner@volksfreund.de

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