"Uns ist egal, was politisch passiert"

GEROLSTEIN. (vog) Steht statt einer Jubiläumsfeier zum 25-jährigen Bestehen der Partnerschaft das Ende der Liaison mit der niederländischen Stadt Gilze en Rijen bevor? Die Brunnenstädter wollen den Fortbestand, der niederländische Bürgermeister auch, aber sein Rat nicht. Die Vereine lassen sich ihre Freundschaften von den Kommunalpolitikern jedoch nicht vermiesen.

Vor einigen Wochen waren Gerolsteins Stadtbürgermeister Karl-Heinz Schwartz, VG-Bürgermeister Matthias Pauly sowie zwei weitere Fürsprecher zu Besuch in Gilze en Rijen. Das Blatt sollte gewendet werden, denn schon vor zwei Jahren hatten die Niederländer die Städtepartnerschaft offiziell von ihrer Seite aus gekündigt. Trotzdem blieb alles in der Schwebe. Schwartz: "Der niederländische Bürgermeister und seine Beigeordneten sind nach wie vor für den Fortbestand, nur der Rat nicht." Jetzt wird das Bündnis im Rat von Gilze en Rijen neu diskutiert. Schwartz ist optimistisch: "Ich bin guter Dinge und denke, dass im Laufe des Jahres alles wieder ins Lot kommt." "Wissen nicht, was in Stadtväter gefahren ist"

Geld könne nicht der Grund sein. Gerolstein hat 7500 Euro für beide Städtepartnerschaften (Gilze en Rijen und Digoin) jährlich im Haushalt stehen. Die Vereine organisieren die gegenseitigen Besuche selbst und bezahlen auch die Zeche aus den Vereins- oder Privatschatullen. An Vatertag war, wie seit 25 Jahren, eine große Gruppe Radfahrer aus Gilze en Rijen zu Besuch in Gerolstein. Die "Vatertagsfete" auf dem Brunnenplatz ist mittlerweile Tradition. Mitorganisator Hermann-Josef Wirp: "Die niederländischen Radfahrer wissen auch nicht, was in ihre Stadtväter gefahren ist. Sie kommen nach wie vor." Genauso sieht es bei den Feuerwehren beider Städte aus. Wehrführer Karl-Heinz Kunze: "Uns ist egal, was politisch passiert. Wir treffen uns einmal im Jahr und auch immer dann, wenn eine Wehr ein großes Fest hat." Aus den Reihen der Feuerwehr ist sogar eine Ehe entstanden. Eine Gerolsteinerin hat zu Beginn der Städtepartnerschaft den damaligen Wehrführer der niederländischen Wehr geheiratet. Kunze sagt: "Die haben bald Silberhochzeit." Als "Riesenspaß für beide Seiten" bezeichnet Friedhelm Fischer, Vorsitzender des Musikvereins Büscheich, die gegenseitigen Besuche mit der Musikkapelle von Molenschot, einem Stadtteil von Gilze en Rijen. Das gemeinsame Musizieren habe mit der Politik nichts zu tun. Fischer: "Wir gehen behutsam mit der Freundschaft um. Da hängt viel Herzblut drin. Viele sind mittlerweile auch privat miteinander befreundet." So sieht es auch bei den Bogenschützen aus, die regelmäßig zu den Turnieren des Schieß- und Sportclubs Müllenborn kommen. Einzig die Freundschaft zwischen den Gerolsteiner Burgnarren und der "Carnevalsstichting" in Rijen steht derzeit auf wackeligen Füßen. Burgnarren-Chef Manfred Saur hat lange nichts von den niederländischen Jecken gehört.Burgnarren halten Tür offen

Auch wurde er nicht über den Wechsel in deren Vorstand informiert. Saur: "Es könnte sein, dass es irgendwann nicht mehr klappt. Da sind jetzt ganz junge Leute im Vorstand, die vielleicht andere Ziele verfolgen." Die Burgnarren halten allerdings die Tür für einen Besuch aus Gilze en Rijen offen. Ebenso wie die gesamte Rathaus-Crew am Kyllweg.

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