Unter dem Reetdach singt Caruso

WIESBAUM. Das neueste Werk des Bastlers Wolfgang Trierscheid ist demnächst in einem Grammophon-Museum im Schwarzwald zu sehen. Über 400 Stunden Arbeit stecken in dem detailtreuen "Schwarzwald-Haus" des Wiesbaumers.

Der 45-Jährige ist nicht nur ein leidenschaftlicher Bastler, sondern auch ein passionierter Sammler. Zig historische Radios, alte Grammophone und 1360 Original Schellack-Platten (aus den Jahren von 1900 bis 1960) zählt er zu seinen Schätzen. Diese Sammlung brachte den "waschechten Eifeler" Wolfgang Trierscheid vor Jahren auch auf das Phono-Museum in Sankt Georgen, wo er auf der Suche nach Ersatzteilen für seine Sammlerstücke gelandet war. Beim Besuch des Museums in dem Schwarzwald-Städtchen entdeckte er Modelle von Häusern, die auf Grammophonen aufgebaut waren.Eine Idee, die ihn nicht mehr los ließ: Eines seiner "Schätzchen", das Tisch-Grammophon von 1910, bot sich dafür geradezu an. Auch nach dem extravaganten Umbau ist es noch voll funktionstüchtig: Denn das Dach des Modellhauses lässt sich hochklappen. Trierscheid greift zur Kurbel und schon erklingen die ersten Takte aus der Oper "Bajazzo", gesungen von Enrico Caruso.Doch bis es soweit war, riss dem Bastler so mancher Geduldsfaden und es floss so manche Schweißperle. Trierscheid, bekennender Perfektionist, ist verliebt ins Detail. Erst wälzte er Bücher über die Stilepochen der Schwarzwald-Architektur, besonders über die Zeit um 1910, aus der das Grammophon stammt.Den "richtigen Kick" zum Modellbau hatte Trierscheid bei einem Kurs beim Krippenbauverein in Schleiden bekommen. "Viele Erfahrungen über Farben, Materialien und Geländegestaltung haben mir weitergeholfen." Statt Gips-putz hat er mit einem Spezialgemisch aus Leimwasser, Kreide und Sägemehl gearbeitet. Für den "Rasen" und die Begrünung des Reetdaches hat Trierscheid in die Trickkiste gegriffen: "Ich habe unterschiedliche Moosarten einschließlich Wurzeln, Dreck und Tannennadeln in einer alten, elektrischen Kaffeemühle zerkleinert."Über 400 Stunden Freizeit investierte Trierscheid in den vergangenen vier Jahren in den Bau dieses Modells. "Es ist unverkäuflich, obwohl ich schon Angebote habe, vor allem ein Schwabe ist mächtig interessiert." Das Phono-Museum hat nun das Modell für ein Jahr als Leihgabe angefordert - der Eifeler bringt es im Mai nach Sankt Georgen. Vorher zeigt er sein neuestes Werk aber noch den Senioren seiner Heimatgemeinde - beim Seniorentreff.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort