Flutkatastrophe Wo Flut-Geschädigte Geld bekommen können

Gerolstein/Daun · Dank der großen Spendenbereitschaft sind große Summen zusammengekommen. Für Betroffene gibt es Geld aus mehreren Töpfen.

 Das Hochwasser hat viel Schaden angerichtet, vielerorts stapelt sich noch der Müll. Auf der lahmgelegten Bahnstrecke sind Züge gestrandet. Bis die wieder fahren, wird es noch lange dauern.

Das Hochwasser hat viel Schaden angerichtet, vielerorts stapelt sich noch der Müll. Auf der lahmgelegten Bahnstrecke sind Züge gestrandet. Bis die wieder fahren, wird es noch lange dauern.

Foto: TV/Mario Hübner

Anders als im Ahrtal und den betroffenen Regionen im südlichen Nordrhein-Westfalen waren nach dem Flut-Hochwasser im Kreis Vulkaneifel keine Todesopfer zu beklagen. Aber es ist enormer Sachschaden entstanden: kaputte Heizungsanlagen, schrottreife Autos, ganze Wohnungseinrichtungen vernichtet – nur einige Beispiele auf einer ganz langen Liste, was vergangene Woche besonders in der Verbandsgemeinde (VG) Gerolstein, vor allem entlang der Kyll zwischen Hallschlag und Densborn, binnen weniger Stunden zerstört worden ist. „Nach einer ersten Schätzung sind rund 3000 Menschen in unterschiedlicher Art und Weise betroffen, also zehn Prozent der VG-Gesamtbevölkerung“, sagt Bürgermeister Hans Peter Böffgen.

Viele Menschen haben große Schäden zu verzeichnen, stehen teilweise vor dem Nichts, brauchen schnell und unbürokratisch Hilfe, um finanzielle Engpässe zu überbrücken. Vor diesem Hintergrund hat der Kreis über seine Bürgerstiftung ein Spendenkonto eingerichtet – und viele haben geholfen. Weit über 2000 Einzelspender haben dafür gesorgt, dass in wenigen Tagen mehr als 500 000 Euro zusammengekommen sind, und die Spendenbereitschaft ist laut Kreisverwaltung ungebrochen. Landrätin Julia Gieseking: „Ich bin überwältigt von der großen Anteilnahme, die wir auch überregional erfahren, und von der hohen Spendensumme, die in so kurzer Zeit bei uns eingegangen ist.“

Wie kommen Betroffene an finanzielle Unterstützung? Zum einen über die Bürgerstiftung: Um die Spendengelder schnellstmöglich auszahlen zu können, hat der Stiftungsrat festgelegt, dass pro Haushalt ein Sockelbetrag von 1500 Euro an Hochwasserhilfe ausgezahlt wird. Pro Haushaltsmitglied gibt es zusätzlich jeweils weitere 500 Euro. In besonderen Härtefällen kann die finanzielle Hilfe auch höher ausfallen.

Der zweite Topf ist die Soforthilfe des Landes für Betroffene der Unwetterkatastrophe. In Aussicht gestellt worden sind bis zu maximal 3500 Euro pro Haushalt. Diese sollen ohne Bedürftigkeitsprüfung über die Kreisverwaltungen ausgezahlt werden. Dafür erhalten die Kreise Abschlagszahlungen vom Land erhalten. Inzwischen liegt der Kreisverwaltung Vulkaneifel auch das entsprechende Antragsformular vor, so dass Betroffene ab sofort Anträge auf staatliche Soforthilfe stellen können. Der dritte Topf: Auch das Land hat ein Spendenaktion gestartet, bei der (Stand Freitag) gut sechs Millionen Euro zusammengekommen sind. Das Geld soll über die Kreise an Betroffene verteilt werden, allerdings wird voraussichtlich erst nächste Woche die Verfahrensweise feststehen.

Wo kann finanzielle Hilfe beantragt werden? Anträge können auf Hilfen bei der Geschäftsstelle der Bürgerstiftung des Landkreises Vulkan­eifel gestellt werden. Die Kreisverwaltung weist darauf hin, dass man wegen gesetzlicher Vorgaben um einen Kurzantrag nicht herumkomme, den man aber einfach gestaltet habe. Das Antragsformular ist zu finden www.vulkaneifel.de. Auch die Ortsbürgermeisterinnen und Ortsbürgermeister erhalten Formulare, um sie an betroffene Menschen in ihren Gemeinden weiterzuleiten. Die Geschäftsstelle der Bürgerstiftung Landkreis Vulkaneifel steht bei Rückfragen unter der E-Mailadresse: buergerstiftung@vulkaneifel.de sowie telefonisch unter 06592/933249 (Patrick Schauster) und 06592/933292 (Bernd Ant) zur Verfügung.

Was die Soforthilfe angeht: Das Antragsformular kann auf der Homepage des Kreises (www.vulkaneifel.de) heruntergeladen werden. Gleichzeitig haben die Verbandsgemeindeverwaltungen diese Formulare erhalten, mit der Bitte, diese über die Ortsgemeinden an die betroffenen Personen weiterzuleiten. Die Antragsformulare sind über die jeweilige Verbandsgemeinde einzureichen. Ansprechpartner bei den Verbandsgemeinden sind: VG Daun: Vanessa Lauxen, Telefon 06592/939-125 (E-Mail vanessa.lauxen@vgv.daun.de), VG Gerolstein: Karolin Saxler, Telefon 06591/13-1103 (E-Mail: karolin.saxler@gerolstein.de), VG Kelberg: Heinz-Georg Reuter, Telefon 02692/87243 (E-Mail heinz-georg.reuter@VGV-Kelberg.de). Zentraler Ansprechpartner bei der Kreisverwaltung ist Rainer Leuer, Telefon 06592/933210 (E-Mail rainer.leuer@vulkaneifel.de).

Die VG Gerolstein schätzt den Schaden bei ihren Einrichtungen (wie Wasser- und Abwasserversorgungsanlagen) grob bei weit über einer Million Euro. „Das ist aber nur ein Bruchteil dessen, was in der Summe für die Städte und Gemeinden in der VG zu erwarten ist – da fehlt uns bisher halbwegs verlässliche Einschätzung. Schäden im privaten oder gewerblichen Bereich sind für uns überhaupt noch nicht greifbar“, teilt die VG auf TV-Anfrage mit. „Die Beseitigung der Schäden wird noch lange dauern“, sagt Bürgermeister Böffgen. „Aber nach vielen Treffen und Gesprächen kann ich sagen: Es ist ein großer Zusammenhalt spürbar, auch eine Aufbruchstimmung nach dem Motto: Das kriegen wir hin.“ Und noch eine gute Nachricht: „Die Strom- und Wasserversorgung ist durchweg wieder gesichert.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort