"Urlaub auf Lanzarote ist gefährlicher"

Daun/Gerolstein/Hillesheim · Müssen die Vulkane in der Eifel besser überwacht werden? Mit dieser Frage befasst sich derzeit das Wirtschaftsministerium in Mainz. Am Laacher See werden zwei neue Messstationen aufgestellt - im Landkreis Vulkaneifel bleibt es bei einer Station in Hillesheim.

Daun/Gerolstein/Hillesheim. Zur besseren Überwachung der Erdbebenaktivität unter dem Laacher See sollen bis Jahresende zwei weitere Messstationen dort aufgestellt werden. Für den Landkreis Vulkaneifel gibt es derzeit keine konkreten Pläne, die Überwachung der seismischen Aktivität zu verstärken. Nach Einschätzung von Peter Bitschene, Geologe aus Gerolstein, ist dies auch nicht nötig. "Es ist aus wissenschaftlicher Sicht natürlich immer begrüßenswert, mehr Daten zu erheben", sagt er. "Aus vulkanologischer Sicht spricht aber nichts dafür, dass wir es heute oder morgen oder in den kommenden Jahren mit einem Vulkanausbruch zu tun haben werden."
Bitschene spielt damit auf Szenarien an, die immer wieder verbreitet werden - zuletzt in einer Dokumentation des ZDF, die im August dieses Jahres ausgestrahlt wurde (der TV berichtete). Dort wurde unterstellt, dass der Laacher-See-Vulkan praktisch jederzeit ausbrechen könne - die letzte Eruption fand vor 13 000 Jahren statt.
Im Landkreis Vulkaneifel betreibt die Universität Köln seit 1998 eine Erdbebenmessstation in Hillesheim. Auf die Frage, ob weitere geplant seien, antwortet das zuständige Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung (MWKEL), dass zu diesem Thema eine Skizze für ein Forschungsprojekt beim Bundesumweltministerium (BMU) eingereicht worden sei. "Sofern das BMU die Förderung bewilligt, wird die Zweckmäßigkeit der Positionierung weiterer Messstationen im Landkreis Vulkaneifel im Rahmen dieses Projektes aus fachlicher Sicht zu prüfen sein", heißt es auf TV-Anfrage beim Landesministerium. Eine konkretere Antwort gibt es aus Mainz derzeit nicht, mit einer Reaktion des BMU wird Anfang 2013 gerechnet.
Neben der Erdbebenaktivität wird seit vielen Jahrzehnten auch gemessen, wo Gase wie Radion, Helium und CO{-2} austreten. Auch hier ist die Aussage des Ministeriums wenig konkret. Ein Gutachten komme zu dem Ergebnis, "die Beobachtung fortsetzen zu lassen, um mögliche Rückschlüsse über Veränderungen der Intensität von Gasaustritten oder die Verschiebung vulkanologisch aktiver Zonen im Erdmantel statistisch besser absichern zu können", heißt es. "Der Austritt von Gasen ist in der Region ganz normal", sagt Geologe Bitschene. Hierdurch entstünden die vielen Mineralquellen. Unangenehm könne es höchstens werden, wenn in einem Keller eine erhöhte Konzentration von Kohlenstoffdioxid festgestellt würde. Deshalb werden in der gesamten Region auch immer wieder Messungen in Häusern durchgeführt. Warum beantragt das Ministerium also Geld für ein erneutes Forschungsprojekt, wenn eigentlich alles in Ordnung ist? "Dafür gibt es zwei Gründe", sagt Bitschene.
Zum einen sei es aus wissenschaftlicher Sicht immer gut, die Vulkaneifel besser zu erforschen und durch die Erhebung von Daten an mehr Standorten auf breitere Beine zu stellen. Diese Auffassung vertritt auch das Ministerium.
Zum anderen, so Bitschene, habe die Politik erkannt, dass das Thema Vulkanismus die Menschen sehr bewege. "Die Leute sind sensibilisiert für das Thema, die Politik hat das erkannt und handelt entsprechend", sagt der Geologe. Insgesamt, so betonen sowohl das Ministerium und Geologe Bitschene gleichermaßen, bestehe aber kein Grund zur Sorge. Bitschene geht sogar einen Schritt weiter: "Urlaub auf Lanzarote ist vulkanologisch gesehen gefährlicher als das Leben in der Eifel", sagt er. Dort seien die Vulkane zuletzt im 18. Jahrhundert ausgebrochen - und nicht vor 13 000 Jahren wie hier.Extra

Im Doppelhaushalt für die Jahre 2012/2013 ist unter dem Stichwort Vulkanismus-Monitoring ein sogenannter Leertitel veranschlagt. Das heißt, dass für die Beobachtung des Eifel-Vulkanismus dort kein Geld eingeplant worden ist. Die Aufnahme eines Leertitels in den Haushalt ermöglicht es aber, später Mittel zuzuweisen - sollte das Ministerium das Forschungsprojekt bewilligen. Das Ministerium schreibt hierzu: "Sollte sich der Bedarf ergeben, weitere, nicht zur Verfügung stehende Daten zu ermitteln, werden Haushaltsmittel bereitgestellt." Ob im Jahr 2014 Geld für die Überwachung der Eifel-Vulkane im Haushalt verplant wird, könne man derzeit noch nicht sagen. mem

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