Vegetarier schaffen Arbeitsplätze

WIESBAUM. Weitere Jobs in Aussicht: Die Tofu-Firma Viana aus Wiesbaum, bei der derzeit 36 Menschen beschäftigt sind, will mit Unterstützung des Landes für rund zwei Millionen Euro Lager und Produktionsstätte erweitern. In den nächsten fünf Jahren sollen bis zu 20 neue Arbeitsplätze entstehen.

Fleischlose Kost wird immer beliebter - und das nicht nur in Deutschland. Die Firma Viana, die seit September 2001 im Industrie- und Gewerbepark in Wiesbaum ausschließlich vegetarische Lebensmittel herstellt, hat diesen Trend schon früh erkannt. Geschäftsführer und Firmenchef Bernd Drosihn sagt: "Wir liefern heute in 16 Staaten Europas, unsere Verpackungen sind sechssprachig deklariert." Das Ergebnis: Zehn Prozent Wachstum im Auslandsgeschäft. Im Inland herrsche für die 60 Produkte der ursprünglichen Marke "Viana" ein "stabiler Absatz" (siehe Hintergrund) . Daneben hat sich die Firma zwei weitere Standbeine geschaffen. Drosihn: "Zum einen haben wir vor etwa einem Jahr speziell für den Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland die Marke ,Veggie Life' geschaffen und bestücken mittlerweile mehr als 500 Supermärkte in Deutschland." Das Wachstum für diese, 15 Produkte umfassende, Linie beträgt nach Angaben des Firmenchefs berauschende "300 bis 400 Prozent, wenn auch auf sehr niedrigem Niveau". Der Umsatz betrage rund eine halbe Million Euro. Zum anderen setzt die Firma auf so genannte "privat products" - Produkte, die unter dem Namen der jeweiligen Handelskette verkauft werden. Drosihn nennt die Gründe: "Erstens lasten wir so unsere Anlagen aus, und zweitens erreichen wir damit die Kunden, an die wir sonst niemals rankommen würden, da wir zu klein sind, um viel Geld in Werbung zu stecken." Apropos Geld: Trotz des beachtlichen Wachstums, das die Erweiterung notwendig macht, verfügt das Unternehmen nach Angaben des Geschäftsführers "über kein dickes Finanzpolster". Da die Firma aber 2006 ihre Produktionsstätte, die vom Land als so genannte Vorausfabrik vorfinanziert wurde, kaufen muss, fehlen die Mittel für die Erweiterung. Drosihn: "Beides, die Fabrik zurückkaufen und den Anbau finanzieren, können wir nicht." Daher freut er sich, dass "das Land signalisiert hat, uns zu unterstützen".Firma will um 2000 Quadratmeter erweitern

Denkbar ist entweder die Gewährung eines zinslosen oder zinsgünstigen Darlehens oder die Verlängerung der Frist für den Rückkauf der Firma. Die konkrete politische Entscheidung steht noch aus. Geplant ist, die bestehenden 2900 Quadratmeter Firmenfläche (1200 Produktion, 1200 Lager, 500 Verwaltung) um 2000 Quadratmeter zu erweitern. Überwiegend werde zusätzlicher Lagerplatz benötigt, es sollen aber auch die Produktionsstätte ein wenig erweitert und eine "Versuchsküche mit eigenem Labor" geschaffen werden. Schließlich müssten regelmäßig "neue Produkte, die gut schmecken", entwickelt werden. "Es ist sehr schwierig, Leute zu vegetarischer Ernährung zu bringen, aber immer mehr merken, dass dieser Fleischwahnsinn, der in Deutschland betrieben wird, nicht gut sein kann", spielt Drosihn neben den bedenklichen Gesundheitsaspekten und den Folgekosten für die Volkswirtschaft auch auf den immensen Verbrauch von Ressourcen (Futter, Wasser, Land) und die Kosten für die Aufzucht der Tiere an. Und weil sich dieses Wissen immer mehr in der Bevölkerung durchsetze, sei auch das "stabile Wachstum von jährlich 20 Prozent" zu verstehen. Drosihn: "Unsere Kunden sind primär diejenigen, die weniger Fleisch essen wollen. Und wir machen für sie gesunde, pfiffige und leckere Produkte."

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