Verdienstvoller Ägidius

DAUN. (sts) Der große Laurentiusmarkt ist traditionell Abschluss der Dauner Kirmes. Der Markt, der immer Tausende von Besuchern in die Stadt zieht, hat viele Jahrhunderte zurückreichende Wurzeln.

Stadthistoriker Alois Mayer (Daun-Pützborn) hat die Geschichte des Laurentiusmarkts erforscht und kommt zu dem Schluss, dass dieser zu den "ältesten Markttraditionen in der Vulkaneifel" zu zählen ist. Vor rund 700 Jahren lebte auf der Dauner Burg ein bedeutender Herr, Ägidius von Daun, ohne den "Daun vermutlich nie die Stadtrechte bekommen hätte und wohl auch nie Kreisstadt geworden wäre", erklärt Mayer. Höchstwahrscheinlich hatte Daun seine Stadtrechte bereits 1332 durch den deutschen Kaiser Ludwig des Bayern verliehen bekommen. Den Bemühungen des Ägidius sei es zu verdanken, dass der kleine Ort am Fuß des steilen Burgbergs mit seinen höchstens 150 Einwohnern von dem luxemburgischen Grafen und böhmischen König Johann am 17. September 1337 seine Existenz als Stadt und seine Stadtrechte bestätigt bekam, sagt Mayer. Die entsprechende Urkunde wurde im heute französischen Thionville besiegelt. Verbindliche "Dauner Elle"

Darin ist zu lesen: "Ich, Ägidius, Herr zu Daun, bekunde, dass ich nach vorheriger reiflicher Beratung und guter Überlegung freiwillig, nicht gezwungen oder durch irgendeinen Betrug verleitet, meine Stadt oder Vorburg, gelegen unter der Burg Daun, mit allen ihren Rechten, …in die Hände des Herrn Johann, König von Böhmen und Graf von Luxemburg, übergeben habe…" Mit der Erhebung zur Stadt waren viele Rechte verbunden, unter anderem auch das Marktrecht. "Es ist also dem Ritter Ägidius und dem böhmischen König Johann zu verdanken, dass Daun einen Jahrmarkt bekam", stellt Mayer fest. An die Verleihung des Marktrechts waren gleichzeitig Marktzoll, Marktmünze und Marktfrieden geknüpft. Daun hatte seinen eigenen Marktzoll sowie eigene Maße und Gewichte. Sie waren genormt und für jeden im Amt Daun bindend, und das laut Mayer bis mindestens 1794. Für Flüssigkeiten galt das "Dauner Maß" zu vier Schoppen, beim Wein ungefähr 1,3 Liter und beim Öl ungefähr 1,5 Liter. Längenmaß war die "Dauner Elle" (0,56879 Meter). Unter "Marktfrieden" sicherte der Dauner Burgherr allen zum Markt Kommenden oder vom Markt Gehenden sicheres Geleit zu. Wahrzeichen des Friedens war das Marktkreuz, das in Daun bis 1824 an der Stelle der heutigen Adler-Apotheke stand. Wer gegen den Marktfrieden (oder sonstige städtische Verordnungen) verstieß, wurde verurteilt und der Öffentlichkeit als abschreckendes Beispiel zur Schau gestellt. Häufig geschah es in der Form des "an den Prangerstellens". Auch auf dem Dauner Markt, am "Haus und Hof zum Markte" (das heutige Handarbeitsgeschäft Partsch), stand ein solcher Pranger. Nach den Recherchen von Alois Mayer profitiert Daun nun bereits mehr als ein halbes Jahrtausend von seinem Jahrmarkt und seinen Stadtrechten. "Vielleicht benennt die Stadt mal eine Straße nach dem in der Stadtgeschichte verdienstvollsten Burgherren, Ägidius von Daun", hofft Mayer. "Er hat Dank und Erinnerung verdient, eher als Kurfürst Balduin, der die Stadt Daun 1353 zerstörte." r

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