Vernissage als spirituelles Erlebnis

Hillesheim · Ungewohntes Ereignis und spirituelles Erlebnis für mehr als 100 Besucher war die Eröffnung der Ausstellung "Elemente" mit Bildern von Werner Müller (Köln) und Fritz Thiel (Hillesheim) in der St.Martin-Pfarrkirche. Der Ortspfarrer sprach über moderne Kunst aus christlicher Sicht, und zu Lichteffekten wurde zeitgenössische Musik aufgeführt.

 Die Künstler Fritz Thiel (links) und Werner Müller (rechts) stellen ihre Bilder in Hillesheim aus – hier das Werk „Gravitation“. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Die Künstler Fritz Thiel (links) und Werner Müller (rechts) stellen ihre Bilder in Hillesheim aus – hier das Werk „Gravitation“. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Hillesheim. Weniger ist mehr: Nur aus sechs Bildern besteht die Ausstellung, und diese sind jeweils von zwei Künstlern gemalt worden. Der ungemeine Vorzug: Sie kommen alle zusammen und jedes für sich ausgezeichnet zur Geltung. Sowohl die nach den vier Elementen Erde, Wasser, Luft und Feuer benannten Exponate an den Seitenwänden der klassizistischen Saalkirche als auch die beiden im Chorraum mit den Titeln "Gravitation" und "Hingabe".
Musik mit Orgel und Trompete


Zudem fällt die sakrale Ausstattung in der Umgebung der abstrakten Bilder gleichermaßen in den Blick des Betrachters: die Kanzel und das Gabelkreuz aus der Barockzeit und die Madonna im Rosenkranz nach einem Original von Tilman Riemenschneider (1510).
Moderne Kunst in einer Kirche provoziere und konfrontiere, räumte Pfarrer Patrick Mittermüller bei der Eröffnung der Ausstellung ein. "Aber sie kann auch stärken", betonte er. Denn mit dem Anspruch der Künstler, ergründen zu wollen, was hinter den Dingen stecke und was die Welt zusammenhalte, seien die Bilder Denk-, Wahrnehmungs- und Meditationsanstöße. "Wo wären sie demnach besser zu präsentieren als in einer Kirche?", fragte der Priester. Er verknüpfte die antike Vier-Elemente-Lehre mit der jüdisch-christlichen Theologie, er interpretierte Bibelstellen, er zitierte Psalmen. Heinz Scholz (Meerbusch) bezeichnete in seiner Einführung die Ausstellung als "ungewöhnlich, einzigartig und geheimnisvoll". Dass Werner Müller und Fritz Thiel ihre großformatigen Bilder zu zweit malen - der eine den Hintergrund, der andere die Symbole - sei eine absolute Rarität in der Kunsthistorie, sagte Scholz.
Die Vernissage war eine Feierstunde. Dazu trugen auch der Trompeter Michael Frangen und der Organist Matthias Roeseler auf exzellente Weise bei. Von der Empore aus - wo mit der Stumm-Orgel eines der besten und klangschönsten Kirchenmusik-Instrumente des Rheinlands steht - illuminierten sie die Kirche nacheinander in Blau, Grün, Rot und Gelb, und sie spielten Petr Ebens musikalische Meditation über die Farben der vier Elemente, basierend auf den Fenstern von Marc Chagall in der Kathedrale von Chartres. "Ich bin begeistert von dem unglaublich meditativen Charakter der Vernissage und der Bilder", schwärmte Marlies Jostkleigrewe (79) aus Kerpen. Ihr Favorit sei "Erde". Sie habe sich besonders während der Musikstücke regelrecht "versenkt" in das Bild, sagte sie. bb
Die Ausstellung "Elemente" mit den Bildern von Werner Müller (Köln) und Fritz Thiel (Hillesheim) wird von der Katholischen Erwachsenenbildung und der Pfarrgemeinde Hillesheim präsentiert und kann während der täglichen Öffnungszeiten (10 bis 17 Uhr) in der St.-Martin-Kirche, Burgstraße, Hillesheim, besichtigt werden. Zum Abschluss der Ausstellung ist am Sonntag, 30. Oktober, um 19 Uhr eine Marienvesper, die Regionalkantor Christoph Schömig (Prüm) sowie Michael Frangen (Stroheich) musikalisch gestalten. Kontakt: KERB Hillesheim, Internet: www.forum-hillesheim.de; Pfarrgemeinde St.Martin Hillesheim, Telefon 06593/343; Fritz Thiel, Internet: www.fritz-thiel.de; Werner Müller, Telefon 0221/433732. bb

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