Verspargelung? Nein danke!

Kelberg · In einer Presseerklärung stellt sich der Grünen-Ortsverband Kelberg gegen den Ausbau der Windkraft in der Vulkaneifel und verlangt ein Moratorium, um den tatsächlichen Bedarf zu ermitteln. Anlagen in Wäldern sollen tabu bleiben.

Kelberg. Die Grünen und die SPD in Rheinland-Pfalz verfolgen das ehrgeizige Ziel, bis zum Jahr 2030 den gesamten im Land benötigten Strom durch regenerative Energiequellen zu erzeugen. Die für Windkraftanlagen (WKA) vorgesehene Fläche soll rund zwei Prozent der Landesfläche betragen - auch in Wäldern sollen WKA entstehen.
"Ich bin der Erste, der sich an einen Baum kettet, wenn das geschieht", sagt Peter Kühbach. Kühbach ist Grüner und beileibe kein Windkraftgegner, doch die Verspargelung der Vulkaneifel, die seine Partei für die Energiewende fordert, ist nicht sein Ding. "Wo bitte ist die Bedarfsanalyse, die darlegt, dass wir tatsächlich WKA in Natur- und Vogelschutzgebieten aufstellen müssen?", fragt der Vorsitzende des kleinen, vierköpfigen Ortsverbandes, der nun gegen die große Landespartei ins Feld zieht und in der windreichen Verbandsgemeinde Kelberg für Gegenwind sorgt.
Zweifel an Zahlen


"Bisher konnte mir trotz mehrfacher Nachfrage in Mainz niemand solch ein Papier zeigen. Also gehe ich davon aus, dass die Zahlen gewürfelt wurden." Gemeinsam mit der Bürgerinitiative Sturm im Wald hatte der Kelberger Ortsverband bei der grünen Landespartei in Mainz seine Bedenken geäußert: "Dort hieß es nur, wir sollen uns keine Sorgen machen - so schlimm sei das alles gar nicht. Doch irgendwelche Zahlen und Berechnungen haben wir nicht gesehen."
Er habe den Eindruck, in der Parteispitze herrsche die Meinung, mit den Eiflern könne man das machen, sagt Kühbach. "Vor allem ärgert mich das immer wieder angebrachte Totschlagargument, dass wir die Energiewende zwar wollen, aber bitte nicht vor unserer Tür."
Das sei ausgemachter Blödsinn: der Ausbau der Windkraft in landschaftlich wertvollen Naturräumen wie der Vulkaneifel richte den Tourismus zugrunde. "Und es ist doch logisch, dass sich die Menschen erst wehren können, wenn ihnen solche Pläne bekannt sind - und nicht vorher."
Die von grünen Landespolitikern versprochene Transparenz und Bürgernähe in Sachen Windkraft sei nicht gegeben, in Wahrheit müssten sich Bürger Informationen erst erstreiten und für ihre Rechte kämpfen.
Die Fortschreibung des Flächennutzungsplans in der windreichen Verbandsgemeinde Kelberg sieht mehr als zwanzig geeignete Standorte vor. Fast alle sind in Waldgebieten geplant.
Kühbach bezweifelt die Wirtschaftlichkeit der Windparks. "Mein Vorschlag gegen die Wild-West-Manier, in der hier Landschaft zerstört wird: WKA auf großen Flächen bündeln und die Wälder außen vor lassen. Kein Mensch hat Erfahrungen damit, was Windkraft im Wald anstellt und ob sie wirtschaftlich ist", sagt der Grüne. Wirtschaftsministerin Eveline Lemke solle zu ihrem Wort stehen. Lemke hatte erklärt, dort keine WKA zuzulassen, "wo die Mehrheit der Bürger keine Windkraft will."
"Wir als Grüne fordern Volksentscheide, aber wenn das Volk aufbegehrt, wird es nicht angehört, sagt Peter Kühbach.
Innerhalb der Partei habe die Presseerklärung für Spannungen gesorgt. Die Kritik kommt nicht gut an", sagt der Vorsitzende des kleinen Ortsverbandes. "Leider geht es aber auch nicht mehr um Austausch von Argumenten, sondern um Menschen."

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