Verwirrt und vermisst

"Datenblatt für den Vermisstenfall" heißt eine vierseitige Broschüre, die soeben bei den Polizeistationen eingetroffen ist. Angehörige und Pfleger Demenzkranker sollen dieses Datenblatt ausfüllen und zu Hause deponieren, damit im Vermisstenfall rascher und effektiver nach den Kranken gesucht werden kann.

 Das „Datenblatt für den Vermisstenfall“ gibt es jetzt bei allen Polizeistationen. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Das „Datenblatt für den Vermisstenfall“ gibt es jetzt bei allen Polizeistationen. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Daun/Gerolstein. (vog) Am Veilchendienstagszug in Pelm nahm ein 64-jähriger Demenzkranker teil. Gemeinsam mit einem Freund war er, wie oft zuvor, unterwegs. Die beiden verloren sich aus den Augen. Der 64-Jährige war aufgrund seiner Erkrankung orientierungslos. Statt nach Hause lief er zum Gerolsteiner Bahnhof, wo Polizisten ihn in verwirrtem Zustand auffanden.

Zwischen 24 und 35 Vermisstenmeldungen pro Jahr registrieren die Polizeiinspektion (PI) Daun und die Polizeiwache (PW) Gerolstein. Oft sind es ältere Menschen, die an Gedächtnisstörungen und Orientierungslosigkeit leiden. Verwirrt irren sie umher und finden ihren gewohnten Lebensbereich nicht mehr. PI-Chef Heinz-Peter Thiel: "Nur zehn Prozent der Demenzkranken leben in Heimen." Doch auch aus Heimen gehen Vermisstenmeldungen bei der Polizei ein. Da die Zahl der Demenzkranken (laut Polizeistudie 1,1 Millionen Menschen bundesweit, Verdopplung bis 2050) und die Zahl der Suchaktionen zunehmen, hat die Polizei eine spezielle Arbeitsgruppe eingerichtet.

Thiel: "Wir haben dabei an ein bewährtes, amerikanisches Konzept angeknüpft, um rascher helfen zu können." Das Datenblatt gehört dazu. Auf vier Seiten werden alle persönlichen Daten erfasst: neben der klassischen Personenbeschreibung und einem aktuellen Foto auch die Gewohnheiten sowie beliebten Anlaufstellen der Erkrankten.

Thiel: "Viele Demenzkranke verweilen in einer ihrer Lebensphasen. Es ist gut, wenn wir vor der Suche wissen, welche es ist, damit wir effektiver vorgehen können." Für den "schlimmsten Fall" (wenn ein Vermisster tot aufgefunden wird) kann im Datenblatt auch eine Haarprobe hinterlegt werden. Thiel weist darauf hin: "Alles geschieht ja auf freiwilliger Basis."

Die ausgefüllten Datenblätter deponieren die Angehörigen zu Hause und übergeben sie der Polizei im Vermisstenfall. Die speziellen Senioren-Sicherheitsberater der Polizei werden in Seniorenbeiräten und -gruppen das Datenblatt vorstellen. Thiel wird für Heim- und Pflegedienstleiter aus dem PI-Bezirk demnächst eine gesonderte Informationsveranstaltung in Daun anbieten. Datenblätter erhalten Interessierte in der PI Daun und der PW Gerolstein.

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