Viel Geld für alte Steine

Der Wasserturm unterhalb der Löwenburg in Gerolstein soll saniert werden. Statt der ursprünglich veranschlagten 120 000 Euro soll die Aufarbeitung nun 330 000 Euro kosten: wegen allgemeiner Kostensteigerung sowie zusätzlicher Wünsche der Stadt. Ende Januar berät der städtische Bauausschuss über das Projekt.

 Der 20 Meter hohe Wasserturm aus dem 17. Jahrhundert unterhalb der Löwenburg soll saniert werden. Die Sanierung wird teurer als geplant: 330 000 Euro statt 120 000 Euro. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Der 20 Meter hohe Wasserturm aus dem 17. Jahrhundert unterhalb der Löwenburg soll saniert werden. Die Sanierung wird teurer als geplant: 330 000 Euro statt 120 000 Euro. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Gerolstein. Seit 21 Jahren steht die Sanierung des Wasserturms auf der Liste der zu erledigenden Arbeiten in der Brunnenstadt. Wegen Geldmangels fiel sie immer wieder aus. 2002 wurden Kosten von rund 120 000 Euro für die Außensanierung des Gemäuers veranschlagt.

Aktuelle Kostenschätzungen gehen aber von wesentlich höheren Aufwendungen aus: 330 000 Euro. Das hat zum einen mit der allgemeinen Kostensteigerung zu tun. Zum anderen ist darin auch die Innensanierung enthalten, die die Stadt wünscht. Denn der bislang zugeschüttete Turm soll künftig auch wieder von innen zu begehen und zu besichtigen sein.

Als zusätzlicher touristischer Magnet. Und es gibt weitere Ideen der Stadt, die aber in besagten 330 000 Euro noch gar nicht enthalten sind. Stadtbürgermeister Karl-Heinz Schwartz (CDU) sagt: "Es wäre wünschenswert, wenn vom Burgplateau ein Zugang für eine weitere Aussichtsplattform, und zwar auf dem Wasserturm, geschaffen würde. Der Blick auf die Stadtkulisse und ins Kylltal wäre herrlich."

Das Land hat seit 1992 kontinuierlich an der 900 Jahre alten, landeseigenen Löwenburg Reparaturarbeiten ausführen lassen. Der Wasserturm, ein Bauwerk aus dem 17. Jahrhundert, hingegen gehört der Stadt. Im Zuge der Sanierungsarbeiten an der Löwenburg sollte der Wasserturm ebenfalls saniert werden. Der 20 Meter hohe Turm steht an der Altstadtseite des Löwenburg-Felsmassivs hinter dem ehemaligen Rathaus, dem Telefon- und Naturkundemuseum.

Im Dezember sollte der Planer das Projekt im städtischen Bauausschuss vorstellen. Wegen Krankheit wurde der Termin auf die nächste Sitzung am 28. Januar verschoben. Klaus Jansen, Leiter der Bauabteilung, erklärt: "Danach wird geklärt, welche Anträge auf Fördermittel gestellt werden sollen." Sobald feststehe, wie viel Geld die Stadt unterm Strich zu zahlen hat, könne über die Ausführung des 330 000 Euro-Projekts entschieden werden. Jansen erläutert den Zeitplan: "Es kommt frühestens im zweiten Halbjahr zur Sanierung."

Wegen der frostigen Witterung wurden die laufenden Arbeiten an der Löwenburg ausgesetzt. Sobald das Wetter es zulässt, werden die Spezialisten der Felssicherung (750 000 Euro) und der Mauersanierung (250 000 Euro) wieder aktiv. Bis Mitte 2009 sollen diese Arbeiten abgeschlossen sein. Seit 1992 hat das Land 1,7 Millionen Euro in die Sanierung der Löwenburg gesteckt.

Meinung

Wichtigere Aufgaben

Die Sanierung des Wasserturms muss, nachdem sie jahrelang geschoben wurde, nun bald in Angriff genommen werden. Zum einen, weil nun auch die Sanierung der Löwenburg demnächst abgeschlossen sein wird und das Land dafür sehr viel Geld (1,7 Millionen Euro) ausgegeben hat. Da passt ein heruntergekommenes Gemäuer schlichtweg nicht in das historische Ensemble. Zum anderen ist die Sanierung aus Sicherheitsaspekten für die darunter und davor liegenden Gebäude erforderlich. Aber: Hunderttausende Euro für einen begehbaren Turm sowie eine Aussichtsplattform darauf ausgeben zu wollen, um ein weiteres touristisches Mosaiksteinchen zu schaffen, ist schlicht falsch. Denn die Beseitigung anderer Problemfelder wie der drastische Sanierungsbedarf in Kindergärten und Schulen ist viel wichtiger als eine schöne Aussicht ins Kylltal. m.huebner@volksfreund.de

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