Viel los im Revier

GEROLSTEIN-GEES. Weiter in der Schwebe: Der städtische Forst- und Wegebau-Ausschuss (FWA) hat Entscheidungen um die Jagdgenossenschaft Gees nach langer Debatte vertagt. Diese soll seit 1954 rechtswidrig bestehen. Die Wählergruppe Möller hat die Staatsanwaltschaft eingeschaltet, weil in einem anonymen Brief Untreue-Vorwürfe gegen den Jagdvorstand erhoben werden.

 Vom Berg "Auf Fall" am Ortsrand von Gees hat man das "Problemfeld" genau im Blick. Grund für den Ärger um die Jagdgenossenschaft Gees ist, dass zwischen den Wiesen vor dem Wald und den Weiden plus Sandgrube mittendrin keine Verbindung ist. Der Wald rechts der K 33 in Richtung Neroth ist städtischer Eigenjagdbezirk, links ist der Staatsforst Kienscheid. Foto: Gabi Vogelsberg

Vom Berg "Auf Fall" am Ortsrand von Gees hat man das "Problemfeld" genau im Blick. Grund für den Ärger um die Jagdgenossenschaft Gees ist, dass zwischen den Wiesen vor dem Wald und den Weiden plus Sandgrube mittendrin keine Verbindung ist. Der Wald rechts der K 33 in Richtung Neroth ist städtischer Eigenjagdbezirk, links ist der Staatsforst Kienscheid. Foto: Gabi Vogelsberg

Seit gut einer Woche ist die Jagdsaison auf Rehböcke eröffnet. Wie viele "Böcke" in den vergangenen Jahrzehnten in der Jagdgenossenschaft (JG) Gees geschossen wurden, gilt es derzeit von mehreren Behörden und Gremien aufzuarbeiten. Hintergrund: Der gemeinschaftliche Jagdbezirk umfasst nicht die Mindestgröße von 250 Hektar. 190 Hektar liegen rund um den Ort und in Richtung Neroth sowie 60 Hektar wie eine Insel zwischen Stadt- und Staatsforst vor der Sandgrube neben der K 33. Um Rechtskraft zu schaffen, müsste eine Verbindung der beiden Areale geschaffen werden (TV berichtete am 3. März). Ansonsten zerfällt die JG. Dann könnten die Flächen bis zu fünf angrenzenden Jagdgenossenschaften zugeschlagen werden, was eher unwahrscheinlich erscheint, weil sie (aus Jägersicht) zu drei Vierteln unattraktive Feldflur sind. Geht die Verpachtung nicht weiter, haben mehrere hundert Grundstücksbesitzer schlechte Karten, weil kein Ersatz für Wildschäden und keine Pacht mehr gezahlt werden. Der städtische Eigenjagdbezirk (141 Hektar) gehört momentan zum verpachteten Revier, weil die Stadt den Verzicht auf Eigennutzung bis auf Widerruf erklärt hat. Der 167 Hektar große Staatsforst "Kienscheid" liegt links der K 33 in Richtung Neroth. Völlig überraschend hatte die Gerolsteiner Verwaltung auf Grund einer CDU-Anfrage Ende 2005 in Erfahrung gebracht, dass seit 1954 die Jagdgenossenschaft quasi illegal besteht. Bevor die FWA-Mitglieder detailliert informiert wurden, schrieb der Trierische Volksfreund über den Sachverhalt. Daraufhin erhielten einige Ratsmitglieder und die Verwaltung einen vierseitigen anonymen Brief, der mittlerweile auch dem TV vorliegt. Darin werden gegen den Geeser Jagdvorstand massive Vorwürfe erhoben. Es geht um Vorteilsnahme beim Wegebau, Verteilung der Jagdpachteinnahmen und Bezahlung von Feiern des Jagdvorstandes. Mehrere Insider, die namentlich nicht genannt werden möchten, bestätigen auf TV-Anfrage, dass "die Vorwürfe in sehr großen Teilen wohl der Wahrheit entsprächen". Für die Wählergruppe Möller waren die Vorwürfe in dem anonymen Brief Anlass, die Staatsanwaltschaft "über den Sachverhalt in Kenntnis zu setzen". Hans-Joachim Stief meint: "Das sind handfeste Vorwürfe, und weil es nicht so aussieht, dass von Seiten der Verwaltung der Sache nachgegangen wird, haben wir die Staatsanwaltschaft um Hilfe bei der Aufklärung gebeten." Staatsanwalt Volker Bewernick gibt sich zurückhaltend: "Auf der Akte steht Untreue drauf, und es geht um mehrere Personen. Ob das aber zu was führt, ist noch völlig unklar." Jagdvorsteher Karl Kuhl, der persönlich massiv in dem Brief angegangen wird, verweigert jede Stellungnahme und meint: "Von mir wird nichts geschrieben." Stadtbürgermeister Karl-Heinz Schwartz (CDU) erklärt: "Der Geeser Jagdvorstand darf über nichts mehr verfügen, bis alles geklärt ist, und zu den anonymen Vorwürfen äußere ich mich nicht." In der jüngsten FWA-Sitzung wurde im nichtöffentlichen Teil mehrere Stunden über den Sachverhalt debattiert und die Entscheidung wegen "weiterem hohen Informationsbedarf" vertagt. Schwartz gibt aber noch Aussagen der Unteren Jagdbehörde preis, wonach "eine Verbindung zwischen den zwei Arealen möglich und rechtens sei". Oliver Bartling, Ortsvorsteher und UWG-Mitglied im FWA, meint: "Fürs Dorf wäre eine Auflösung der Jagdgenossenschaft ein großer Nachteil, weil viele Projekte und Veranstaltungen aus dieser Kasse bezuschusst wurden." Kämmerer Edgar Weis, der was zur ordnungsmäßigen Verwendung der Jagdpachteinnahmen und der Kassenbücher sagen könnte, reagierte auf mehrere Anfragen unserer Zeitung nicht. Da noch "Zeit bis zum Beginn des neuen Jagdjahrs im April 2007 sei" (Schwartz), wurden weitere Entscheidungen bis zur FWA-Sitzung am 20. September vertagt.

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