Vielerorts zum Glück auf Sand gebaut

Der Landkreis Vulkaneifel ist - das ist hinlänglich bekannt - arm. Der ganze Landkreis? Nein, einige Gemeinden - allen voran die Stadt Gerolstein sowie die Gemeinden Kelberg und Strohn - verfügen dank Gewerbesteuer- und Bruchzinseinnahmen über beachtliche Rücklagen. Der TV veröffentlicht die Top Ten der reichsten Gemeinden im Kreis.

Gerolstein/Daun. Das mit der Spitzenposition der Stadt Gerolstein als Krösus des Landkreises ist so eine Sache. Einerseits verfügt die Sprudelmetropole dank ihrer beachtlichen Gewerbesteuereinnahmen zumeist über ein dickes Finanzpolster. Im vergangenen Jahr betrugen die Rücklagen 3,8 Millionen Euro. Das bedeutet unangefochten Platz eins im Landkreis. Andererseits klaffte eine Lücke im Etat von 1,1 Millionen Euro. Bliebe unter dem Strich noch ein Plus von 2,7 Millionen Euro.Auf ein fettes Jahr folgt meist ein mageres

Denn: Vom Reichtum profitieren nicht allein die Stadt und seine Stadtteile, sondern über die Umlagen auch die Verbandsgemeinde Gerolstein sowie der Landkreis erheblich. Und gerade die Umlage-Last und die wegen der hohen Einnahmen fehlenden Landeszuschüsse sorgen dafür, dass auf ein fettes Jahr zumeist ein mageres folgt. Die Gerolsteiner Stadtpolitiker und der Kämmerer können von dieser Berg- und Talfahrt seit Jahren ein Liedchen singen. Im Gerolsteiner Fall wird daher traditionell so gewirtschaftet, dass vom vielen Geld immer auch ein guter Batzen auf die hohe Kante gelegt wird - weil die erhöhte Umlage-Last im Folgejahr so sicher wie das Amen in der Kirche kommt. Daher ist die Höhe der Rücklagen (neben dem aktuellen Kassenbestand und vor allem dem bereits in die Infrastruktur investierten Geld) auch stets nur ein Faktor des Reichtums einer Gemeinde. Aber es ist ein Faktor. Bei angenommenen 7581 Einwohnern bedeutete das einen Pro-Kopf-Besitz von 501 beziehungsweise 356 Euro in Gerolstein. Wesentlich "reiner" ist die Bilanz Kelbergs, das in den vergangenen Jahren dank boomender Unternehmen erhebliche Gewerbesteuerzuwächse verzeichnete: Im vergangenen Jahr hatte die Gemeinde 1,7 Millionen Euro Rücklagen, was Platz zwei entspricht. Rechnet man die 1,6 Millionen Euro Überschuss aus dem laufenden Geschäft hinzu, kommen die Kelberger gar auf 3,3 Millionen Euro, was unter dem Strich sogar das bereinigte Gerolsteiner Ergebnis überflügeln würde. Die Plätze drei bis fünf belegen Lava-Gemeinden. Mit Rücklagen von 1,4 Millionen Euro wird die Riege von Strohn (VG Daun) angeführt. Dabei hat die Alfbachtal-Gemeinde in den vergangenen Jahren bereits erheblich in ihre Infrastruktur - vor allem die touristische - investiert und präsentiert sich heute als eines der schönsten Dörfer des Kreises. Viel getan hat sich in jüngster Zeit auch in Walsdorf (VG Hillesheim), das mit Rücklagen von 890 000 Euro Platz vier belegt; knapp gefolgt von Drees (VG Kelberg) im nordöstlichsten Zipfel des Kreises. Die Mini-Gemeinde ist, was den Pro-Kopf-Reichtum angeht, gar Spitzenreiter des Kreises. Bei Rücklagen von 840 000 Euro und 159 Einwohnern entfallen auf jeden Dreeser 5283 Euro. Theoretisch. In beiden Ranglisten (Rücklagen: Platz sechs; Pro-Kopf-Reichtum: Platz zwei) folgt die ebenfalls überschaubare Gemeinde Kaperich (173 Einwohner/VG Kelberg). Bei Rücklagen von 750 000 Euro entfallen auf jeden Dorfbewohner 4335 Euro.Ein Zuwachs von vier Millionen gegenüber 1995

Sehen lassen kann sich diese Bilanz auch in Mannebach (235 Einwohner/VG Kelberg), wo dank Rücklagen von 640 000 Euro auf jeden Dorfbewohner 2723 Euro kommen. Zum Vergleich: In Gerolstein sind das gerade einmal 501 Euro (bereinigt 356 Euro), im reichen Strohn mit seinen 496 Einwohnern 2823 Euro pro Nase. Auf den Plätzen acht bis zehn folgen Oberstadtfeld (612 Einwohner/VG Daun) mit 548 000 Euro Rücklagen (jedoch mit einem laufenden Defizit von 650 000 Euro im Jahr 2006), Nohn (434 Einwohner/VG Hillesheim) mit 544 000 Euro sowie Berndorf (539 Einwohner/VG Hillesheim) mit 420 000 Euro auf der hohen Kante. Die Summe aller Rücklagen im Kreis betrug im vergangenen Jahr rund 18 Millionen Euro. Das sind umgerechnet rund vier Millionen Euro mehr als 1995. Verbessert hat sich in diesem historischen Vergleich auch der heutige Spitzenreiter, die Stadt Gerolstein, die 1995 nichts auf der hohen Kante, aber ein Loch in der Kasse von 1,2 Millionen Euro hatte. Am besten stand 1995 die Ortsgemeinde Densborn da mit Rücklagen von 420 000 Euro und einem Überschuss aus dem laufenden Geschäft von nochmals einer Million Euro. In etwa die gleiche Summe als Minus hatte seiner Zeit die Stadt Daun, die zwar ihr aktuelles Defizit auf "nur" noch 650 000 Euro reduzieren konnte, damals wie heute aber zu den Schlusslichtern zählte.