Vierbeinige Helfer pflegen die Landschaft

Rund ein Dutzend Schäfer im Kreis Vulkaneifel kümmern sich um die Landschaftspflege an den Maaren und anderen Biotopen. Mit den vierbeinigen Helfern sichern sie die Artenvielfalt und halten die Flächen offen. Die zum Teil schwer zugänglichen Areale sind oft gar nicht anders zu bewirtschaften.

 Von den rund 120 Schafen, die Schäferin Roswitha Jungen betreut, profitiert die Pflanzenwelt auf den Hängen des Weinfelder Maares. TV-Foto: Anke Scholz

Von den rund 120 Schafen, die Schäferin Roswitha Jungen betreut, profitiert die Pflanzenwelt auf den Hängen des Weinfelder Maares. TV-Foto: Anke Scholz

Daun/Gemünden. Hoch oben über dem Weinfelder Maar tummeln sich rund 120 Schafe. Das Gras scheint den Vierbeinern zu schmecken. Roswitha Jungen steckt mehrere Zaunpfähle in den Boden, damit ihre Zöglinge auf einer neuen Grasfläche weiden.

Dabei befolgt die 62-Jährige aus Gemünden genauestens die Anweisungen ihres Mannes Heinz-Peter Jungen. Mehr kann der 63-Jährige leider nicht mehr tun - aus gesundheitlichen Gründen ist er nur noch eingeschränkt mobil. Deshalb hat seine Frau Roswitha vor einigen Jahren die Betreuung der Vierbeiner übernommen. Damit ist sie eine von rund einem Dutzend Schäfern, die mit ihren Tieren Landschaftspflege betreiben.

Ihre Herden weiden auf Biotopen wie den Hängen rund um das Weinfelder Maar und sorgen dafür, dass die Flächen dort nicht durch Gräser und Sträucher zuwachsen. Seltene Pflanzen, die ansonsten verdrängt werden, haben so wieder eine Chance zu wachsen.

Seit den 80er Jahren verfolgt die Kreisverwaltung Vulkaneifel (damals noch Daun) das Ziel, Teilbereiche der Maarhänge offen zu halten. Wie in anderen Biotopen auch, sollen Flora und Fauna nur eingeschränkt sich selbst überlassen sein, um den Wildwuchs gering zu halten. Wichtiger Bestandteil dieser Landschaftspflege sind Schafe.

"Viele der Flächen dort sind gar nicht anders zu bewirtschaften", erklärt Gerd Ostermann, Biotopbetreuer des Kreises. Aus seiner Sicht sind deshalb die Schäfer und ihre Tiere immer noch zeitgemäß für die hiesige Landschaft.

"Die Schafhaltung ist ein wichtiger Pfeiler des Naturschutzes", sagt Ostermann. Sämtliche Biotope im Kreis, die insgesamt eine Fläche von mehreren Hundert Hektar umfassen, bleiben so erhalten.

Jeder Schäfer, der sich der umweltverträglichen Landschaftspflege verschrieben hat, wird pro Hektar vergütet und erhält eine Agrarförderung pro Fläche. Ohne diesen finanziellen Anreiz, weiß Ostermann, gäbe es die Landschaftspflege mithilfe von Schafen längst nicht mehr. "Für viele Schäfer wäre es ohne die Landschaftspflege schwierig. Deshalb sehen immer noch viele die Landschaftspflege als wichtiges Standbein ihres Unternehmens."

Das ist auch bei Roswitha und Heinz-Peter Jungen nicht anders. Die Tiere ihrer Schafherde weiden nicht nur auf den eigenen 42 Hektar großen Flächen, sondern zusätzlich auf 17 Hektar Pflegeflächen, die dem Kreis Vulkaneifel gehören. Sechs bis acht Monate im Jahr sind die Tiere als lebende Rasenmäher unterwegs. Im Winter sind sie im heimischen Stall untergebracht.

Etwa zwei Tage brauchen die Tiere, um einen Hektar Land abzuweiden. Danach müssen die Schäfer sie auf eine andere Wiese oder anderen Hang führen. Doch vom Gras allein können auch Schafe nicht leben.

"Etwa 1000 Liter Wasser braucht so eine Herde pro Tag", sagt Roswitha Jungen. Auch dafür muss sie sorgen. "Man muss schon Idealist sein, wenn man so etwas macht", sagt sie.

Trotzdem will sie für ihren Mann noch ein paar Jahre weitermachen. Eine Sorge plagt die beiden aber jetzt schon: Während es bei ihren Tieren immer genügend Jungtiere gibt, fehlt der Nachwuchs für den Schäferberuf. "Es wird schwer werden, einen Nachfolger zu finden", sagt Heinz-Peter Jungen.

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