Voller Einsatz für den Verein

Gönnersdorf/Jünkerath · Der Trierische Volksfreund (TV) und die RWE Rhein-Ruhr suchen "Helden im Alltag". Zehn Kandidaten, die sich beworben haben oder von Dritten vorgeschlagen wurden, sind von einer Jury ausgewählt worden. Der TV stellt die Bewerber in dieser Woche vor. Am Wochenende (11./12. Dezember) können die Leser telefonisch abstimmen, wer ihr Favorit ist.

Das schier Unmögliche zu stemmen, sich gegen alle Widerstände durchzubeißen und das zu schaffen, was andere aufgegeben haben, dafür braucht es einen langen Atem, ein Kämpferherz und große Ausdauer. Genau das Richtige für den aktiven Langstreckenläufer Heinz Reifferscheid aus Gönnersdorf.

Der 69-Jährige lässt den Titel "Held des Alltags" trotzdem nur zu, wenn "ich in klirrender Kälte nach draußen gehe und laufe, dann denke ich, das ist heldenhaft." Das gilt sicher auch für den Kampf um sein "Baby", die Sanierung der zentralen Sportanlage in Jünkerath.

Rückblick: Reifferscheid hatte in 45 Jahren bereits alles erreicht, was ein engagierter Sportler und Trainer schaffen kann. Der damals 65-Jährige wurde 2006 als einer der erfolgreichsten Trainer der Eifel für sein Lebenswerk mit der Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz ausgezeichnet.

Der ehemalige Werksleiter hatte sich auf ein Leben nach dem Sport gefreut. Ihm schwante damals nicht, dass die größte Herausforderung noch auf ihn wartete. Der Jünkerather Platz stand vor der Sperrung. Die finanzielle Notlage der Verbandsgemeinde Obere Kyll ließ einen Neubau nicht zu. Es drohte das Aus für die Leichtathletikabteilung des VfL 09 Jünkerath, die Wiege der Sportlerlaufbahn Reifferscheids im Jahr 1961. Eine kleine Lösung, die Teilsanierung, stand an.

Eröffnung der Arena zum 70. Geburtstag



Reifferscheid: "Damit wären die Zukunftsperspektiven verbaut gewesen." Er drehte das Rad einfach zurück, getreu dem Motto: "Du hast keine Chance, nutze sie." Als Vorsitzender des VfL richtete er den Verein neu aus, organisierte das Jubiläumsfest zum 100-Jährigen und kämpfte parallel um den Erhalt der Zentralsportanlage. Reifferscheid vereinte dafür sogar zehn Konkurrenten im Fußball. Ohne das finanzielle Engagement dieser Vereine wären die Landeszuschüsse nämlich nicht geflossen. Wenn in der Zeit vom 17. bis 19. Juni das Stadion "Fair Play Arena Obere Kyll" mit einer großen Tombola offiziell eröffnet wird, hat er sich damit das schönste Geschenk zum 70. Geburtstag gemacht: "Nach 50 Jahren als Ehrenamtler verlasse ich die Bühne, dann aber ohne Option zur Reaktivierung."

Hillesheim. Ein Held des Alltags, nein, als solchen sieht er sich absolut nicht: "Die wirklichen Helden des Alltags stehen hinter mir." Der Jugendbetreuer des VfL Hillesheim, Frank Jonas, zählt auf: "Meine Frau Anja, meine Familie und die Arbeitskollegen." Sie gäben ihm die Zeit, so viele Stunden für den Verein tätig zu sein.

Seine Gedanken drehen sich um die drei Säulen seines Lebens: Arbeit, Fußball und Familie. "Ich habe eben nie Musik gemacht." Der 41-jährige Installateur trainiert bis zu 40 Kinder in der Woche, ist im VfL-Vorstand und verfolgt jeden Samstag die Spiele seiner Schützlinge. Nicht nur dort zeigt er vollen Einsatz. Mehr als 300 Stunden war er als Bauleiter in der Sportanlage Hillesheim aktiv. Jede freie Minute und sogar in den Mittagspausen stand er auf dem Bau.

"Ich bin nicht der Anzugstyp"



Auf dem Hillesheimer Weihnachtsmarkt hatte er Dienst im VfL-Stand. "Ich bin eben nicht der Anzugtyp, setze lieber Stunden ein." Seine anpackende Art und sein Spaß am "Wölkchenfußball", wenn die Kleinen den Ball wie ein Bienenschwarm verfolgen, kennen keine Grenzen.

Sie reichen so weit, dass der Fußballtrainer die schmutzigen Trikots seiner Schützlinge auch mal persönlich in die Waschmaschine stopft. Gerade die Bambini im Alter zwischen vier und sechs Jahren seien eine Herausforderung: "Es wartet jeden Tag etwas Neues auf mich." Mit der Jugendarbeit möchte er etwas davon zurückgeben, was ihm der Fußball in der Jugend gegeben hat, und Jüngere dazu animieren, in seine Fußstapfen zu treten.

"Ich stamme aus einer Fußballerfamilie"



Sein Vater habe den Keim in ihn gepflanzt: "Ich stamme aus einer Fußballerfamilie." Von Kindesbeinen an sei er quasi von Sportplatz zu Sportplatz gezogen. Er hat es sogar bis zur Oberliga geschafft.

Noch heute spielt der Vater zweier Kinder im Alter von fünf und sieben Jahren in der Altherrenmannschaft in seinem "Wohnzimmer", wie er die Sportanlage vor seinem Haus liebevoll nennt. Sobald die Jugend ruft, muss die Mannschaft auf den Fußballverrückten verzichten. Er sagt: "Die Kinder gehen vor."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort