Volltrunken in der letzten Bank

BIRRESBORN. Außergewöhnliches Jubiläum in der St. Nikolaus Kirche Birresborn: Fünfmal 30 Jahre feiert das Kirchen-Mitarbeiter-Team. Jeder aus dem Quintett ist seit 30 Jahren dabei: Katharina Thie und Eva Laaf als "Blumenfrauen", Juliane Servatius und Angela Bellen als Küsterinnen und Rudolf Hermes als Organist.

"Da gehört Idealismus und Liebe zum heimischen Gotteshaus dazu, sonst ist das nicht zu leisten. Als Pastor kann man sich keine besseren Mitarbeiter leisten", lobt Pfarrer Gerhard Schwan das Quintett. Auslöser für die damalige Neubesetzung der Kirchendienste war das Ausscheiden von Valentin Schmalen. Der damals 80-Jährige war Organist, Chorleiter und Küster in einem. Die 75-jährige Servatius erinnert sich: "Ich war damals Vorsitzende des Pfarrgemeinderates, und deshalb bin ich losgezogen, um Leute zu finden." Gemeinsam mit Angela Bellen (78) sang sie im Kirchenchor. So fand sie eine Mitstreiterin für den Küsterdienst. Servatius berichtet: "Und weil Frau Thie und Frau Laaf besser mit Blumen umgehen können, haben sie diesen Part übernommen." Im Quartett sei die Abhängigkeit von den Diensten nicht so groß. Thie (71) meint: "Ich war trotzdem in den vergangenen 30 Jahren kein einziges Mal an Ostern fort. Irgendwie ist man jeden Feiertag gebunden." Der Duft der Lilien ist nichts für den Pastor

Die "Blumenfrauen" beweisen zu jeder Jahreszeit Kreativität. Laaf erklärt: "Oft ziehen wir auch durch die Gärten im Dorf. Es gilt auch den Leuten, die uns Blumen- und Geldspenden geben, zu danken." Helle Blumen wirken besonders schön in der 1964 eingeweihten St. Nikolaus Kirche. "Nur der Duft von Lilien kitzelt den Pastor zu sehr in der Nase", verrät Thie. In der Adventszeit wird die Krippe gemeinsam aufgebaut. Ein Tagesprogramm. Thie lacht: "Dann werden auch an allen Krippenfiguren die Schrauben nachgezogen." Die Jubilare wissen etliche Anekdoten zu erzählen. Bellen sagt: "Einmal saß ein Betrunkener hinten in der Kirche, der laut schnarchte. Das war schlimm." Servatius erinnert sich: "Einmal wollte ich die Abendmesse vorbereiten, da lag ein Betrunkener in einer Bank. Zuerst dachte ich, der wäre tot, aber dann sah ich die Schnapsflasche." Während der Wandlung habe der Betrunkene laut in Richtung Pfarrer gerufen: "Jetzt trinkt der den Wein." Die Messrituale sind fürs Kirchenteam Alltag. Servatius und Bellen sind auch für die Rosenkränze, Mai- und Fastenandachten zuständig. Außerdem sorgt Bellen seit 1992 für eine saubere Kirche. "Auch als Lektoren und Kommunionhelfer sind sie unentbehrlich", ergänzt Pfarrer Schwan. Servatius sagt: "Anfangs habe ich vor Aufregung immer gezittert." Rudolf Hermes ist für die guten Töne zuständig. Er ist Organist und Leiter des Kirchenchores. Bei der Liedauswahl ist er sich rasch mit Pfarrer Schwan einig. Die Lieder müssen der Lesung angepasst sein. "Auch wenn der Pastor am liebsten Jubellieder wie Nummer 554, Wie schön leuchtet der Morgenstern, singt", weiß Hermes. Seit 1979 sitzt er an der neuen Orgel. "Solide Handarbeit, ein Instrument ohne Tücken", sagt der 61-Jährige. "Wir bleiben, bis wir fortgejagt werden"

Hermes teilte sich in den ersten Jahren auch den Organistendienst. Seit 1993 ist er "Einzelkämpfer". Und das wird wohl auch so bleiben. Ihre Zukunft als Kirchenteam bringt Frohnatur Servatius keck auf den Punkt: "Wir bleiben, bis wir fortgejagt werden." Bellen relativiert: "Solange wir gesund bleiben." Der Einsatz des Quintetts wird je nach Stunden-Aufkommen honoriert. Schwan bilanziert: "Aber nicht hoch." Heute Abend werden die Verdienste der Jubilare in der Messe um 18.30 Uhr gewürdigt.

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