Vom Anwalt zum Museumspförtner

Daun · Hand drauf - so heißt ein Projekt, das ältere Langzeitarbeitslose seit 2005 in Lohn und Brot bringt. Ihren Ursprung hat die Idee in Daun. Mittlerweile betreuen die Jobvermittler von hier aus Arbeitslose in mehreren Bundesländern.

 Franz Donkers stöbert durch die Akten im Archiv der Zentrale von „Hand drauf“ in Daun. Mehr als 17 000 ältere Arbeitslose konnten dank seines Programms einen neuen Job finden. TV-Foto: Tobias Senzig

Franz Donkers stöbert durch die Akten im Archiv der Zentrale von „Hand drauf“ in Daun. Mehr als 17 000 ältere Arbeitslose konnten dank seines Programms einen neuen Job finden. TV-Foto: Tobias Senzig

Daun. Eine Idee aus der Vulkaneifel hilft Langzeitarbeitslosen in mehreren Bundesländern: Hand Drauf - heißt ein Konzept, das Langzeitarbeitslose über 50 mit einem speziellen Training einen Weg zurück in die Arbeitswelt finden lässt.
Entwickelt wurde das Programm vom Franz Donkers. Der 62-Jährige war lange Zeit der Chef des Dauner Arbeitsamts. Heute leitet er die Zentrale der Initiative im Warthweg. 22 Mitarbeiter stehen Donkers hier zur Seite. "Als wir 2005 angefangen haben, waren wir nur zu zweit", erinnert sich der Dauner.
Jobs für 17 000 Arbeitslose


Seit 2005 konnte "Hand drauf" 17 000 älteren Arbeitslosen eine Vollzeitarbeit vermitteln. Das Projekt ist Teil der bundesweiten Initiative 50 plus des Arbeitsministeriums, konzentriert sich also auf Langzeitarbeitslose, die älter als 50 Jahre sind. "Viele dieser Menschen wollen, können aber nicht arbeiten. Zu lange waren sie arbeitslos, viele haben keine sozialen Kontakte mehr und verfallen in Depressionen", erzählt Donkers. Diese Menschen müssten an die Hand genommen und besonders intensiv betreut werden.
In sogenannten Vermittlungszentren werden die Arbeitslosen drei Monate "auf Vordermann gebracht", so Donkers. "Sie lernen das richtige Verhalten beim Bewerben oder beim Vorstellungsgespräch, es gibt EDV-Kurse und sogar eine Farb- und Stilberatung für die richtige Garderobe."
82 dieser Vermittlungszentren gibt es. Betrieben werden sie von privaten und öffentlichen Trägergesellschaften. Zwei Vollzeitkräfte kümmern sich pro Jahr jeweils um 100 bis 180 Arbeitslose. Die Zentren gab es ursprünglich nur in der Region Trier. Mittlerweile verteilen sie sich über ganz Rheinland-Pfalz, das Saarland und Teile von Nordrhein-Westfalen und Hessen. "Insgesamt haben wir ein Einzugsgebiet von rund sechs Millionen Menschen", sagt Donkers. "Aber die Problematik ist überall gleich."
Das beste Vermittlungszentrum, das in Neustadt an der Weinstraße, habe eine Erfolgsquote von 56 Prozent. Das heißt, dass mehr als die Hälfte der Arbeitslosen nach dem Programm eine sozialversicherungspflichtige Arbeit aufgenommen hat. Die meisten bekommen jedoch Stellen für Ungelernte und Niedrigqualifizierte.
"Es ist schwer, höher qualifizierte Stellen zu vermitteln, wenn die Menschen längere Zeit arbeitslos waren", sagt Donkers. So könne es passieren, dass ein ehemaliger Anwalt plötzlich Museumspförtner ist.
Rund 50 000 Arbeitslose haben das Programm seit 2005 schon durchlaufen. Für jeden Fall wird eine Akte angelegt. Die stapeln sich nun im Keller des Gebäudes im Dauner Warthweg, von wo aus das komplette Projekt verwaltet wird. 35 Millionen Euro bekommt das Projekt jedes Jahr vom Bundesarbeitsministerium. Im vergangenen Jahr konnten 4700 Menschen durch das Programm eine Arbeit finden - jede Vermittlung kostet den Steuerzahler demnach 7600 Euro. Franz Donkers rechnet da aber anders: "Eine Person in der Grundsicherung kostet den Staat aber rund 10 000 Euro im Jahr. Und eine Bedarfsgemeinschaft mit zwei Personen - also beispielsweise ein Ehepaar - schon 18 000." Bis zum Jahr 2015 läuft das Projekt noch. Bis dahin werden in dem Keller in Daun noch einige Akten deponiert werden.Extra

Die Mitarbeiter der Dauner Außenstelle der Agentur für Arbeit sind vom Warthweg in die Dockweiler Straße 13 umgezogen. Beratungsgespräche finden dort nur nach Terminvereinbarung statt. sen

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