Vom Feld an die Front

EIFEL. Vor 90 Jahren begann der Erste Weltkrieg. In der Eifel wurde die Mobilmachung nicht mit dem allerorten herrschenden Enthusiasmus aufgenommen, doch auch hier ging man von einem schnellen Ende aus. Eine Rückschau in drei Teilen.

Begonnen hatte alles mit einem Attentat: Der österreichische Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau wurden am 28. Juni 1914 in Sarajevo ermordet. Österreich-Ungarn, das seine Interessen auf dem Balkan durchsetzen wollte, stellte - aber erst drei Wochen später - ein Ultimatum an Serbien, alle anti-österreichischen Aktionen zu unterbinden. Die serbische Regierung ging auf fast alle Punkte ein, verwahrte sich jedoch gegen eine Einschränkung seiner Souveränität und beschloss die Teilmobilmachung der Armee. Daraufhin erklärte Österreich am 28. Juli Serbien den Krieg. Russland und Frankreich standen auf der Seite Serbiens. Russland befahl am darauf folgenden Tag ebenfalls die Mobilmachung. Deutschland erklärte Russland am 1. August und Frankreich am 3. August den Krieg: Der Erste Weltkrieg hatte begonnen. Für die Bewohner der Eifel kam der Ausbruch des Krieges ganz unerwartet. Von den Kreisverwaltungen und Amtsverwaltungen erreichte die Eilmeldung von der "Allgemeinen Mobilmachung" die Dörfer. Die Bürgermeister ließen Glocken läuten, schickten Gemeindediener mit der Schelle aus, verlasen den herbeigeeilten Bürgern die amtliche Mitteilung. Jubel brach nicht aus. Diese Nachricht und der Befehl, sich auf den Krieg einzurichten, wirkte auf alle, besonders aber auf die Frauen, niederschmetternd.Einberufung mitten in der Erntezeit

Abgesehen davon, dass niemand gerne seinen Mann, Sohn oder Vater in den Krieg ziehen lässt, war die Einberufung vieler Männer gerade zur Erntezeit doppelt schlimm. Jede Hand wurde bei der Arbeit dringend gebraucht. Das Einbringen der Ernte war Aufgabe der Frauen und Kinder. Die kirchliche Behörde erteilte die Sondererlaubnis, dass auch am Sonntagnachmittag im Feld gearbeitet werden durfte, aber nur den Familien, deren Arbeitskräfte ins Heer eingezogen waren. Die Dorfbewohner waren sich einig, einer half dem anderen. In den ersten Mobilmachungstagen fuhren Truppengattungen aller Arten durch die Dörfer - Richtung Frankreich. Frauen und Kinder standen an den Straßen, brachten den Soldaten Getränke und Speisen und händigten ihnen Briefe für ihre Angehörigen an der Front aus. Angst und Hoffnung, Schrecken und Erregung beherrschten die Gemüter. Eine Mischung von Verteidigungsbereitschaft, Opfermut und Hilflosigkeit zog in die Eifel ein. "Zur Zeit des Aufmarsches spendeten die Steineberger den vorbeifahrenden Truppen auf dem Bahnhof zu Daun: 300 Eier, 25 Pfund Butter, 21 Brote, Speck, Honig, Schinken, Fruchtsaft usw…" ist in der Schulchronik Steiningen-Steineberg zu lesen. Nahezu alle waren von der kaiserlichen Propaganda überzeugt, dass die deutsche Armee in einem Blitzsieg den Feind besiegen würde. Dieser Krieg würde sicherlich ablaufen wie die Auseinandersetzung zwischen Frankreich und Deutschland 1870/71 - ein paar Wochen Krieg, ein paar Soldaten würden ihr Leben für Kaiser, Volk und Vaterland geben, und zu Weihnachten wären alle anderen wieder zu Hause und würden als Helden der Nation gefeiert. "Zwei Monate höchstens(…) Kein Industriestaat kann es sich erlauben, seine Wirtschaft durch einen langen Krieg ruinieren zu lassen!" war in deutschen Zeitungen zu lesen. Doch es kam ganz anders. Fortsetzung folgt.

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