Vom Garten direkt in die Mensa

Gillenfeld · "Essbare Schule": Das bedeutet, den Weg der Nahrung von der Produktion bis zum Verzehr bewusst zu erleben. In Gillenfeld bauen Schüler ihr Essen selbst an und werden so für eine ökologische und gesunde Ernährung sensibilisiert.

 Mit Hacke und kleiner Schaufel geht es ans Unkraut, die Kinder der Garten-AG sind begeistert. Von links: Lars Theisen, Laresa Kada, Samir Yankey, Lehrerin Silke Utecht, Deborah Leisch, Olivia Zolubak und Robin Heer. TV-Foto: Lydia Vasiliou

Mit Hacke und kleiner Schaufel geht es ans Unkraut, die Kinder der Garten-AG sind begeistert. Von links: Lars Theisen, Laresa Kada, Samir Yankey, Lehrerin Silke Utecht, Deborah Leisch, Olivia Zolubak und Robin Heer. TV-Foto: Lydia Vasiliou

Foto: (e_daun )

Gillenfeld Es grünt und blüht zurzeit in der Schule am Pulvermaar. Das wäre nichts besonderes, gäbe es dort nicht die nach eigenen Angaben erste "essbare Schule" in Deutschland. Heißt: Die Schüler kümmern sich um Anbau, Wachstum und Pflege der von ihnen selbst gezüchteten oder auch hinzu gekauften Setzlinge von verschiedenen Obst- und Gemüsesorten.
Auf dem großen Schulhof stehen Sträucher, die so langsam ihre Früchte entwickeln. Blaubeeren, Johannis- oder Jostabeeren - die neun Schüler der Garten-Arbeitsgemeinschaft (AG) aus den Klassen fünf bis sieben kennen sie alle, obwohl die Früchte noch nicht ausgereift sind. Im Garten hinter der Schule stehen insgesamt 25 Hochbeete, zwölf davon werden von den Kindern der AG bearbeitet sowie die Beeren-Sträucher und zwei weitere Beete auf dem Schulhof mit Schokominze, Majoran und Salbei. Dazu kommt ein Rundbeet, dass live bei Fernsehaufnahmen errichtet wurde. Das war vor etwa zwei Jahren und "seitdem besteht auch die Garten-AG", sagt Lehrerin Silke Utecht, "alle anderen Beete sind auf verschiedene Klassen verteilt".
Immer mittwochs geht es mit den Kindern der AG ans Unkraut jäten, Pflanzen gießen, Setzlinge pflanzen und neue säen oder später auch ernten. Da gibt es Bohnen, Erbsen, Kürbisse, Petersilie, Kohlrabi, Zucchini, Lauch, Salat oder Erdbeeren. Und Erfahrungen mit Permakultur machen die Schüler obendrein: Sie beobachten, was passiert, wenn man Feldsalat oder Spinat nicht erntet, sondern aussamen lässt. "Es geht darum zu erfahren, ob und wie sich die Samen ausbreiten oder vermehren", erklärt Utecht. Auch der Zeitpunkt des Keimens soll bestimmt werden. Die Begeisterung der Schüler für die Arbeit überträgt sich auch auf den häuslichen Garten. "Wir haben zuhause auch Hochbeete bepflanzt, und ich helfe dort auch mit", sagt Lars Theisen (11) aus Udler.
Die Produkte des Gartens werden fast alle in der Mensa verwendet. "Die Erdbeeren essen wir selbst", sagt Lehrerin Utecht, "alles, was die Schulköchin nicht braucht, kann jeder mit nach Hause nehmen". Kein Wunder, dass die Mensa im April mit dem Qualitätsstandard der deutschen Gesellschaft für Ernährung zertifiziert und bereits 2016 erstmals mit drei anderen Schulen in Rheinland-Pfalz von Umweltministerin Ulrike Höfken in der höchsten Kategorie - drei Sterne - ausgezeichnet wurde.
Die Initiative zur "essbaren Schule" kam von Heike Boomgarden, Botschafterin des Gesundland Vulkaneifel und Gartenbau-Expertin. Sie hat schon in Andernach die "essbare Stadt" verwirklicht. Gemeinsam mit der Verbandsgemeinde Daun standen dann Überlegungen im Raum, wie man den Natur- und Geopark bekannter machen könnte. "In diesem Rahmen wurde auch unsere Schule vorgestellt", sagt Schulleiter Bruno Niederprüm.
Und die hatte einiges zu bieten: Zwei Schulhunde, von denen inzwischen nur noch einer "Dienst" hat, und anfangs sechs Schafe, die an den Maarhängen die Vegetation in Schuss hielten. Heute sind es elf Schafe, davon zehn Muttertiere. "Zwei Muttertiere haben gerade jeweils Zwillinge geboren, aber es können jeden Tag noch mehr Lämmer zur Welt kommen", freut sich Niederprüm. Um die Schafe kümmert sich eine weitere AG sowie der Hausmeister, Eltern und Lehrer "und das soll auch möglichst lange noch so bleiben", sagt Niederprüm.Extra: ORGANISATION DER SCHULE AM PULVERMAAR


Die Schule am Pulvermaar (SAP) ist Natur- und Geopark-Schule im Gesundland Vulkaneifel mit organisatorisch und räumlich verbundener Ganztagsschule und Realschule plus. Mögliche Abschlüsse: Grundschule (nach der vierten Klasse), Berufsreife (nach der neunten Klasse) und qualifizierter Sekundarabschluss (nach der zehnten Klasse). Info unter Telefon 06573/296.

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