Vom "Pubertier" und anderen Bestien

Hillesheim · Wladimir Kaminer, Autor etlicher Bestseller wie "Russendisko" und "Militärmusik", hat in Hillesheim rund 200 Gäste bestens unterhalten. Er plauderte über seine Erfahrungen mit seinen pubertierenden Kindern und sorgte auch mit sonstigen Geschichten über Gott und die Welt und seine schwäbischen Nachbarn für Amusement.

 Begehrter Gast: Bestsellerautor Wladimir Kaminer signiert in der Lesepause im Kino in Hillesheim die Bücher zahlreicher Fans. TV-Foto: Mario Hübner

Begehrter Gast: Bestsellerautor Wladimir Kaminer signiert in der Lesepause im Kino in Hillesheim die Bücher zahlreicher Fans. TV-Foto: Mario Hübner

Hillesheim. "Der Turmbau zu Babel ging nur deswegen schief, weil dort im Erdgeschoss keine Schwaben gewohnt haben, so wie in unserem Multi-Kulti-Haus im Prenzlauer Berg", philosophiert Wladimir Kaminer bei seiner Lesung vor rund 200 Gästen in der Eifel-Film-Bühne in Hillesheim. Die Straße würde überwacht, jeder zu korrektem Einparken angehalten, die Einkäufe begutachtet, die Post entgegengenommen, und auch den ein oder anderen Hinweis für ein besseres Zusammenleben erhalte man gratis. Schallendes Gelächter.
Es sind exakt diese Schilderungen von alltäglichen Belanglosigkeiten oder Absurditäten (von der "windellosen Erziehung" bis zur eigenen Mutter, die seit 23 Jahren in der Volkshochschule Englisch lernt - was aber von der sprachbegabten Enkelin nicht anerkannt wird) sowie der lakonisch-lustige Vortragsstil und immer auch der Hauch Selbstironie des russischen Wahlberliners, die so super ankommen. Seit Jahren.
Denn inzwischen hat Kaminer, selbst verheiratet und Vater eines 16-jährigen Sohnes und einer 18-jährigen Tochter, sein 23. Buch veröffentlich. Es heißt "Coole Eltern leben länger - Geschichten vom Erwachsenwerden". Auch hier wieder: Erlebnisse, die fast jeder kennt. Wo man kopfnickend zustimmen, mitreden und lachen kann. "Abends am Handy bis ultimo Zombies jagen und morgens selbst wie einer aussehen." In den Ferien aber kehre Disziplin ein - vor allem, wenn die Eltern aus dem Haus sind: "Wenn wir anrufen, egal wann, heißt es immer: Wir machen Hausaufgaben. Wenn wir zurückkommen, erfahren wir, dass unsere Katzen zu Bestien mutiert sind, den schweren Blumenkübel umgestoßen, Kühlschrank und Cognacflasche geleert haben. Dabei liegen sie nun plötzlich wieder brav auf dem Sessel."
Die große Frage am Ende des Abends? Worüber wird Kaminer als Nächstes schreiben? Vielleicht über Hillesheim, denn die Krimihauptstadt mit Krimicafé und -hotel hat er sich genauer angesehen. Und dann ist da ja auch noch sein Kampf mit dem Mikrofon während der Lesung, der - wenngleich ungewollt - auch zur Erheiterung beiträgt.
Gut gelaunt ist auch Edwin Kreitz vom Förderverein für Medien, Bildung und Kultur (Mebikus), für den die Kaminer-Lesung die erste Veranstaltung in der Vulkaneifel war. "Aber nicht die Letzte", kündigt Kreitz für den Herbst ein weiteres Event an. mh

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