Vom Schandfleck zum Schaustück

NOHN. Ein denkmalgeschütztes Haus in der Ortsmitte war Jahre lang Streitobjekt zwischen Dorf und Kreisverwaltung, weil ein Abriss verweigert wurde und der Verkauf unmöglich erschien. Jetzt hat ein ortsansässiger Unternehmer das Haus gekauft.

"Nachdem wir beim Notar waren, haben wir zuerst mal kräftig auf das Ende dieses Dilemmas angestoßen", verrät Ortsbürgermeister Alfons Maas grinsend. Das 200 Jahre alte Haus in der Ortsmitte hat die Gemeinderäte in den vergangenen vier Jahren viele Nerven gekostet. Schon beim Besuch der Kommission zum Dorfwettbewerb im Jahr 2002 war es Thema.Einst war es das beste Haus im Ort

Insgesamt drei Altbau-Ruinen stehen an der Hauptstraße und verschönern keineswegs das Ortsbild. Maas erklärt: "Dabei war explizit dieses Gebäude früher das beste Haus im Dorf mit einer Pferde-Deckstation." 20 Jahre lang wurde jedoch kein Handschlag am und um das Gebäude im typisch regionalen Baustil gemacht. Die Eigentümerin stand unter vormundschaftlicher Betreuung. 2004 erwarb die Ortsgemeinde das denkmalgeschützte Haus. "Wir sind dann den offiziellen Weg gegangen und haben ein Wertgutachten machen lassen", erklärt Maas. 20 000 Euro war der Schandfleck an der Hauptstraße wert. Die Ortsgemeinde wollte das heruntergekommene Gebäude abreißen. "Aber von der Kreisverwaltung, der Unteren Denkmalpflegebehörde, hätten wir auf keinen Fall die Abrissgenehmigung bekommen", verweist Maas auf die Hürden. Die Ortsgemeinde zog vor den Kreisrechtsausschuss. Es blieb bei der Verweigerung. Die Gemeinde beschritt den Klageweg. Parallel dazu suchte sie in der Zwischenzeit mittels Zeitungsinseraten nach Kaufinteressenten. "Es war zum Verrücktwerden. Über 70 Leute meldeten sich, weil sie mit 20 000 Euro für ein Haus in der Eifel ein Schnäppchen zu machen glaubten", berichtet Maas. Ein Kölner Bauunternehmer habe die Aufbaukosten auf 300 000 Euro geschätzt. Lediglich "drei ordentliche Bewerber" seien unter den Interessenten gewesen. "Beim 72., einem ortsansässigen Unternehmer, kam es dann endlich zum Abschluss", bilanziert der Ortsbürgermeister. Am Tag nach dem Notarvertrag zog er die Klage beim Landgericht Trier zurück. Maas ist begeistert von den Plänen des neuen Eigentümers, der Firma B&J aus Nohn: "Sie wollen daraus eine Vorzeigeobjekt für Altbausanierung machen." Ins renovierte Aushängeschild sollen dann die Firmenbüros vom Ortsrand in die Ortsmitte verlegt werden. Jetzt hofft Maas ein weiteres Dauerthema im Dorf auf die Zielgerade zu bringen: die Flurbereinigung. "Seit über 20 Jahren warten wir darauf. Mit Blick auf den Bau der A 1 wurden wir immer wieder vertröstet", beschreibt der Ortsbürgermeister die Situation. Dabei sei die Neustrukturierung der Ländereien dringend nötig. "Kein einziger Quadratmeter Land" liege brach. Vier Vollerwerbslandwirte im Dorf bräuchten größere, zusammenhängende Areale für eine effektivere Bewirtschaftung. Kleinparzellierungen seien ein Nachteil für die Arbeit mit modernen Landmaschinen. Maas: "Die Stimmung im Dorf ist reif für die Flurbereinigung." Optimismus macht sich in Nohn breit. Immerhin hat Staatssekretär Günter Eymael am 2. März Maas die mündliche Zusage fürs Landordnungsverfahren gegeben.

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