Von Bitburg nach Gerolstein

Gerolstein/Bitburg · Die Zentrale des Caritasverbandes Westeifel wird zum Jahresende von Bitburg nach Gerolstein verlegt. Die Dienststelle in Bitburg bleibt erhalten, aber zehn Arbeitsplätze der Zentralverwaltung werden in die Brunnenstadt verlagert.

Seit vier Jahren laufen beim Caritasverband (CV) Westeifel, zuständig für die Landkreise Bitburg-Prüm und Vulkaneifel, Planungen zur räumlichen Neuorganisation. Der CV als größter Anbieter ambulanter sozialer Dienste und Beratungsstellen in der Region mit 360 Mitarbeitern und 600 Ehrenamtlern wächst kontinuierlich. CV-Geschäftsführer Winfried Wülferath: "Die Dienststelle Bitburg ist seit 2006 zu eng, um alle Caritas-Angebote zu beherbergen. Und auch das Provisorium mit zusätzlich angemieteten Räumen war nicht von Dauer: Eine neue Lösung musste her. Und die haben wir jetzt in Gerolstein."

Zu der Standortverlagerung kam es nach TV-Informationen auch, weil in Bitburg eine "große Lösung" mit anderen kirchlichen Partnern im Sommer 2009 gescheitert ist. Vier Organisatoren wollten gemeinsam unter CV-Federführung für mehr als zwei Millionen Euro die Landwirtschaftsschule umbauen. Wülferath: "Weil aber ein Partner, der ein Drittel der Fläche nutzen wollte, ausstieg, wäre für den Caritasverband der dann höhere Anteil nicht mehr tragbar gewesen."

Daraufhin wurden andere Angebote in Bitburg, Prüm, Daun und Gerolstein geprüft. Wülferath erinnerte sich an ein Angebot von Heinz Weber, Geschäftsführer des Gerolsteiner Unternehmens Bautec, das er Mitte 2008 wegen des geplanten Großprojektes in Bitburg noch abgelehnt hatte. Das Duo trat erneut in Kontakt und erarbeitete innerhalb der vergangenen vier Monate das jetzt zur Realisierung anstehende Konzept.

Danach wird neben der 60 Jahre alten Feuerwache am alten Marktplatz in Gerolsteins Innenstadt für den CV ein Neubau errichtet. Das marode Gebäude und das große Grundstück gehören seit zehn Jahren Heinz Weber, Geschäftsführer der Gerolsteiner Firma Bautec.

Die Kosten für die Verwandlung des Schandflecks, wie die Brunnenstädter das Areal mittlerweile bewerten, in ein Prestigeprojekt werden laut Weber "im hohen sechsstelligen Bereich" liegen, finanziert ohne öffentliche Mittel. Webers Unternehmen Bautec wird das 28 Meter lange und 11,50 Meter breite Gebäude errichten. Die alte Feuerwache wird komplett saniert. Dort entstehen vier Wohnungen. Den Komplex wird Bautec an eine Gerolsteiner Investorengruppe schlüsselfertig verkaufen. "Alles ist vertraglich perfekt", erklärt Weber. Am Montag, 22. Februar, wurden der Bauantrag gestellt und der Mietvertrag unterschrieben. Bis zum ersten Dezember soll alles fertig sein. Der CV wird den Neubau mieten und dort mit der Zentralverwaltung (zehn Mitarbeiter und Geschäftsführung) einziehen. Diese zehn Stellen werden von Bitburg nach Gerolstein verlagert.

Die Gerolsteiner Sozialstation wird vom benachbarten Mehrgenerationenhaus (MGH) in den Neubau umziehen. Allerdings wird der Caritas-Pflegestützpunkt im MGH bleiben. Aber am freiwerdenden Platz der jetzigen Sozialstation werden neue Beratungsdienste in Gerolstein angesiedelt. Wülferath beruhigt: "Unsere größte Dienststelle wird aber in Bitburg bleiben."

Dennoch sieht er für den Standort in Gerolstein viele Vorteile: "Wir liegen zentral in der Stadt, haben einen Bahnanschluss nach Köln und Trier sowie eine neutrale Lage zu den beiden Kreisstädten Daun und Bitburg." Die Parkplätze am unmittelbar angrenzenden alten Marktplatz, die der Kommune gehören, können vom CV genutzt werden.

Der CV-Mietvertrag ist für 15 Jahre abgeschlossen. Auch der Mietpreis sei "langfristig festgeschrieben". Wülferath: "Es entstehen Miet-Mehrkosten in vertretbarem und überschaubarem Rahmen." Genaue Zahlen verweigert er, erklärt aber: "Der Mietaufwand relativiert sich, weil ja die zusätzlich in Bitburg angemieteten Räume zum Jahresende gekündigt werden." Außerdem sei im Neubau mit weniger Energiekosten zu rechnen, da alles im Niedrig-Energiestandard realisiert würde.

Meinung

Gewinn für Gerolstein

Die Verlagerung der Caritas-Zentrale ist für Gerolstein, wo dieses Jahr zwei weitere Bauprojekte in ähnlicher Richtung realisiert werden, ein herausragender Gewinn. Damit wird das Image der Brunnenstadt als Standort für soziale Wohn- und Betreuungsprojekte (Alte, Behinderte, Hilfebedürftige) weiter gestärkt. Und das dürfte in Zukunft eine immer wichtigere Rolle bei der Wohnortauswahl für ältere Menschen und deren Familien spielen. Hinzu kommen der wirtschaftliche Aspekt der Neubauprojekte und die Tatsache, dass auch der Schandfleck Alte Feuerwache, der vielen Gerolsteinern seit Jahren ein Dorn im Auge ist, verschwinden wird. Und während in Gerolstein auch die Verwaltung für ihre Unterstützung bei dem Projekt gelobt wird, sollte man sich in Bitburg fragen, was hier schiefgelaufen ist. Schließlich war ein Umzug zunächst gar kein Thema und Platzmangel der Caritas sowie ihre Suche nach einer großen Lösung vor Ort in der Ratsstube sowie bei potenziellen Partnern bekannt. m.huebner@volksfreund.de

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