Von der Gefangenschaft ins richtige Leben

Gerolstein · Beagle sind liebenswerte Hunde. Doch einige von ihnen haben schon Schlimmes erlebt. Zwischen einem und bis zu zwölf Jahren haben sie in Laboren verbracht, wo sie für medizinische und andere Tests benutzt wurden. Damit nicht alle Hunde danach getötet werden, versucht Roswitha Schnabel aus Gerolstein, gesunde Hunde in ein besseres Leben zu vermitteln.

 Hat eine zweite Chance bekommen: Edward fühlt sich wohl im Garten von Roswitha Schnabel. TV-Foto: Nora John

Hat eine zweite Chance bekommen: Edward fühlt sich wohl im Garten von Roswitha Schnabel. TV-Foto: Nora John

Gerolstein. Edward ist aufgeregt. Wenn Besucher an der Tür klingeln, freut er sich und begrüßt die Ankömmlinge begeistert. Edward ist ein fünfjähriger Beagle und lebt heute bei Roswitha Schnabel in Gerolstein. Der freundliche Hund mit den braun-schwarzen Flecken hat es nicht immer so gut gehabt wie hier in seinem neuen Heim, wo er seit zweieinhalb Jahren wohnt. Edward ist, wie viele andere Beagle auch, ein Laborhund.
Angenehme Hausgenossen


Roswitha Schnabel gerät ins Schwärmen, wenn sie von den Vorzügen dieser Hunderasse erzählt. Sie lebt in Gerolstein und gehört zur deutschlandweit tätigen Laborbeaglehilfe. Dieser Verein versucht, Hunde, die teilweise jahrelang in Versuchslaboren im Dienste der Wissenschaft benutzt wurden, vor dem Tod zu bewahren.
Wie die 63-Jährige, die derzeit in der Praxis ihres Mannes mitarbeitet, versichert, sind die Hunde trotz ihrer problematischen Vergangenheit sehr umgänglich. Was vorher mit ihnen passiert ist, können die Tierschützer nicht nachvollziehen. Schnabel selbst ist alles andere als glücklich mit den Tierversuchen. Vor allem Tierversuche für Kosmetika oder Putzmittel lehnt sie vollkommen ab.
Aber radikale Tierschützer, die einbrechen und die Tiere entfernen, sieht sie auch sehr kritisch. "Die Tiere gehen in die Illegalität", sagt sie. Das habe enorme Folgen. Zum Beispiel sei ein Tierarztbesuch mit einem solchen nicht registrierten Tier ein Risiko.
Schnabel weiß, dass es nur ein geringer Prozentsatz an Tieren ist, denen sie und die Laborbeaglehilfe ein besseres Leben ermöglichen können. In sieben Jahren waren es rund 1400 Hunde bundesweit, denen geholfen werden konnte. Sie selbst führt nur die Gespräche mit den Interessenten. Ein Problem sei es, dass es immer sehr schnell gehen muss. Wenn ein Labor Hunde freigibt, dann müssen die Tierschützer sofort bereitstehen und die Hunde aufnehmen. Und dafür werden aktuell dringend Pflegestellen gesucht. Die Menschen, die Beagle aus Laboren aufnehmen, haben viel Arbeit vor sich. "Die Hunde wachsen unglaublich reizarm auf", weiß Schnabel aus ihrer Erfahrung mit den Hunden. Die kennen kein Auto, keinen Staubsauger, und auch die Gerüche draußen sind ihnen unbekannt. "Beim ersten Spaziergang mit Edward habe ich 45 Minuten für 100 Meter gebraucht." Auch hätten sie oft Angst vor Menschen und zeigen Unbehagen beim Tragen von Geschirren und Halsbändern. Aber trotz dieses Vorlebens seien die Beagle sehr angenehme Hausgenossen. Sie lassen sich leicht erziehen, sagt Schnabel. Roswitha Schnabel selbst wollte nach dem Tod ihrer zwei Beagle, die sie aus einer Zucht gekauft hatte, eigentlich nie wieder einen Hund aufnehmen. Doch ein Anruf von der Laborbeaglehilfe und der Bitte, eines der Tiere wenigstens zeitweise als Pflegestelle aufzunehmen, hatte Erfolg. Edward zog bei Familie Schnabel ein. Und schon nach kurzer Zeit war klar: Der Hund, der ursprünglich Eddi hieß, wird bleiben.Extra

Kennt ihr vielleicht Snoopy, den Hund aus der Comic-Serie im Fernsehen? Snoopy ist auch ein Beagle, und zwar einer, der ein glückliches Leben führt. Seine echten Artgenossen haben es nicht immer so gut. Denn viele wachsen nicht in Freiheit bei Menschen auf, die mit ihnen spazieren gehen und sie liebhaben. Diese Hunde werden gezüchtet für die Versuche in Laboren. Zum Beispiel werden neue Medikamente erst an ihnen getestet. Wenn die davon nicht krank werden, dann kann es auch für Menschen genutzt werden. Diese Hunde haben kein schönes Leben, weil sie nur das Labor kennen und nicht draußen herumtollen dürfen. Und leider werden viele von ihnen auch getötet. Damit das nicht mit allen passiert, versuchen die Menschen von der Laborbeaglehilfe ein neues Zuhause für diese Hunde zu finden. Und wer einen solchen Hund bei sich zu Hause aufnimmt, hat meist einen lieben, treuen Freund, wenn er ihn gut behandelt und erzieht. nojExtra

Gesucht werden für die Laborhunde neue Besitzer sowie Pflegestellen und Paten, die etwas zur Versorgung der Tiere beisteuern können. Bei der Vermittlung geben sich die Vereinsmitglieder viel Mühe, um die richtigen Menschen auszusuchen. Es gibt zwei Bewerbungsgespräche und auch einige Auflagen. So dürfen die Hunde beispielsweise nicht zur Zucht verwendet werden. Am 13. Oktober treffen sich die Hundeliebhaber zum traditionellen Spaziergang mit den Laborbeagles in Gerolstein. Interessenten sind eingeladen, die Gruppe zu begleiten und sich selbst ein Bild von den Hunden zu machen. noj Weitere Infos im Internet unter www.laborbeaglehilfe.de

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