Von der Pflicht zur Kür

GEROLSTEIN. Der neue Geologe im Gerolsteiner Land heißt Peter Bitschene. Der promovierte Geologe mit Studienschwerpunkt Vulkanismus hat das Rennen unter 140 Bewerbern gemacht. Erster Arbeitstag für den 49-Jährigen ist der 5. Januar.

"Ich habe vor, ewig in Gerolstein zu bleiben. Für mich ist mit dem Job ein Traum in Erfüllung gegangen, denn Gerolstein ist Kür und die Leitung eines Ingenieurbüros ist Pflicht." Peter Bitschene, Nachfolger von Marie-Luise Frey als Geologe im Gerolsteiner Land, freut sich auf seine neue Aufgabe. Der Vulkanismus sei in der Eifel "super spannend", weil es um junge Vulkane gehe. Außerdem erinnert Bitschene die Größe der Brunnenstadt an seinen Geburtsort in der Nähe von Heidelberg. "Ich habe wieder Lust auf einen überschaubaren Lebensraum, nachdem ich viele Großstädte und etliche andere Länder gesehen habe", sagt der Vater von drei Kindern im Alter von 21, 22 und 25 Jahren.Bis zum Ende der halbjährigen Probezeit wird er alleine in Gerolstein leben. Dann kommt Ehefrau Claudia Maria nach. Die Sozialarbeiterin und Krankenschwester leitet derzeit das Therapiezentrum in einem Bochumer Seniorenheim. Mitte 2004 will sie sich eine Stelle im Gerolsteiner Land suchen.Bis Ende 2003 war Bitschene als Niederlassungsleiter für ein Ingenieurbüro in Bochum beschäftigt. Seine Hauptarbeitsfelder als Gutachter waren Umweltschutz, Wasser und Vulkanismus. Für seine Doktorarbeit war Bitschene in Paraguay und vor drei Jahren für die Deutsche Gesellschaft für technische Zusammenarbeit längere Zeit in Shanghai.Einige Jahre zuvor war er im deutschen Programm "akademischer Austausch" in Südargentinien. "Während dieser Zeit ist in den Anden der Vulkan ‚Hudson‘ ausgebrochen. Die Asche ist bis vor meine Haustür geflogen", berichtet er über seine aufregendsten Erfahrungen in Sachen Vulkanismus. Darüber hat der Geowissenschafter ein Buch heraus gebracht.Bitschene hat das Rennen im Auswahlverfahren unter 140 Bewerbern gemacht. Er wurde aus mehreren Gründen ausgewählt, wie Hans-Peter Böffgen, Chef der Touristik- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft (TW) Gerolsteiner Land, erklärt: "Letztlich hat seine forschere und lebhaftere Persönlichkeit in der Endauswahl zwischen zwei Finalisten den Ausschlag gegeben."Bitschene will Kontakte spielen lassen

Fünf Männer und eine Frau waren in die engere Wahl gekommen. "Die Auswahl war sehr schwierig, weil viele gleichwertig gute Bewerber dabei waren", erklärt Böffgen. Deshalb habe sich die TW Rat bei Michael Wuttke vom geologischen Landesamt in Mainz geholt. Bitschene ist einer von Wuttkes Favoriten.Der 49-Jährige hat zunächst einen Vertrag über 24 Wochenstunden erhalten. Eine Aufstockung zur Vollzeit ist avisiert, aber an die Zusage für EU-Fördermittel für ein dreijähriges Projekt gekoppelt. Diese Entscheidung steht noch aus. Dazu Böffgen: "Er konnte uns vermitteln, dass Geld nicht sein Motiv für die Bewerbung war. Außerdem hat er uns versichert, wirtschaftlich abgesichert zu sein, weil er weiter als Gutachter tätig sein kann." Bitschene bestätigt: "Ich muss nicht mehr nach der Knete schielen. Der Spaß an der Arbeit und die Freude auf Gerolstein kommen vor dem Geldverdienen."Böffgen sieht noch weitere Vorteile fürs Gerolsteiner Land "mit einem Hans Dampf in allen Gassen wie Bitschene". "Er wird eher den Spagat zwischen Kommerz und Wissenschaft schaffen, weil er aus der Privatwirtschaft kommt", hofft Böffgen. Geologe Bitschene wertet seine Auslandserfahrungen als Vorteile für die Erweiterung des Geo-Tourismus.Außerdem habe er sehr gute Kontakte zu den Universitäten Mainz, Bochum und Heidelberg, so dass er Doktoranden oder Diplomanden für ihre Anerkennungsarbeiten für Gerolstein begeistern und gewinnen könne.

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