Von Kindheit und Jugend in bewegter Zeit

Bausendorf/Gerolstein · Der Theologe und ehemalige Lehrer Günter Mann blickt in einem Buch auf die ersten 27 Jahre seines Lebens zurück: 1923 bis 1950. Eine schwierige Zeit, um erwachsen zu werden.

 Mit 93 Jahren hat der Theologe und ehemalige Gymnasiallehrer Günter Mann ein Buch über seine Kindheit und Jugend im Zeitraum von 1923 bis 1950 geschrieben. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Mit 93 Jahren hat der Theologe und ehemalige Gymnasiallehrer Günter Mann ein Buch über seine Kindheit und Jugend im Zeitraum von 1923 bis 1950 geschrieben. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Foto: Brigitte Bettscheider (bb) ("TV-Upload Bettscheider"

Bausendorf/Gerolstein Als Günter Mann kurz vor Weihnachten 1923 in Frankfurt/Main als dritter Sohn seiner Eltern auf die Welt kommt, ist der Erste Weltkrieg fünf Jahre vorbei, und Adolf Hitler sitzt nach seinem Putschversuch im November in Festungshaft. Der Junge wächst in einer fürsorglichen Familie mit noch zwei jüngeren Schwestern auf, seine katholische Heimatpfarrei prägt ihn im positiven Sinn. Seine Gymnasialzeit steht unter dem Einfluss des nationalsozialistischen Regimes.
Und wer wie Günter und seine Brüder in der katholischen Jungschar und Sturmschar ist, denen öffentliches Auftreten verboten ist, wird in der Klassengemeinschaft zeitweise isoliert und verachtet. Der 15-Jährige sieht in der sogenannten Reichskristallnacht die Frankfurter Synagogen brennen und Möbelstücke aus den Fenstern jüdischer Familien fliegen.
Im Zweiten Weltkrieg ist Günter Mann drei Jahre als Pilot bei der Luftwaffe. Seine erste Freundin verliert bei einem Bombenangriff in der Heimatstadt ihr Leben. Er kehrt unversehrt zurück und nimmt zunächst das Theologie- und dann das Pädagogikstudium auf. Im September 1950 tritt er als Novize in die Abtei St. Matthias in Trier ein. An der Stelle endet das Buch. Günter Mann hat das Manuskript auf jener Maschine geschrieben, mit der er als Zwölfjähriger während der Olympischen Spiele in Berlin 1936 die Namen der besten Sportler jeder Disziplin in Listen tippte. Nur für die Familie seien seine Erinnerungen ursprünglich bestimmt gewesen, räumt der zweifache Vater mit drei Enkelkindern und einer Urenkelin ein.
"Da steckt so viel Zeitzeugenwissen drin, und es hat der heutigen Jugend so viel zu sagen", zitiert Günter Mann seinen Sohn Christof, der ihn schließlich dazu ermunterte, das Buch öffentlich zu machen. Nun ist "Wie ich wurde, was ich bin" auf dem Markt - ein menschliches, selbstkritisches, zuweilen humorvolles Buch vom Erwachsenwerden in schwieriger Zeit, eingebettet in die politische und kirchliche Historie der 1920er bis 1940er Jahre.
So viel Abstand sei gut, meint Günter Mann mit Blick darauf, dass er das Buch auf der Grundlage seiner eigenen Erinnerungen und von Briefen seines Vaters und Schriftstücken seiner Brüder erst im letzten Jahr verfasste. Aus familiären Gründen waren Günter Mann und seine Ehefrau Erika Mann-Kleiner vor acht Jahren nach Bausendorf umgezogen. Den größten Teil ihres gemeinsamen Lebens haben sie in Gerolstein verbracht. Von 1975 bis 1989 war Günter Mann Deutsch- und Religionslehrer am Geschwister-Scholl-Gymnasium in Daun.
Günter Manns Buch "Wie ich wurde, was ich bin - Kindheit und Jugend in bewegter Zeit, 1923 bis 1950" hat 272 Seiten, ist im Fidelio-Verlag (Gerolstein) erschienen und im Buchhandel erhältlich. Es kostet 9,90 Euro.

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