Von Menschen, die die größten Risiken auf sich nahmen

Hillesheim · Der Volksaufstand in der DDR vom 17. Juni 1953 jährt sich in diesem Jahr zum 60. Mal. Aus diesem Grund widmet sich eine Ausstellung im Hillesheimer Rathaus den politischen Gefangenen des sozialistischen Regimes.

 Theo Pohl (links) und Lothar Otter erinnern sich an ihre Zeit als Gefangene in Bautzen. TV-Foto: T. Senzig

Theo Pohl (links) und Lothar Otter erinnern sich an ihre Zeit als Gefangene in Bautzen. TV-Foto: T. Senzig

Hillesheim. Mauern, Gitter, Stacheldraht - das ist der Name einer Ausstellung, die seit dem vergangenen Wochenende im Hillesheimer VG-Rathaus zu sehen ist. Sieben Biografien stehen im Mittelpunkt der Schau. Menschen, die als politische Gefangene eingesperrt wurden.
Anhand der Einzelschicksale wird dem Besucher das groteske System der DDR deutlich gemacht, dessen Führungsriege und Staatsapparat sich komplett vom Volk gelöst hatten. Die großen Schautafeln zeigen Haftbefehle, Gefängniszeichnungen, Originalprotokolle. Eine große Masse an Dokumenten und Text - so, wie sie das kafkaeske und menschenverachtende Bürokratenregime im Osten wie am Fließband ausspuckte um damit das Schicksal der Menschen irreversibel zu verändern.
Wie beispielsweise das von Angela Kowalczyk. Die junge Frau begeisterte sich Ende der 70er Jahre für Punk-Musik, färbte sich die Haare bunt, schrieb Gedichte. Grund genug für das System, sie vom gesellschaftlichen Leben auszugrenzen, zu verhaften und zu verurteilen. Sieben Wochen saß sie in Untersuchungshaft, dann wurde sie zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren verurteilt.
Zeitzeugen zu Gast


Oder Siegmar Faust. Der Künstler (Jahrgang 1944) hatte dagegen protestiert, dass die Behörden seine Ausreise nach Westdeutschland verweigerten. 33 Monate war er in den 70er Jahren deshalb im Gefängnis, zwei Jahre davon in Einzelhaft. Im Cottbusser Gefängnis gab er eine Häftlingszeitung heraus, die von Insasse zu Insasse geschmuggelt wurde.
Zur Eröffnung der Ausstellung kamen auch echte Zeitzeugen: Lothar Otter und Theo Pohl, die beide in den 50er Jahren als politische Häftlinge im "Gelben Elend" eingesperrt waren, dem berüchtigten Gefängnis in der sächsischen Stadt Bautzen. Der 82-jährige Theo Pohl, der heute in Oberbettingen wohnt, sagt: "Die Ausstellung ist ausgesprochen wichtig."
Denn auch die verschiedenen Phasen der Verfolgung in der DDR werden aufgezeigt. Und es werde klar: "Zu allen Zeiten haben die politisch Andersdenkenden in der DDR die größten Risiken auf sich genommen." sen
Die Ausstellung "Mauern, Gitter, Stacheldraht" ist noch bis zum 2. August im Rathaus Hillesheim zu sehen.

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