Von null auf 100 in 60 Sekunden

Schrillt der Piepser, muss es schnell gehen. Ob in der Nacht, unter der Dusche oder beim Essen: Es kann Leben auf dem Spiel stehen. Das Team der Rettungswache Daun hat nur 15 Minuten Zeit bis zum Einsatzort.

 Intensivstation auf vier Rädern (von links): Reiner Brück, Nadine Schwind und Leo Mertes simulieren die Notfallversorgung an einem Patienten. TV-Foto: Jürgen Klöckner

Intensivstation auf vier Rädern (von links): Reiner Brück, Nadine Schwind und Leo Mertes simulieren die Notfallversorgung an einem Patienten. TV-Foto: Jürgen Klöckner

Daun. An diesen Vormittag wartet das Team vergeblich auf einen Notruf. "Kann passieren. Vielleicht ist gleich die Hölle los", sagt Rainer Brück. Er ist seit sechs Jahren Rettungsassistent. Kommt ein Notruf rein, ist alles andere unwichtig. Quasi von null auf 100 in sechzig Sekunden: Mehr Zeit bleibt dem Team tagsüber nicht, einsatzfertig zu sein. Nachts sind es dankbare zwei Minuten: "Am Einsatzort läuft nichts nach Schema-F ab. Jeder Notfall ist anders." Die Abwechslung ist es, die den Rettungsassistenten Leo Mertes an seinem Job reizt. 1979 wurde sein Interesse geweckt, elf Jahre später machte er sein Hobby zum Beruf. Seitdem hat er viel erlebt. "Mich belasten Notfälle mit Kindern: Fieberkrampf, plötzlicher Kindstod. Das trage ich auch mal mit nach Hause."David Schmied-Kunz ist 20 und Zivi in Daun. Seine Ausbildung zum Rettungssanitäter liegt erst einen Monat hinter ihm. Steigt der Adrenalinpegel, wenn der Alarm losgeht? "Tja, ich weiß ja nicht, was mich erwartet", sagt er. Er kann sich aber stets auf seine routinierteren Kollegen verlassen. "Rettungsdienst ist Teamarbeit. Wir sind eine eingespielte Mannschaft", weiß Mertes. Am Einsatzort muss alles reibungslos laufen. Immer ist ein Notarzt zur Stelle, der den Rettungsassistenten in schweren Fällen unter die Arme greift. Erst nachdem der Patient untersucht und behandelt wurde, wird er ins Krankenhaus transportiert. An Ort uns Stelle wird versorgt

"Ein ,Load and Go' (zu deutsch: Einladen und los geht's) wie in Amerika gibt's bei uns nicht. Wir wollen an Ort und Stelle adäquat versorgen. Das ist unsere Philosophie", sagt Udo Horn, Rettungsdienstleiter in den Landkreisen Vulkaneifel und Bernkastel-Wittlich. "Mit Erfahrung lernt man, einen kühlen Kopf zu behalten", sagt Mertes und fügt hinzu: "Hier spielt keiner den Helden wie man das aus dem Fernsehen kennt." Auch das eigene Leben könne schließlich in Gefahr geraten. Auch wenn der Alarm mal stillsteht: Leerlauf schleicht sich nie ein in den Rettungswachen-Alltag. Lagerbestände müssen geprüft und aufgefüllt, Fahrzeuge gesäubert und desinfiziert werden. "Damit haben wir einen Norovirus-Patienten ins Krankenhaus gefahren", erklärt Rettungsassistentin Nadine Schwind und deutet auf den Krankenwagen, der eben erst desinfiziert wurde. Dessen Türen sind weit aufgerissen, um das Fahrzeug vom starken Chlorgeruch zu lüften. In einer Stunde ist er wieder einsatzbereit.Für den Rettungsdienst im Landkreis Vulkaneifel und Bernkastel-Wittlich ist die DRK Rettungsdienst Eifel-Mosel Hunsrück gGmbH verantwortlich. Sie teilt sich auf zehn Rettungswachen auf, davon befinden sich vier im Landkreis Vulkaneifel. Der obligatorische Notruf über die "112" geht in der Rettungsleitstelle Trier ein, die den Alarm an die örtlich günstigste Rettungswache weiterleitet. Insgesamt fuhren die Teams der Rettungswachen 2007 rund 31 000 Einsätze, davon mehr als 5600 von der Mannschaft der Rettungswache Daun. Sie ist unter den zehn Rettungswachen die zweitgrößte. 70 Prozent der Einsätze sind Krankentransporte.

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