Von Pittenbach nach Bangladesch: 32-Jähriger gründet Unternehmen in weiter Ferne

Pittenbach/Dhaka · Der 32-jährige Eifeler Daniel Ciganovic ist in die große, weite Welt gezogen, um Gutes zu tun. In dem südasiatischen Land hat er mit zwei Freunden ein Unternehmen gegründet, das zur besseren Elektrifizierung beitragen soll.

 Mit Mikronetzen und der Solbox (links) zur maximalen Stromversorgung: Daniel Ciganovic (Mitte) in Bangladesh. Foto: privat

Mit Mikronetzen und der Solbox (links) zur maximalen Stromversorgung: Daniel Ciganovic (Mitte) in Bangladesh. Foto: privat

Foto: (e_pruem )

Innovativ, zukunftsorientiert und einfallsreich - ob Metallrohre für Flugzeugtüren oder Herstellungsanlagen für Elektroautos, viele Produkte und Ideen aus der Eifel haben das Zeug zur Weltkarriere. Dazu bedarf es nur mutiger Menschen, die im richtigen Moment den passenden Einfall und auch den Schneid haben, ihn umzusetzen. Daniel Ciganovic aus Pittenbach gehört zu diesen Leuten. Gemeinsam mit zwei Geschäftspartnern hat er in Bangladesch ein Unternehmen gegründet, das mit einer einfachen, aber effektiven Idee die Elektrifizierung des 163-Millionen-Einwohner-Staats deutlich voranbringen könnte.

"Ich habe das Unternehmen zusammen mit Sebastian Groh und Hannes Kirchhoff im Oktober 2014 gegründet. Ich selber lebe seit Januar 2015 in Bangladesch", sagt der 32-jährige Volkswirtschaftler. Nach seinem Studium in Trier lebte der ehemalige Schüler des Prümer Regino-Gymnasiums zunächst für eine Weile in Serbien und zog dann für die Arbeit nach Berlin. "Ich ahnte da noch nicht genau, wo die Reise für mich hingehen sollte. Ich begann in Berlin, bei der Innovationsplattform Microenergy International zu arbeiten. Dort lernte ich dann auch meine Partner kennen." Auf der Suche nach neuen Lösungen zur sinnvollen Energieversorgung sei man auf die mittlerweile mehrfach ausgezeichnete Idee gekommen und habe die Pilotphase einleiten können (siehe Info). Und der Einfall der drei Herren ist tatsächlich denkbar einfach.

"In Deutschland gibt es seit vielen Jahrzehnten ein dichtes, fein abgestimmtes Stromnetz. In Bangladesch sieht die Situation ganz anders aus", sagt Ciganovic. Dort habe die Regierung vor zwölf Jahren mit der Förderung von Solarenergie begonnen.

"Unter dem Namen Solar Home wurden erschwingliche Solarpaneele mit Batterien verkauft. Mittlerweile konnten fünf Millionen Haushalte so mit einer kleinen Stromversorgung ausgestattet werden." Während in Deutschland ein großes Stromnetz bestehe, gebe es in Bangladesch viele Millionen kleiner Produzenten, und genau daraus ergebe sich ein Problem: "In Zeiten mit viel Sonne sind die Batterien schnell aufgeladen. Dann wird zwar weiter Strom produziert, der kann aber nicht genutzt werden - bis zu 30 Prozent gehen verloren. Genau diesen eigentlich verschenkten Strom wollten wir zugänglich machen."

Die Lösung steckt dafür in einem kleinen, orangenen Gerät, in der sogenannten Solbox. "In sie kann Strom eingespeist, aber eben auch aus ihr bezogen werden." Wer also zu viel Energie produziert, kann sie auf einfachem Weg zum Verkauf anbieten.
"Dabei muss der Besitzer einer Box aber nicht selber unbedingt Produzent sein. Er kann die Box auch nur für den Bezug nutzen." Abgerechnet werde per Mobiltelefon. Über ein eigenes Programm kann Guthaben aufgeladen werden "Zudem wird über die Boxen ein kleines Netz aufgebaut. Statt also wie in Deutschland bundesweit ein System zu haben, können sich Produzenten zu Mikronetzen zusammenschließen."

Mit einem Solarpaneel könne meist nur ein kleiner Fernseher oder ein Ventilator betrieben werden, durch den Aufbau eines Mikronetzes sei aber auch der Betrieb von Kühlschränken oder kleinen Produktionsgeräten, beispielsweise für die Reisverarbeitung, möglich.
Knapp 20 Euro koste eine Solbox, sagt Ciganovic. "Wie in Bangladesch üblich, wird sie über Mikrokredite finanziert. Nach knapp 18 Monaten kann das Gerät in der Regel durch seine eigene Stromproduktion abgezahlt werden - dann folgt nur noch Gewinn."

In der ersten, zweijährigen Pilotphase habe man bisher fünf dieser Mikronetze aufbauen können. "Etwa 150 Haushalte nutzen damit die Technik." Gehe alles gut, steige man nun in den weiteren Ausbau ein. "In 18 Monaten könnten 200 weitere kleine Netze entstehen. Dabei treten wir aber nur noch als Zulieferer auf. Wir stellen die Technik und schulen Leute vor Ort, um sie zu installieren und auch zu warten. Wir nennen sie liebevoll Dorf-MacGyver." Unterstützt werde man dabei von 56 Nichtregierungsorganisationen. "Wir sind also gut aufgestellt und haben viele Unterstützer, es wird immer spannender."

Doch so sehr ihn die Arbeit in Bangladesch auch begeistert, seine Heimat vermisse er schon, sagt Ciganovic. "Eigentlich, seitdem ich nach Serbien gegangen bin. Aber hier in Bangladesch merke ich es immer mehr. Man sagt, dass man in diesem Land nie allein ist. Angesichts von 160 Millionen Menschen, die auf einer Fläche von der Größe Baden-Württembergs, Bayerns und Nordrhein-Westfalens leben, stimmt das auch." Er vermisse die Ruhe, die in der Eifel zu finden sei, "aber auch die Mentalität der Leute und natürlich die einmalige Natur".Extra: PILOTPHASE IST KURZ VOR DEM ABSCHLUSS


ME Solshare wurde im Oktober 2014 in Bangladesch gegründet und zunächst nur von den drei Gründern betrieben. Mittlerweile ist das Team auf etwa 34 Mitarbeiter angewachsen. Das Unternehmen will jetzt in die eigentliche Vermarktung eintreten. 200 Haushalte sollen in den kommenden 18 Monaten mit einer Solbox ausgestattet werden. Das nachhaltige Konzept von ME Solshare wurde seit Gründung des Unternehmens mehrfach ausgezeichnet. Unter anderem verlieh ihm 2016 das Klimasekretariat der Vereinten Nationen seinen "Momentum for change"-Preis. Weitere Informationen dazu findet man im Internet unter der Adresse: www.me-solshare.com

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