Von reichen Römern und mächtigen Villen

Mayen · Die Dichte von römischen Prachtvillen ist nirgendwo größer als zwischen Mayen und Andernach: Das behaupten die Wissenschaftlerinnen Viktoria Baur und Ricarda Giljohann, die ihre These bei einem Vortrag untermauert haben.

 Terrakotta-Figürchen sind bei Ausgrabungen nahe Obermendig ans Tageslicht befördert worden. Auch sie weisen darauf hin, dass die Bewohner von Villen nicht am Hungertuch nagten. Foto: privat

Terrakotta-Figürchen sind bei Ausgrabungen nahe Obermendig ans Tageslicht befördert worden. Auch sie weisen darauf hin, dass die Bewohner von Villen nicht am Hungertuch nagten. Foto: privat

Mayen. Fast zehn Fußballfelder hätten ins Areal der Villa Rustica gepasst, die bei Fraukirch (Kreis Mayen-Koblenz) gestanden hat. In jüngster Zeit ist der römische Gutshof mit modernen Methoden der Archäologie "in einer der fundträchtigsten Gegenden Deutschlands" (Eifelmuseum-Direktor Dr. Bernd Oesterwind) erforscht worden.
Und dies nährt die These, dass die Dichte von römischen Prachtvillen nirgendwo größer ist als zwischen Mayen und Andernach. Mit dem Thema haben sich die beiden Wissenschaftlerinnen Viktoria Baur und Ricarda Giljohann in einem Vortrag im Eifelmuseum beschäftigt.
Der Gutshof bei Fraukirch war als Axialhofanlage angelegt, das heißt links und rechts von dem Hauptgebäude standen symmetrisch aufgereiht Nebengebäude - stattliche 14 an der Zahl.
Eine kleinere Variante einer Villa Rustica war eine Streuhofanlage, die im heutigen Mayener Stadtwald entdeckt wurde. Die Nebengebäude, in denen oftmals das Personal eines Hofes untergebracht war, befanden sich über den Hof verstreut. Komfortabel waren diese allemal, darauf lässt die Ausstattung schließen.
"Dort sind Thermenanlagen ausgegraben worden, die eine Wand- und Fußbodenheizung hatten", sagte Viktoria Baur. Ein viereckiges Gebäude könnte ein Haustempelchen gewesen sein - ein weiteres Anzeichen von Wohlstand.
Reich verziert war eine Villa, die 1866 bei Alzheim ausgegraben wurde. Indizien dafür, dass dort ein sehr wohlhabender Bewohner lebte, sind architektonische Bauelemente aus Italien, eine 18 Meter lange Therme, ein Atrium und ein geräumiges Wohnzimmer.
Es gibt Hinweise darauf, dass auf den früheren Bauernhöfen der Mühlsteinhandel eine gewichtige Rolle gespielt hat.
Indikatoren für Reichtum sind Grabbeigaben. Im Umland von Mayen sind mehrere Gräber geöffnet worden, die Tafelgeschirr aus Italien oder römische Schilde oder Schwerter verbargen. Ein Grab hatte 50 Gefäße. Die Heiligtümer vor 2000 Jahren waren ebenso reich bestückt. Ein gallorömischer Tempel auf dem Bellerberg besaß Darstellungen von römischen Gottheiten wie Venus und Minerva. Von der guten Lage an der Römerstraße - von der Maas bis an den Rhein - profitierte die Steinindustrie, wie Ricarda Giljohann erläuterte.
Tuff- und Basaltvorkommen sind von Römern abgebaut worden, ehe dies die einheimische Bevölkerung ab etwa dem Jahr 200 übernahm.
An Fundstellen ist die Pellenz reich - 270 sind nachgewiesen. Grabmonumente wie der Tumulus von Nickenich sind ein weiteres beredtes Zeugnis für Wohlstand. Giljohann kommt zu dem Schluss, dass die Bewohner in der Region "überdurchschnittlich wohlhabend" gewesen sein müssen.
Die Urbevölkerung sei Nutznießer gewesen, zumal sie von den römischen Truppen quasi angelernt worden sei. Im Gegenzug seien die Legionäre bis mindestens ins erste Jahrhundert hinein Abnehmer der landwirtschaftlichen Produkte gewesen.

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