Freizeit Von Steffeln an den Rand des Abendlands - Rallye Ypern – Istanbul“ macht Station in der Eifel

STEFFELN · Die „Rallye Ypern – Istanbul“ machte mit klassischen Fahrzeugen von höchstem Wert Station auf einer außergewöhnlichen Reise.

 Der Motorsportclub Oberehe und dessen Vorsitzender Wolfgang Bürgel schickten die rund 30 wertvollen Klassiker am Eichholzmaar auf die Reise.

Der Motorsportclub Oberehe und dessen Vorsitzender Wolfgang Bürgel schickten die rund 30 wertvollen Klassiker am Eichholzmaar auf die Reise.

Foto: Jürgen C. Braun/Picasa

So ein Fronleichnamsfest hat die kleine Eifelgemeinde Steffeln noch nicht erlebt wie in diesem Jahr. Während drinnen in der Mitte des schmucken Dorfes bei herrlichem Sommerwetter die schönsten, mit viel Liebe kreierten Blumenaltäre auf die traditionelle Prozession warten, reihen sich draußen, in der Nähe des Eichholzmaares, nicht minder eindrucksvolle Preziosen der automobilen Vergangenheit aneinander. Die Rallye vom belgischen Ypern bis an den Bosporus, nach Istanbul, hat Station gemacht und beginnt ihre zweite von insgesamt 20 Etappen quer durch das westliche Europa.

Mittendrin, wie immer, wenn es in der Vulkaneifel etwas in Sachen Rallye oder klassischer Motorsport zu bestaunen oder zu organisieren gibt, steckt der rührige Motorsportclub (MSC) Oberehe. Schon im vergangenen Jahr, so MSC-Vorsitzender Wolfgang „Wolli“ Bürgel, habe der Club mit ihm Kontakt wegen des Organisierens einer Etappe aufgenommen. Damals aber machte, wie so vieles andere auch, Corona das Vorhaben zunichte. In diesem Jahr nun klappte es endlich. Auf Abschnitten einer Wertungsprüfung der „Rallye Oberehe“ und am Risselberg bei Niederstadtfeld musste das prächtige Blech-Peloton seine Zeitvorgaben erfüllen.

Am Start des Eichholzmaares zwischen Steffeln und Duppach warten um die Vormittagszeit Fahrzeuge von unschätzbarem Wert und von seltenster klassischer Erhabenheit. Der vornehme „Vintage and Classic Car Club“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, automobiltechnisches Kulturgut nicht nur zu pflegen und zu bewahren, sondern die Fahrzeuge auch vor dem Museum zu bewahren und sie den Herausforderungen Tausender von Kilometern zu stellen. „Gerne wären wir auch durch das Dorf selbst gefahren“, sagte Bürgel. Auch Ortsbürgermeisterin Sonja Blameuser, die ihm die Hilfe der Gemeinde bei der Ausrichtung des Startes zugesagt hatte, hätte sich mit den Leuten im Dorf sehr gefreut, die historischen Fahrzeuge im Dorf zu bewundern und den Fahrerinnen und Fahrern zu applaudieren. „Leider hat das wegen der Fronleichnamsprozession nicht funktioniert. Aber vielleicht einmal in einem anderen Jahr.“

Die Rallye bis nach Istanbul startete am 13. Juni im belgischen Ypern, das eine große motorsportliche Tradition hat. Über ausgefallene Strecken führt sie durch Deutschland, die tschechische Republik, Österreich, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und die Türkei bis an den Rand des westlichen Europas, in das alte Konstantinopel an die Grenze vom Abend- zum Morgenland. Am 3. Juli will der Tross des alten Garagen- und Schlössergutes nach genau 5655 Kilometern in Istanbul ankommen. Unterbrochen lediglich von zwei Ruhetagen für Mensch und Material in Prag und Bukarest.

Für die Freunde und Kenner historisch seltenster Fahrzeuge war der kirchliche Feiertag in der Vulkaneifel aber auch ein Feiertag des kulturellen Automobilgutes. Die Voraussetzungen für die Teilnahme an der 20-tägigen „Challenge“ hatte der Club für seine Mitglieder fest umrissen: Mindestalter des Fahrzeuges 45 Jahre. Markenoffen sollte die Rallye sein. Was bedeutete, dass es zwar durchaus Vorlieben, aber keine Bedingungen für bestimmte Hersteller gab. Und das wiederum führte zu einer in der Vulkaneifel zuvor noch nie gesehenen Ansammlung der schönsten Raritäten unter der Motorhaube und auf der Straße.

Die Rolls-Royce-Schwester Bentley war mit mehreren Ausgaben vertreten. Triumph reihte sich an die britische MGB Rover Group, die sich mittlerweile im chinesischen Besitz befindet. Dazwischen eine unglaubliche Vielfalt der renommiertesten Classic-Car-Hersteller: Jaguar MK 2, Mercedes-Benz 350 SL, Porsche 911, Ford De Luxe V8 und ein „in freier Wildbahn“ kaum noch zu sehender Alvis Firefly aus dem Jahr 1933. Die Reihe der Adrenalin-spendenden Preziosen könnte beliebig fortgesetzt werden. Ältester Teilnehmer war ein 97 (!) Jahre altes Bentley Convertible (Cabriolet) mit einem mächtigen viereinhalb Liter Hubraum großen und 160 PS starken Reihensechszylinder als Antriebsquelle. Wert irgendwo im siebenstelligen Bereich.

Für den MSC Oberehe, der die komplette Familie Bürgel als organisatorische „Vorhut“ eingespannt hatte, war Fronleichnam 2022 jedenfalls kein Tag wie jeder anderer. Und für die Menschen in der Vulkaneifel, die in den Genuss dieser Botschafter einer untergegangenen großartigen Welt des Automobilbaus kamen, mit Sicherheit auch nicht.

 Der Motorsportclub Oberehe und dessen Vorsitzender Wolfgang Bürgel schickten die rund 30 wertvollen Klassiker am Eichholzmaar auf die Reise.

Der Motorsportclub Oberehe und dessen Vorsitzender Wolfgang Bürgel schickten die rund 30 wertvollen Klassiker am Eichholzmaar auf die Reise.

Foto: TV/Jürgen C. Braun

Weitere Infos:
https://rallytheglobe.com/

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