Tatort Eifel Von wegen dröge – Arbeit in der Jury kann kriminell spannend sein

Daun/Gerolstein · Sie machten im vergangenen Jahr Abitur am St.-Matthias-Gymnasium, nun haben Gesa Lugner und Diego Zahnen einen aufregenden Nebenjob: Sie gehören zur Jury, die bei Tatort Eifel den Nachwuchspreis vergibt.

Von wegen dröge – Arbeit in der Jury kann kriminell spannend sein
Foto: TV/Meike Welling

Wer könnte das Sprach- und Lebensgefühl von Schulkindern und Teenagern besser beurteilen als junge Menschen, die selbst näher dran sind und wissen, wie sich dieses Alter anfühlt? So ungefähr lauteten die Hintergedanken des Orgateams von Heinz-Peter Hoffmann und Verena Bernardy zum Junior Award von „Tatort Eifel“. Der Preis kürt alle zwei Jahre passend zum Festival Krimis, deren Anfänge von Ralf Kramp geschrieben wurden, die kindgerecht ohne Mord und Totschlag auskommen und von den Nachwuchsautoren weitererzählt werden. „Wir sind sehr froh, dass wir mit Gesa Lugner und Diego Zahnen die Jury verjüngen konnten“, freuen sich beide. „Uns erschien das sehr sinnvoll, denn diese Generation fasst Geschichten doch ganz anders auf als wir Älteren.“ Und die Ermutigung, eine ganz eigene Kreativität zu entwickeln, ist unter anderem Sinn des Wettbewerbs.

Großartige Mühen, die Jury-Newcomer anzulocken, mussten sie gar nicht aufbieten: „Ich war sofort begeistert mit dabei“, sagt Gesa Lugner, die in Trier Intermedia-Design studiert und dort viel mit Texten und Erzählformaten zu tun hat. Sie outet sich als Krimifan seit jeher, las begeistert Kinderkrimis, schaute schon früh den Fernsehkommissaren zu und macht nun sogar ein Praktikum beim Eifeler Krimifestival. Ihrem ehemaligen Mitschüler, der noch auf einen Studienplatz wartet, geht es nicht anders: „Vor sechs Jahren hatte ich mich selbst um den Award beworben, leider ohne zu gewinnen. Vor vier Jahren gehörte ich mit Gesa hinter der Kamera zum Team, das die Siegergeschichte eines unserer Mitschüler verfilmte, vor zwei Jahren war ich auch dabei…“

Die beiden Juroren haben viel Zeit investiert, um sich durch 78 Beiträge der jüngsten Autoren zu lesen, aus denen sie eine Vorauswahl treffen – insgesamt sind 133 Einsendungen aus zwei Altersklassen (9 bis 13 und 14 bis 20 Jahre) sind eingetroffen, mehr als vor zwei Jahren. Was als Kriterium für ihre Bewertung zählt, das ist vor allem die Spannung, mit der eine Geschichte aufgebaut ist: Ist das Motiv stimmig, sind Dramaturgie, Logik und Ausdrucksfähigkeit gut? Ein guter Wettbewerbsbeitrag müsse für sich selbst stehen können. Manchmal, so ihre Lese-Erfahrung, sind Geschichten stilistisch perfekt, aber etwas Wichtiges fehlt; andere wiederum überzeugten durch starke Ideen, doch es hapere an der Formulierung. Allein schon durch die Wettbewerbsteilnahme können die Nachwuchsautoren profitieren und etwas lernen, denn das Nachdenken und Schreiben sei eine sehr intensive Phase im Leben.

„Die sozialen Medien und auch Anglizismen spielen bei den Beiträgen der Kids eine viel größere Rolle als zu unserer Zeit“, beobachtet die selbst erst 19-Jährige Gesa Lugner und belegt damit, wie rasant sich in den letzten Jahren Sprachstile und Gewohnheiten ändern. „Da ist alles erlaubt, was authentisch zur Story passt“, findet der gleichaltrige Diego Zahnen, „es sollte natürlich sein und nichts gekünstelt rüberkommen.“ Um gerade die Jungen mit ihren eigenen Mitteln anzusprechen, hatten er und seine Mitstreiterin einen Instagram-Account für den Junior Award eingerichtet. Es gab Fotos, Tipps zum Schreiben, Interviews mit den „Tatort Eifel“-Stars und auch die Möglichkeit, gezielte Fragen zu stellen. Der Wunsch war da, nicht nur Schulklassen zum Mitmachen zu motivieren, sondern auch offene Gruppen oder Einzelne.

 Besonderer Anreiz des Wettbewerbs Junior Award: Das spannendste Drehbuch der Nachwuchsautoren wird in der Vulkaneifel, wie hier vor zwei Jahren in der Drahtfabrik in Gerolstein verfilmt.

Besonderer Anreiz des Wettbewerbs Junior Award: Das spannendste Drehbuch der Nachwuchsautoren wird in der Vulkaneifel, wie hier vor zwei Jahren in der Drahtfabrik in Gerolstein verfilmt.

Foto: we_wvulk <we_vulk@volksfreund.de>+SEP+we_wvulk <we_vulk@volksfreund.de>

Die generationsübergreifende Jury sei charakterisiert gewesen von einer „dynamischen Auseinandersetzung“, wie sie es nennen: „Es gehört zur Juryarbeit, die unterschiedlichen Blickwinkel zu einem Ganzen zusammenzubringen.“ Unterschiedliche Meinungen ergänzten einander. Denn eben auch ältere Semester wie Krimiautor und Verleger Ralf Kramp nahmen die Beiträge der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus ganz Rheinland-Pfalz unter die Lupe. „Wer bei uns Erfolg hat, kann sogar richtig Karriere machen.“ Bestsellerautorin Melanie Raabe oder Drehbuchautor Robert Hummel starteten ihre internationalen Erfolgsgeschichten mit der Teilnahme an „Tatort Eifel“-Wettbewerben. Die aktuellen Preisträger stehen mittlerweile fest, doch ihre Namen bleiben noch ein Geheimnis.

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