Von Wurzelbürsten und Kopfnüssen

Hambuch · Das neue Buch von Rainer Ningel aus Hambuch (Kreis Cochem-Zell) ist eine Reise zu den Wurzeln der Eifeler Charaktere. Die Gedichte in "Die Eifel im Wandel" beschreiben Menschen und Lebensläufe von der Nachkriegszeit bis in die Mitte der 60er Jahre.

Hambuch. Vor vier Jahren erschien das Buch "So war die Eifel" von Rainer Ningel. Die Gedichte über das Leben in der einst armen und kargen Landschaft in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden ein großer Erfolg. Das lag nicht nur daran, dass "So war die Eifel" eine Reise zu den Wurzeln der Eifeler Charaktere ist oder am Wiedererkennungswert der geschilderten Menschen und Episoden, sondern auch an der dichterischen Sprache des Autors.
Nun erscheint der Folgeband "Die Eifel im Wandel". Während das Leben bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts in festen Bahnen verlief und Veränderungen im Ablauf bäuerlicher Lebensformen im Rhythmus der Natur und tradierter Sitten und Gebräuche eher nicht zu erwarten waren, musste sich der Alltag nach dem Zweiten Weltkrieg oft rasanten Veränderungen anpassen. In den Eifeldörfern dauerte es zwar etwas länger, bis Neues Fuß fasste, aber es kam auch hier an.
Ningels Gedichte beschreiben Menschen und Leben - von der Nachkriegszeit (zum Teil reichen sie noch in den Krieg zurück) bis in die Mitte der 60er Jahre. Schauplatz ist exemplarisch Hambuch, was naheliegt, denn der Autor hat den größten Teil seines nun 60-jährigen Lebens in dem Eifeldorf verbracht. Die 200 Seiten des Buches gliedern sich in drei Abschnitte: "Eifelpädagogik/De Pänz", "Was das Leben so bringt/Mir halen dewidde" und "Alles neigt sich dem Ende zu: Datt Beste kimmt zom Schluss". Die Kapitelüberschriften zeigen, dass Rainer Ningel seine Verse entweder in Hochdeutsch oder in Homejer Platt oder in beiden Idiomen verfasst hat. Die Mundartteile sind immer auch übersetzt.
Eifelpädagogik anno dazumal


Die "Eifelpädagogik" hat viele Facetten. Sie speist sich oft aus Widersprüchen: Zum Beispiel: Kopfnüsse verteilen und anschließend sich "de Panz" auf den Schoß setzen und "Hoppe, hoppe Reiter" spielen. Oder wie es in dem Gedicht "Erziehung" heißt: "Abschrubben mit der Wurzelbürste war ein physischer Verweis. Doch Oma nahm mich in den Arm: ,Hej, haste ean Grosche fier e Ejs.\'"
Der Teil "Was das Leben so bringt" ist ein Streifzug durch den Dorfalltag und seine Gewohnheiten, Feste und Feiern, Freude und Leid. Mosel und Hunsrück werden besucht. Auch kleine Dinge am Rande finden Beachtung und liebevoll ausgewählte Worte wie etwa die Kaffezuht oder Tannenzapfen.
Der dritte Teil schließlich, "Alles neigt sich dem Ende zu", widmet sich ernsteren Dingen. Die können aber durchaus auch heitere Töne anschlagen wie in "Beerdigung". Das Buch trägt den Untertitel "Heiteres und Besinnliches". Das Heitere und Humorvolle steht im Vordergrund, das Besinnliche misst sich nicht an der Quantität, eher an der Qualität, sodass es direkt zu Herzen geht.
Die konsequent eingehaltene Metrik schafft einen lebendigen Rhythmus, und die Wortwahl malt ein differenziertes und farbenfrohes Eifelbild. Dazu tragen auch zahlreiche Fotos bei.
Das Buch ist bei der Dorfakademie Hambuch und im Buchhandel erhältlich.

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