Vor 20 Jahren: Orkane verwüsten Wälder

Vier Stürme in vier Wochen: Das Jahr 1990 hat katastrophal begonnen. Am schlimmsten wüteten Ende Februar die beiden Orkantiefs "Vivian" und "Wiebke". Sie hinterließen eifelweit Schäden in Millionenhöhe und führten zu einem Umdenken bei der Forstwirtschaft.

Bitburg/Prüm/Daun. Katastrophenwetter: Gerade erst war das Jahr 1989 stürmisch zu Ende gegangen, als die Orkane "Daria" und "Herta" im Januar und Februar 1990 über Deutschland hinwegfegten. Aber "Vivian" (25. bis 27. Februar) und "Wiebke" (28. Februar und 1. März) - "das war der ganz dicke Hammer", sagt Karl-Josef Mark vom Forstamt Daun. "Da ist es überall gepurzelt - und bei uns lag Holz von fünf, sechs Stürmen durcheinander." Im Kreis Daun fiel damals mehr als eine Million Festmeter (oder Kubikmeter) Holz um, im stärker laubwaldgeprägten Kreis Bitburg-Prüm war es etwas weniger. Rund 700 000 Festmeter dürften es im Bezirk der damaligen Ämter Bitburg, Prüm, Schneifel, Neuerburg und Irrel gewesen sein, sagt Karl-Heinz Heyne, Leiter des Forstamts Bitburg.

Vor allem der Windwurf machte Besitzern und Forstverantwortlichen zu schaffen, Heyne berichtet von großen Schäden zum Beispiel in Oberkail, Gransdorf, Malberg-Mohrweiler oder in der Schneifel. Im Kreis Daun blieben unter anderem im Oberen Kylltal und der Verbandsgemeinde Hillesheim große Kahlflächen zurück. Der Preis für den Festmeter Holz von mittlerer Stärke fiel von 160 bis 180 Mark auf etwa 90 D-Mark, in manchen Regionen sackte er sogar noch tiefer. Zugleich drohten Käfer die Bäume zu befallen.

"Die Verramschung ging dann richtig los, als Nordrhein-Westfalen ein Jahr später Holz für einen Appel und ein Ei verkaufte, nur um es loszuwerden", erinnert sich Karl-Josef Mark. Rund um Daun ging man deshalb solidarisch vor: "Wir haben einen Vermarktungs-Pool für Gemeinde- und Privatwald gegründet", sagt Mark.

Gemeinsam trug man damals das Risiko, richtete, wie auch im Eifelkreis, Nasslager ein und konnte dadurch auch vier bis fünf Jahre später für dieses Holz einen guten Preis erzielen. "Da waren wir sehr stolz drauf, das war wirklich klasse", sagt Mark heute.

Eine weitere Folge der Sturmschäden war eine neue Vielfalt in Fauna und Flora - Segen und Sorge zugleich. Denn wo es überall neu aus dem Waldboden spross, bot sich auch mehr Nahrung für Klein- und Großtiere. Der Wildbestand wuchs, die Tiere verursachten neue Schäden.

Die Sturmschwestern hatten aber trotz katastrophaler Konsequenzen auch eine positive Wirkung: "Die Stürme waren mit ein Auslöser für ein Umdenken in der Forstbewirtschaftung", sagt Peter Wind, Chef des Forstamts Prüm. Seitdem heiße das Motto: "Weg von den forstlichen Monokulturen und hin zu strukturreichen Mischbeständen. Das macht den Wald stabiler." Auch der Kahlschlag, den die Stürme hinterließen, ist 20 Jahre danach weitgehend verschwunden: "Was als Wunden in der Landschaft wahrgenommen wurde", sagt Karl-Heinz Heyne, "ist heute geheilt." Extra Sturmjahr 1990: Sie hießen "Daria", "Herta", "Vivian" und "Wiebke": die vier Sturmtiefs, die Anfang 1990 Deutschland und Europa heimsuchten. Am schlimmsten wüteten die beiden letztgenannten Orkane Ende Februar: Mehr als 60 Menschen starben. Die Windgeschwindigkeiten lagen phasenweise bei mehr als 200 Kilometern in der Stunde. Im Wald waren die Schäden immens, bundesweit fielen etwa 70 Millionen Kubikmeter Holz, mehr als zwölf Millionen in Rheinland-Pfalz. Der Gesamtschaden in den rheinland-pfälzischen Wäldern wurde damals auf zwei Milliarden Mark beziffert.

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