Stadtjubiläum Erst seit 70 Jahren (wieder) eine richtige Stadt

Daun · Eine Gedenkfeier ist nicht vorgesehen. Aber dennoch ist das Ereignis wert, erwähnt zu werden.

 Ernste Gesichter beim Festakt vor 70 Jahren.

Ernste Gesichter beim Festakt vor 70 Jahren.

Foto: TV/Alois Mayer

Vor genau 70 Jahren wurde die Gemeinde Daun am 25. Februar 1951 zur Stadt erklärt. Schon erstaunlich, ist der Bewohner doch stets der Meinung gewesen, Daun sei von Beginn seines Bestehens an, Stadt gewesen. Doch die historische Entwicklung war eine andere.

Die Siedlung mit dem römischen Namen „Dunum“, der sich hin zu Daun wandelte, tritt als Stammsitz eines uralten Rittergeschlechtes um das Jahr 1000 in die ur­kundliche Geschichte. Zu dieser Zeit bestand Daun noch aus „zwei Ortsteilen“, aus der „Burg“ auf mächtigem Basaltfelsen und einem kleinen Dorf mit einem Kirchlein, „Tal“ genannt.

Dann gelangte ein Vasall des Erzbischofs Balduin und ein treuer Gefolgsmann und Freund des Königs Johann von Böhmen an die Macht, der einflussreiche Ritter Ägidius, auch Gilles genannt.. Unter seiner und seines Vaters Herrschaft waren am östlichen Fuße der Burg bis hin zur Lieser (heutiger Name „Schweiz“) zahlreiche Häuser, ein weiterer Ortsteil entstanden, der „Stadt“ genannt wurde.

In der Urkunde vom 17. September 1337 wird Daun erstmalig als Stadt (oppidum) be­zeichnet. Ägidius übertrug seine unter der Burg Daun gelegene Stadt mit allen daran haftenden Rechten in die Hand des Königs Johann von Böhmen, empfing sie von diesem als Lehen der Grafschaft Luxemburg zurück und schwur dem König Treue. Der König versprach im Gegenzug, ihm zu Hilfe zu eilen, falls die Burg und die Stadt Daun belagert oder angegriffen würden.

Dieser Stadt jenes Ägidius war allerdings kein langes Bestehen vergönnt. Bereits nach kaum zwei Jahrzehnten wurde sie 1353 erobert und ge­schleift. Das ältere Dorf Daun mit der Kirche blieb unversehrt. Als Eroberer sind zwei Erzbischöfe zu nennen, Bal­duin von Trier und Wilhelm von Köln. Anstatt ein Vaterunser zu beten, hatten sie sich zusammengeschlossen, um Beute zu machen.

Der Trierer wollte unbedingt seinen Kurstaat nach Norden ausdehnen und dabei war ihm das Reich des Dauners hinderlich, und der Kölner mochte als Landesherr ebenfalls keinen selbständigen Herr­scher an seiner Südgrenze leiden. So belagerten sie Daun nahezu drei Jahre und eroberten es am 3. Juni 1352. König Johann von Böhmen konnte dem Dauner nicht zur Hilfe eilen, denn er war 1346 in der Schlacht bei Crécy kämpfend gefallen.

Der Kriegsgrund basierte auf Unwahrheiten. Balduin behauptete schlichtweg, der Dauner sei ein Räuber und Raubritter, er und seine Verwandtschaft seien Landfriedensbrecher, die bekämpft werden müssten.

Heute wird so etwas wohl „Fake News“ genannt. Für Balduin, der die gleichen Begründungen auch bei den Eroberungen von Hillesheim, Ulmen und anderen Burgorten anwandte, jedoch lukrativ. Im Falle Daun konnte er jetzt seinen Kurstaat tief in den kirchlichen Bereich der Erz­diözese Köln ausdehnen.

Nach der Eroberung Dauns war die Freundschaft der beiden Bischöfe rasch wieder zu Ende. Sie stritten sich um die Beute und schlossen einen Teilungsvertrag, in dem das Land „von der Mosel zu beiden Seiten weniger als eine Meile Weges ent­fernt“ unter den Einfluss von Kurtrier kam. Ägidius wurde gezwungen „alle Tavernen, aus denen feilgeboten worden“ zu zerstören. Sie durften nicht wieder aufgebaut werden. Auch im „Tal zu Daun“ mussten dem Erzbischof von Trier viele Rechte zugestanden werde.

Damit war die Entwicklung einer selbständigen Herrschaft Dauns sowie die der Stadt des Gilles be­endet. Seit dieser Zeit war das ehemalige Reichslehen der Feste Daun in den Besitz des Trierer Kurfürstentums gelangt.

1376 und 1398 wurde Daun als trierischer Besitz unter den Orten mit dem Frankfurter Stadtrecht aufgezählt. Bis heute sind auch noch die mittelalterlichen Begriffe wie „Stadtgraben“, „Städterbrücke“, „-mühle“ im Sprachgebrauch.

In den kommenden Jahrhunderten blieb Daun städtischer Hauptort des äußerst großen kurtrierischen Amtes Daun. Das hatte den Vorteil, dass die Bewohner einer Stadt keine Leibeigenen mehr waren und als Bürger persönliche Freiheiten besaßen. Auf der Burg Daun wohnten fortan die Verwalter des Amtes Daun, das 59 Gemeinden, einen ausgedehnten Wildbann und ein Hochgericht auf dem Kamphügel mit 21 Zendereien umfasste.

Dann verliert sich der Begriff Stadt. Im 18. Jahr­hundert wird Daun fast nur mehr als „Flecken, Freiflecken, Land-, Marktflecken“ bezeichnet. Da jedoch alle anderen Orte ringsum als „Dörfer“ genannt werden, wird demnach der Begriff „Flecken“ mit „Stadt“ gleichzusetzen sein. Daun hatte als Behördensitz eine Sonder­stellung, hatte seit Jahrhunderten Markt- und Zollrechte, und ein eigenes Dauner Maß für Wein, Öl und Körnerfrüchte.

Daun blieb ebenfalls unter der französischen Revolutionsregierung Hauptort eines gleichnamigen Kantons, und unter den Preußen nach 1817 Sitz der Kreisbehörden für den Kreis Daun. Damit galt Daun als eine „Kreisstadt“, ohne amtlich so genannt zu werden.

Damit jedoch alles seine Richtigkeit hat, musste die Namengebung seitens der Politik offiziell nachgeholt werden. 1951 war es dann soweit, sechs Jahre nach dem verheerenden Krieg, fünf Jahre nach der Bildung des neuen Landes Rheinland-Pfalz, zwei Jahre nach der Gründung der Bundesrepublik. Im Festsaal des ehemaligen Hotels Schramm wurden zahlreiche Festreden gehalten, Chöre gesungen, und dann las der damalige Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, Peter Altmeier, vor vielen Honoratioren und Ehrengästen die amtliche Verleihungsurkunde vor.

In der Urkunde heißt es: „Die Gemeinde Daun, bereits im 14. Jahrhundert erstmals mit den Stadtrechten ausgestattet – kann auf eine ehrwürdige Geschichte als Hauptort der Herrschaft Daun, später des kurtrierischen Amtes, als Kantonssitz und endlich als Amtssitz der landrätlichen und kreiskommunalen Verwaltung des Kreises Daun zurückschauen. In die Berge der Eifel eingebettet, hat sie sich durch besondere Leistungen auf dem Gebiet des Fremdenverkehrs, durch bemerkenswerte kulturelle Einrichtungen sowie durch die Tatkraft ihrer Bürger zu einem Gemeinwesen städtischen Charakters entwickelt. Sie wird daher gemäß Paragraph 4 der Gemeindeordnung für Rheinland-Pfalz hiermit zu Stadt erklärt.“

1951 hatte das kleine Städtchen Daun 2300 Einwohner, heute rund 8000. Die Gemeinde hat sich enorm vergrößert, wirtschaftlich gesteigert, an Bedeutung zugenommen und plant zielstrebig in die Zukunft. Daun ist tatsächlich eine Stadt – nicht nur dem Namen nach.

Weitere Informationen zur Geschichte Dauns sind im Internet zu finden unter www.stadt-daun.de/historie

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