Vorhang auf für die Polizei

Trier/Kelberg · Polizisten regeln den Verkehr, jagen Verbrecher, sorgen für Sicherheit. Doch drei Trierer Beamte haben eine ganz besondere Aufgabe: Mit ihrer Puppenbühne besuchen sie Kindergärten und Schulen und spielen dort Theater.

Trier/Kelberg. Zottel hat in seiner Garage etwas ganz Tolles: nein, kein Auto, sondern ein Fa-Fli-Zott: "Fa" wie fahren, "Fli" wie fliegen und "Zott" wie Zottel, denn schließlich hat er es selbst gebaut. Zottel, das ist eine Handpuppe und die Hauptfigur eines Theaterstücks, das im Kelberger Kindergarten St. Vinzenzius aufgeführt wird. Das Besondere daran: Die Puppenspieler sind Polizisten, richtige Kommissare.
So wie Gerhard Schreiner, der jahrelang mit seinem Diensthund im Einsatz war, oder Elke Krebs, die früher gegen Betrüger ermittelt hat. Sie beschreibt das Ziel der Puppenbühne des Polizeipräsidiums Trier: "Wir wollen Kindern die Angst vor der Polizei nehmen. Sie sollen die Polizisten als Menschen kennenlernen. Bevor sich der Vorhang zum Theater öffnet, sprechen die Beamten daher mit den Kindern in kleinen Gruppen, stellen sich mit ihren Vornamen vor, lassen sich mit "Du" anreden. "Ich bin der Reinhold", das klingt doch gleich viel freundlicher als "Polizeioberkommissar Knauf". Spielerisch wird dabei auch viel Wissenswertes vermittelt. Anhand einer kleinen Geschichte mit Playmobil-Figuren erklärt er den Kindern, dass sie den Eltern immer Bescheid sagen sollen, wohin und mit wem sie gehen, damit die sich keine Sorgen machen müssen.
"Wie lautet eigentlich die Telefonnummer der Polizei?, fragt Reinhold Knauf. "110" rufen einige der Kinder. "Aber dürfen Kinder da überhaupt anrufen?" Da sind sich viele unsicher. "Natürlich dürft Ihr das!", erklärt der Polizist. Allerdings nur im Notfall, wenn wirklich etwas passiert ist. Das Fa-Fli-Zott gefällt auch Alex. Der beschließt, es sich einfach mal auszuleihen, obwohl es noch gar nicht fertig ist - und ohne Zottel vorher zu fragen. Prompt baut er damit einen Unfall und macht sich dann aus dem Staub.
Als Zottel das mitbekommt, fragt er die Kinder nach der Notrufnummer. Die kennen jetzt alle. "110!", rufen sie im Chor. Und als der Polizist erscheint, geben sie ihm als Zeugen auch eine Beschreibung des Unfallfahrers: "Der mit dem roten Pullover!" So wird Alex schnell ermittelt und entschuldigt sich danach bei Zottel.
Übrigens wird Alex nicht etwa festgenommen und in Handschellen abgeführt. Denn auch das wollen die Polizisten klarstellen: "Wir nehmen keine Kinder mit."Davor braucht sich niemand zu fürchten.
Vor ein paar Monaten gab es Pläne des Innenministeriums, im Rahmen einer Polizeireform die Puppenbühnen abzuschaffen. Bislang ist es dazu aber nicht gekommen. Elke Krebs hofft, dass sie und ihre Kollegen noch lange weiterspielen können, um Kinder zu unterhalten und ihnen gleichzeitig die Arbeit der Polizei näherzubringen. Den Kelberger Kindern jedenfalls hat es gefallen: Sie danken mit kräftigem Applaus.
Extra

Alle Kindergärten, Kindertagesstätten und Grundschulen im Bereich des Polizeipräsidiums Trier können das Angebot der Puppenbühne kostenlos nutzen. Auftritte bei privaten Veranstaltungen wie Kindergeburtstagen sind nicht möglich. Weitere Informationen gibt es unter Telefon 0651/9779-1250 oder -1253, per E-Mail: pptrier.puppenbuehne@polizei.rlp.de sowie im Internet auf www.polizei.rlp.de unter den Menüpunkten Dienststellen/Präsidium Trier/Puppenbühne. daj

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